# taz.de -- Hamburger Koalitionsverhandlungen: Das Heim bleibt auf dem Tisch | |
> SPD und Grüne in Hamburg wollen nun doch eine geschlossene Unterbringung | |
> für problematische Jugendliche – am liebsten zusammen mit Bremen. | |
Bild: Nach dem Heimskandal ist vor dem Wegsperren - möglichst nicht in Hamburg. | |
HAMBURG taz | Hamburg wird auch unter einem rot-grünen Senat an der | |
Unterbringung straffälliger Jugendlicher in einem geschlossenen Heim | |
festhalten. Das haben nach taz-Informationen die Verhandlungsdelegationen | |
von SPD und Grünen am Dienstagabend im Hamburger Rathaus beschlossen. | |
Offizielle Stellungnahmen zu diesem Beschluss – wie auch zu anderen dort | |
gefassten – gibt es nicht. | |
Die Grünen haben ein geschlossenes Heim stets strikt abgelehnt, unter | |
Berufung auf schlechte Erfahrungen mit dem „Kinderknast“ in der Hamburger | |
Feuerbergstraße sowie den Skandalen um die Haasenburg-Heime in Brandenburg, | |
in denen auch Hamburger Jugendliche untergebracht waren. Beide | |
Einrichtungen sind seit Langem dicht, in Hamburg kümmert sich seit einem | |
Jahr ein Trägerverbund um individuelle Lösungen, wo früher vielleicht | |
weggesperrt worden wäre. Das aber auch in Zukunft zu können, daran hält die | |
Hamburger SPD fest. | |
Dem Vernehmen nach erreichten die Grünen in den Verhandlungen lediglich | |
eine intensivere sozialpädagogische Betreuung gefährdeter Jugendlicher in | |
Wohngruppen oder eigenen Wohnungen, um sie vor einem Gang hinter Gitter zu | |
bewahren. Dieser aber bleibt als letzte Möglichkeit ausdrücklich erhalten. | |
Die Sozialbehörde darf nun die bereits begonnenen Gespräche mit Bremen über | |
eine Zusammenarbeit fortsetzen. Dort gibt es ein angeblich geeignetes | |
Gebäude für solch eine Einrichtung, Hamburg hat einen Träger zu bieten, der | |
dieses Heim zu betreiben bereit ist. In Bremen gibt es eine Gruppe | |
minderjähriger Flüchtlinge, von denen es heißt, sie hätten lange auf der | |
Straße gelebt und seien nicht zugänglich. Strittig ist allerdings, ob diese | |
beiden verschiedenen Gruppen unter einem Dach unterzubringen eine | |
gedeihliche Lösung sein kann. | |
SPD und Grüne haben am Mittwoch ihre Verhandlungen über letzte strittige | |
Punkte fortgesetzt, darunter auch die Kompromisssuche bei strittigen Themen | |
in der Innen- und Flüchtlingspolitik. Ab Donnerstag wollten sie sich über | |
die finanziellen Auswirkungen ihrer in 15 Verhandlungsrunden getroffenen | |
Vereinbarungen verständigen. Abschließend stehen der Zuschnitt der Behörden | |
und die Ressortverteilung auf der Tagesordnung. Die Grünen wollen, wie | |
schon in der schwarz-grünen Koalition, drei von elf SenatorInnen stellen, | |
die SPD möchte ihnen nur zwei zugestehen. | |
Der fertige Koalitionsvertrag könnte am Ostermontag vorgestellt werden, | |
danach soll am 12. April ein Parteitag der Grünen und zwei Tage später der | |
SPD die Vereinbarungen absegnen. Am 15. April soll in der Bürgerschaft die | |
rot-grüne Koalition Realität werden. | |
3 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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