| # taz.de -- Kein Geld mehr für Kiezblocks: „Diese Senatorin will Veränderun… | |
| > CDU und Senat sollten die Maßnahmen für Verkehrssicherheit nicht | |
| > torpedieren, findet die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, | |
| > Clara Herrmann. | |
| Bild: Die dürfen wohl bleiben: Poller im Bellermann-Kiezblock im Bezirk Mitte | |
| taz: Frau Herrmann, [1][CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde] hat Mitte das Geld | |
| für das bezirksweite [2][Kiezblock-Modellprojekt gestrichen] und verkündet, | |
| das gelte künftig für die gesamte Stadt. Wie finden Sie diesen Move? | |
| Clara Herrmann: Die Verkehrspolitik der CDU glänzt durch Ideenlosigkeit. Es | |
| gibt so viele Baustellen, die dringend angepackt werden müssen, [3][von | |
| maroder Infrastruktur] [4][bis zur Krise der BVG]. Stattdessen wickelt Frau | |
| Bonde Ideen für eine zukunftsfähige Stadt ab und greift in unsere | |
| originären Zuständigkeiten ein. Angesichts der Verwaltungsreform, die sich | |
| gerade im parlamentarischen Prozess befindet, ist das das Allerletzte. | |
| Genau hier haben wir doch schon klare Zuständigkeiten: Für Nebenstraßen | |
| sind die Bezirke zuständig. Das ignoriert die Senatorin komplett, um ihre | |
| ideologische Politik zu platzieren. Während Metropolen weltweit ins 21. | |
| Jahrhundert gehen und auf die menschenfreundliche Stadt setzen, agiert die | |
| Senatorin in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. | |
| taz: Was ist dran an der Begründung, Einsatzkräfte oder AnwohnerInnen seien | |
| bislang nicht ausreichend mitgedacht worden? | |
| Herrmann: Das sind Scheinargumente und Nebelkerzen einer brachialen | |
| Autopolitik. Es ist überdeutlich, dass die Wege in Berlin zum allergrößten | |
| Teil zu Fuß, auf dem Rad oder mit dem ÖPNV zurückgelegt werden. In fast | |
| allen Städten in Deutschland funktionieren FußgängerInnenzonen seit eh und | |
| je, da klappt auch die Versorgung problemlos. In unserem Bezirk werden | |
| natürlich die Träger öffentlicher Belange eingebunden, das ist in Mitte | |
| nicht anders. Was bei mir überwiegend ankommt, ist, dass vielen die | |
| Umsetzung von Verkehrsberuhigung nicht zügig genug geht. Die Anwohnenden | |
| wollen zum Beispiel, dass ihre Kinder so schnell wie möglich einen sicheren | |
| Schulweg haben. | |
| taz: Sind Poller im Zweifel also nicht lebensgefährlich? | |
| Herrmann: Nein, und die Debatte ist absurd. Sie ignoriert komplett, dass | |
| Poller für uns kein Selbstzweck sind. Sie sind an bestimmten Stellen | |
| notwendig, um für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. Wir würden es selbst | |
| gerne ohne Poller machen, aber die sind nun mal notwendig, wenn Regeln wie | |
| Einfahrtverbote ignoriert werden, wenn Kreuzungsbereiche zugeparkt werden, | |
| wo dann Einsatzkräfte nicht um die Kurve kommen, weil Autos im Weg sind. | |
| taz: Was macht Friedrichshain-Kreuzberg in Sachen Verkehrsberuhigung anders | |
| als Mitte? | |
| Herrmann: Wir haben ebenfalls viele Initiativen, die über | |
| EinwohnerInnenanträge von der BVV beschlossen wurden. Allerdings haben wir | |
| darauf aufbauend entschieden, uns den gesamten Bezirk anschauen und haben | |
| ein Konzept der flächendeckenden Verkehrsberuhigung erarbeitet, die wir | |
| über eine Priorisierung Schritt für Schritt umsetzen. Die Grundlage dafür | |
| sind verschiedenste Daten wie Verkehrsgefährdung und Umweltgerechtigkeit. | |
| Auch die BVV hat dem zugestimmt. | |
| taz: Und werden auch diese Maßnahmen von den Mittelkürzungen betroffen | |
| sein? | |
| Herrmann: Das müssen wir uns genau anschauen. Auf den Ostkreuzkiez, in dem | |
| wir aktuell aktiv sind – als Nächstes richten wir eine Schulzone vor der | |
| Jane-Goodall-Schule in der Scharnweberstraße ein –, hat das keine | |
| Auswirkungen, weil da gar keine Gelder der Verkehrsverwaltung drinstecken. | |
| Das sind zum Teil Eigenmittel, zum Teil Mittel der Senatsverwaltung für | |
| Stadtentwicklung. Aber grundsätzlich sind die Berliner Bezirke natürlich | |
| finanziell komplett vom Land abhängig. Was es konkret am Ende bedeutet, | |
| wenn die Töpfe für den Fuß- und Radverkehr zusammengestrichen werden, kann | |
| ich jetzt noch nicht sagen. Was ich sagen kann: Wenn die CDU keine eigenen | |
| Ideen hat, sollte sie wenigstens die Bezirke an der Stadt der Zukunft | |
| arbeiten lassen. | |
| taz: Sie haben die Verwaltungsreform erwähnt. Untergräbt der Senat gerade | |
| die Zustimmung der Grünen für dieses jahrzehntealte Projekt? | |
| Herrmann: Das Vorgehen der Senatorin zeigt ganz deutlich: Für sie sind | |
| Regeln und das in der Verwaltungspraxis so wichtige Halten von Zusagen | |
| zweitrangig, wenn es darum geht, eine ideologische Message zu verbreiten | |
| und Veränderung zu verhindern. Wir sprechen schon lange über die Reform und | |
| dass es in Berlin klare Zuständigkeiten braucht. Was gerade aus der | |
| Verkehrsverwaltung kommt, ist das komplette Gegenteil. Eine | |
| Senatsverwaltung soll sich um gesamtstädtische Steuerungsaufgaben kümmern | |
| und nicht um die Poller in einem Kiezblock oder wie wir die Sicherheit vor | |
| einer Schule organisieren. | |
| 20 May 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Berlins-CDU-Verkehrssenatorin-Ute-Bonde/!6085934 | |
| [2] /Aus-fuer-Kiezblock-Projekt/!6088208 | |
| [3] /Bruecken-Chaos-im-Berliner-Suedosten-/!6089253 | |
| [4] /Verkehrsbetriebe-in-der-Krise/!6071491 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
| ## TAGS | |
| Ute Bonde | |
| Clara Herrmann | |
| Mobilitätswende | |
| Kiezblock | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Mobilitätswende | |
| Friedrichshain-Kreuzberg | |
| A100 | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| BVG | |
| Ute Bonde | |
| BVG | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kiezblock-Stopps durch Ute Bonde: Vertrag ignoriert – teuer bezahlt | |
| Eine Akteneinsicht deckt Fehlverhalten der Verkehrssenatorin bei dem | |
| Finanzierungsstopp für Kiezblocks auf. Das kostet Berlin viel Geld. | |
| Kontroverse um Kiezblocks: Koalition kriegt die Poller-Krise | |
| Im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses geht die SPD hart mit | |
| Senatorin Ute Bonde ins Gericht. Die hatte Kiezbklock-Mittel für Mitte | |
| gestoppt. | |
| Zaun im Görlitzer Park: Zürich zum Vorbild nehmen | |
| Bezirksbürgermeisterin Herrmann befürwortet eine Sicherheitszentrale im | |
| Görlitzer Park anstelle eines Zauns. Der Baubeginn steht unmittelbar | |
| bevor. | |
| Senat streicht Kiezblock-Mittel: Senat blockt Geld für Kunger-Kiez | |
| Das Viertel um die Karl-Kunger-Straße in Alt-Treptow ist das nächste Opfer | |
| der Kiezblock-Kehrtwende von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). | |
| Berlins CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde: Todesstern der Verkehrswende | |
| Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) ist seit genau einem Jahr im Amt. Ihre | |
| Bilanz ist verheerend, sie agiere völlig konzeptionslos, sagen | |
| Kritiker:innen. | |
| Brücken-Chaos im Berliner Südosten: Alles geht kaputt, alles geht in Schutt | |
| Rund um die einsturzgefährdete Brücke an der Wuhlheide geht nichts mehr. Im | |
| Eiltempo soll der Abriss erfolgen, damit bald wieder die Tram fahren kann. | |
| Aus für Kiezblock-Projekt: Geldfluss abgeklemmt, Partner düpiert | |
| CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde lässt ein Kiezblock-Modellprojekt in Mitte | |
| vor die Wand fahren. Die Reaktionen: Fassungslosigkeit und Ärger. | |
| Verkehrsbetriebe in der Krise: BVG macht massiv Miese | |
| Die landeseigene BVG hat 2024 einen Verlust von fast 56 Millionen Euro | |
| eingefahren. Auch für das laufende Jahr sehen die Prognosen düster aus. |