# taz.de -- Ex-Justizministerin über Flugkatastrophe: „1.000 Prozent Sicherh… | |
> Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine kämpft Sabine | |
> Leutheusser-Schnarrenberger weiter gegen die Lockerung des Datenschutzes | |
> an. | |
Bild: Bleibt bei ihrer Meinung: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. | |
BERLIN taz | In der Diskussion um mögliche Folgen aus der | |
Germanwings-Katastrophe warnt die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger davor, die Schweigepflicht für Ärzte zu | |
lockern. | |
„Ich halte eine Öffnung des Arztgeheimnisses für problematisch“, sagte | |
Leutheusser-Schnarrenberger der [1][taz.am wochenende]. „Hier lag es nach | |
derzeitigen Informationen doch wohl daran, dass der Co-Pilot seine | |
Krankschreibung verschwiegen hat“, erklärte Leutheusser-Schnarrenberger, | |
die für die FDP bis zum Herbst 2013 das Justizministerium geführt hatte. | |
Sie sehe, sagte Leutheusser-Schnarrenberger, „eher ein Defizit beim | |
Arbeitgeber, der seine Personalauswahl sorgfältiger treffen und bei | |
Problemsituationen im Zweifel für die Sicherheit entscheiden muss.“ Die | |
gesundheitlichen Probleme seien ja in diesem Fall bekannt gewesen. | |
Leutheusser-Schnarrenberger war in ihrer ersten Amtszeit im Kabinett Helmut | |
Kohls zurückgetreten, nachdem gegen ihren Willen der sogenannte große | |
Lauschangriff beschlossen worden war. Ihr Nachfolger im Justizministerium | |
Heiko Maas muss nun angeblich an einem Gesetzentwurf zur | |
Vorratsdatenspeicherung arbeiten, obwohl er eigentlich dagegen war. | |
„Mit 80 Prozent Mehrheit im Bundestag kann alles beschlossen werden, auch | |
eine verfassungswidrige Vorratsdatenspeicherung“, sagt | |
Leutheusser-Schnarrenberger. „Es gibt Vorschläge, die haben Innenpolitiker | |
seit Jahren in der Schublade, und sobald ein Anlass da ist, werden die | |
herausgeholt“, ergänzt sie. „Dabei ist gerade nach den fürchterlichen | |
Anschlägen auf Charlie Hebdo eines klar geworden: Die | |
Vorratsdatenspeicherung in Frankreich hat sie nicht verhindert.“ | |
Wenn ein Ereignis wie in Paris oder Kopenhagen stattfinde, dann sagten | |
viele: Wenn das wirklich mehr Sicherheit bringen könnte, bin ich dafür. Ich | |
habe nichts zu verbergen. „Die Leute kommen aber ins Zögern, wenn man | |
nachfragt: Möchten Sie tatsächlich, dass ihr Telefonverhalten gespeichert | |
wird und man nachvollziehen kann, wann sie mit wem gesprochen haben, mit | |
den Anonymen Alkoholikern, dem Finanzamt oder einer Dame aus dem | |
Rotlichtmilieu?“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger in der taz.am | |
wochenende. | |
Es sei wichtig, Gefahren nicht zu verniedlichen und nichts zu tun, was mit | |
unserem Rechtsstaat unvereinbar ist, um die Gefährdungen so gering wie | |
möglich zu halten. „Wir müssen aber deutlich machen, dass es eine | |
tausendprozentige Sicherheit nicht gibt“, erklärte die ehemalige | |
Justizministerin. | |
Das komplette Interview mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger über die | |
Anfeindungen während ihrer Amtszeit, ihre Rolle in einem Google-Beirat und | |
den Brüderle-Skandal lesen Sie in der [2][taz.am wochenende vom 4./5./6. | |
April 2015]. Außerdem erzählen wir anlässlich zu Ostern Geschichten vom | |
Verschwinden und Auftauchen. Und: Micha Brumlik bespricht Heideggers | |
Aufzeichnungen aus den Jahren 1942 bis 1948. Am Kiosk, [3][eKiosk] oder | |
gleich [4][im praktischen Wochenendabo]. | |
4 Apr 2015 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Gernert | |
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