| # taz.de -- Verkehrsbetriebe in der Krise: BVG macht massiv Miese | |
| > Die landeseigene BVG hat 2024 einen Verlust von fast 56 Millionen Euro | |
| > eingefahren. Auch für das laufende Jahr sehen die Prognosen düster aus. | |
| Bild: Bewährte Berliner Geduldsprobe: Warten auf die U-Bahn | |
| Berlin taz | Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) schlittern immer weiter in | |
| die Miesen: Nicht nur im vergangenen Jahr verbuchte das landeseigene | |
| Unternehmen ein Defizit von fast 56 Millionen Euro – auch für 2025 ist ein | |
| Jahresfehlbetrag in gleicher Höhe längst eingepreist. | |
| Das geht aus einem nicht-öffentlichen Bericht der Senatsfinanzverwaltung an | |
| das Abgeordnetenhaus hervor, der der taz vorliegt. Und demnach läuft bei | |
| den BVG-Finanzen fast nichts mehr nach Plan. | |
| Deutlich wird das etwa bei den Ausgleichszahlungen für das | |
| Deutschlandticket und [1][die Berliner ÖPNV-Extrawurst 29-Euro-Ticket]. | |
| Hatte der Konzern ursprünglich mit 296 Millionen Euro von Land und Bund für | |
| 2024 gerechnet, flossen am Ende nur 194 Millionen Euro in die BVG-Kassen. | |
| Auch sonst zeichnet das Dokument, über das zuerst das Portal Business | |
| Insider berichtet hatte, ein düsteres Bild von der Lage bei der BVG. Nicht | |
| zuletzt im Bereich der U-Bahn wird noch mal aufgelistet, was nicht | |
| funktioniert: von der überalterten Fahrzeugflotte über Verzögerungen bei | |
| der Beschaffung von Ersatzteilen bis zu den [2][Lieferproblemen bei neuen | |
| U-Bahnen]. | |
| Im Ergebnis führe die Fahrzeugmisere [3][zusammen mit dem Personalmangel | |
| und dem hohen Krankenstand im Fahrdienst] „zu überfüllten Zügen, langen | |
| Wartezeiten und Anpassungen bei den Fahrplänen“ und damit zur | |
| „Unzufriedenheit der Fahrgäste“, bilanziert der Bericht das für | |
| BVG-Kund:innen seit Langem Offensichtliche. | |
| ## Weg? Welcher Weg? | |
| Die Bestandsaufnahme widerlegt letztlich auf eindrückliche Weise die | |
| jüngsten Einlassungen von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) zur BVG-Krise. | |
| „Krise? Welche Krise?“, [4][hatte Bonde Mitte Februar gesagt]. 95 Prozent | |
| aller Berliner:innen erreichten in fünf Minuten eine Haltestelle, neue | |
| Busse und Bahnen würden geliefert. | |
| Das alles sei, so Bonde vor gut einem Monat, der schwarz-roten | |
| Landesregierung zu verdanken: „Endlich gibt es einen Senat, der den | |
| richtigen Weg einschlägt. Es gibt nichts zu meckern.“ | |
| Weg? Welcher Weg? Angesichts des Berichts sieht die verkehrspolitische | |
| Sprecherin der Grünen-Fraktion, Antje Kapek, bei der Senatorin „einen | |
| besorgniserregenden Realitätsverlust“. Das Dokument bestätige die | |
| „alarmierenden Risiken“ für die BVG. Der Senat müsse jetzt „die geplant… | |
| Haushalts- und Investitionskürzungen zurücknehmen“ und „sich klar zu | |
| höheren Finanzmitteln im Verkehrsvertrag bekennen“, fordert Kapek. | |
| Kristian Ronneburg, der Verkehrsexperte der Linksfraktion, mahnt zugleich | |
| an, dass Schwarz-Rot endlich anfängt, bei Investitionen „intelligent“ zu | |
| priorisieren. Dazu gehöre zum Beispiel preiswerteren und schneller zu | |
| realisierenden Straßenbahnplanungen den Vorrang einzuräumen vor neuen | |
| U-Bahnstrecken. „Aber genau das macht der Senat ja nicht“, sagt Ronneburg | |
| zur taz. | |
| ## Revision des Verkehrsvertrags | |
| Die Verkehrsbetriebe selbst richten ihren Blick erst mal auf die anstehende | |
| Revision des besagten Verkehrsvertrags mit dem Land Berlin. Aktuell geht | |
| der Konzern noch davon aus, dass für ihn nach der Neuverhandlung mehr Geld | |
| herausspringt als bisher. Konkret plant man für 2026 und die Folgejahre mit | |
| jeweils über 630 Millionen Euro aus dem Verkehrsvertrag – ein Plus von mehr | |
| als 130 Millionen gegenüber dem laufenden Jahr. | |
| Ob es zu dem gewünschten Zuschlag kommt, steht freilich in den Sternen. | |
| Schon im Sommer 2024 hatte der SPD-Chefhaushälter Torsten Schneider | |
| erklärt, [5][in den Verkehrsverträgen stecke vor allem „grüne | |
| Fantasiepolitik“ drin, „lauter Fata Morganas“]. Das werde sich Schwarz-Rot | |
| bei Gelegenheit „ansehen“. | |
| Die BVG warnt denn auch schon vor den Konsequenzen möglicher Kürzungen: | |
| „Sollten die geplanten Ausgleichsbeträge in der Höhe durch das Land Berlin | |
| aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht gezahlt werden, besteht für | |
| die BVG ein erhebliches Finanzierungsrisiko.“ | |
| Das ist freundlich formuliert. Antje Kapek von den Grünen sieht bereits | |
| „die gesamte BVG in Gefahr – bis hin zur Pleite“. | |
| 10 Mar 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /29-Euro-Ticket-in-Berlin/!6056307 | |
| [2] /Zughersteller-Stadler-in-der-Krise/!6070332 | |
| [3] /Arbeitskampf-bei-der-BVG/!6068815 | |
| [4] /Plenarsitzung-im-Abgeordnetenhaus/!6065491 | |
| [5] /Spardebatte-im-Berliner-Abgeordnetenhaus/!6012117 | |
| ## AUTOREN | |
| Rainer Rutz | |
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