Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar geschlossene Heime: Kein Spielraum für Experimente
> Es gibt keinen Anspruch der Gesellschaft auf eine von auffälliger Jugend
> gesäuberte Stadt. Doch es gibt den Anspruch für Minderjährige, Hilfe zu
> bekommen.
Bild: Olaf Emig fürchtet, dass sich durch das geplante Jugendheim wieder "eine…
Die Versorgung von minderjährigen Flüchtlingen ist eine Herausforderung für
Städte wie Hamburg und Bremen. Die Pläne für ein geschlossenes Heim
scheinen aber eher der bevorstehenden Wahl an der Weser geschuldet als
reiflicher Überlegung. Nur nicht rechts überholen lassen von CDU oder AfD,
scheint die Devise.
Doch auch rechte Parteien müssen sich ans Gesetz halten. Geschlossene Heime
sind keine Kindergefängnisse, in die man mühelos junge Menschen stecken
kann. Freiheitsentziehung in der Jugendhilfe wird von Richtern nur erlaubt,
wenn eine Kindeswohlgefährdung nicht anders abgewendet werden kann.
Die Jugenddelinquenz sinkt seit Jahren, aber sie wird nie ganz
verschwinden. Es gibt keinen Anspruch der Gesellschaft auf eine von
auffälliger Jugend gesäuberte Stadt. Doch es gibt zweifellos Probleme und
es gibt den Anspruch für Minderjährige, die passende Hilfe zu bekommen.
Ob ein Platz im geschlossenen Heim dazu gehört, ist umstritten. Was hilft
es, wenn junge Menschen mit Problemen auf engem Raum zusammen sind? Vieles,
was in Heimkonzepten steht, klingt nur gut. Im Alltag gelebt, können dort
gepriesene enge Strukturen und Phasen-Modelle mit unterschiedlichem Grad an
Freiheitsentzug zur Hölle werden. Und dass so ein Heim Jugendliche vor dem
Knast bewahrt, ist nicht belegt.
Wer geschlossene Heime sagt, muss die Gefahr von Machtmissbrauch mitdenken,
ist in der Bringschuld dazulegen, wie er eine Schädigung der Insassen
verhindert. Hier ist nach jüngsten Heimskandalen kein Spielraum mehr für
Experimente.
Vielleicht lassen sich deshalb die Hamburger SPD-Genossen mit ihrem
angekündigten geschlossenen Heim mehr Zeit. Eine kleine Gruppe der
Hamburger Jugendflüchtlinge gilt als drogenabhängig oder traumatisiert.
Aber für sie ist kein geschlossenes Heim geplant. Stattdessen reagiert die
Stadt mit einem, teilweise umstrittenen, aber differenzierten
Maßnahmepaket.
10 Feb 2015
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Minderjährige Geflüchtete
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Flüchtlinge
Hamburg
geschlossene Heime
Straffällige Jugendliche
Asylpolitik
geschlossene Heime
Bremen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hilfe für Jugendliche: „Es gibt null Untersuchungen“
Der Kriminologe und Sozialpädagoge Olaf Emig über die geschlossene
Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge und Defizite der Bremer
Jugendhilfeträger.
Hamburger Koalitionsverhandlungen: Das Heim bleibt auf dem Tisch
SPD und Grüne in Hamburg wollen nun doch eine geschlossene Unterbringung
für problematische Jugendliche – am liebsten zusammen mit Bremen.
Umstrittene Heimpolitik: Hamburg will Jugendliche stören
Hamburg betreut schwierige junge Flüchtlinge jetzt im Industriegebiet. Es
gibt Restriktionen, aber kein Schloss. Bremen plant geschlossenes Heim für
diese Gruppe.
Straffällige Jugendliche: Hamburg sperrt in Bremen ein
Ein neuer Träger, an dem die Stadt Hamburg beteiligt ist, soll in Bremen
ein geschlossenes Heim einrichten. Dabei gibt es in beiden Städten
erfolgreiche Alternativen.
Missstände in der Flüchtlingspolitik: Die zwei Gesichter der Stadt
Flüchtlingsräte aller Länder trafen sich in Bremen. Kritik an der Regierung
gibt es vor allem, wenn es um unbegleitete Minderjährige geht.
Experten gegen geschlossenes Heim: Rechtsstaat auch im Dunkeln
Psychologen und Juristen kritisieren die geschlossene Unterbringung von
delinquenten jugendlichen Flüchtlingen. Der CDU geht's nicht schnell genug.
Kriminelle Minderjährige: Bremen sperrt Flüchtlingskinder ein
Rot-Grün will straffällige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einem
geschlossenen Heim neben dem Gefängnis unterbringen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.