# taz.de -- Senat streicht Kiezblock-Mittel: Senat blockt Geld für Kunger-Kiez | |
> Das Viertel um die Karl-Kunger-Straße in Alt-Treptow ist das nächste | |
> Opfer der Kiezblock-Kehrtwende von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). | |
Bild: Ganz im Norden von Treptow-Köpenick soll der Verkehr beruhigt werden –… | |
Berlin taz | Gerade mal eine Woche ist es her, dass die | |
Senatsverkehrsverwaltung [1][das umfangreiche Modellprojekt „Kiezblocks für | |
Mitte“ stoppte], indem es die bereits zugesagten Mittel zurückzog. Die | |
Ankündigung, auch kein Geld mehr für ähnliche Verkehrsberuhigungs-Projekte | |
in der ganzen Stadt zur Verfügung zu stellen, hat sich schon bewahrheitet: | |
Jetzt wurden dem Bezirksamt Treptow-Köpenick die Fördermittel für den | |
Kunger-Kiezblock in Alt-Treptow gestrichen – laut Bezirksstadträtin Claudia | |
Leistner (Grüne) geht es dabei um 100.000 Euro. | |
Dieser Betrag war für die Ausführungsplanung von Maßnahmen rund um die | |
Bouchéstraße vorgesehen: Insbesondere soll hier eine Fahrradstraße angelegt | |
werden. Der nach der Karl-Kunger-Straße benannte Kiezblock soll den | |
Durchgangsverkehr aus dem Viertel heraushalten, das Bezirksamt plant ihn | |
auf der Grundlage von zwei Beschlüssen der Bezirksverordnetenversammlung | |
(BVV) – einer davon ging auf einen Einwohnerantrag von 2022 zurück. | |
Damit ein solcher Antrag in der BVV behandelt wird, müssen mindestens 1.000 | |
Unterschriften eingereicht werden. [2][Beteiligung von BürgerInnen gab es | |
anschließend auch] bei der Entwicklung eines Verkehrs- und | |
Freiraumkonzepts, das die Grundlage für den künftigen Kiezblock bilden | |
soll. | |
„Mit großem Bedauern und vollständigem Unverständnis“ nehme sie die | |
Entscheidung der Verwaltung von Senatorin Ute Bonde (CDU) zur Kenntnis, so | |
Stadträtin Leistner. Sie sieht darin einen „Rückschlag für eine | |
menschengerechte und klimafreundliche Stadtentwicklung sowie eine moderne | |
und nachhaltige Verkehrsplanung“. Schließlich stehe die Eröffnung des 16. | |
Bauabschnitts der A 100 kurz bevor. | |
Die Anschlussstelle Am Treptower Park, wo die Stadtautobahn A100 nach | |
Freigabe des neuen Teilstücks im September enden bzw. beginnen wird, liegt | |
nur wenige hundert Meter vom Kunger-Kiez entfernt. Viele AnwohnerInnen und | |
KritikerInnen der Autobahn befürchten, dass es dann im Umfeld zu Stau, Lärm | |
und erhöhter Unfallgefahr kommt – zumal gleich nebenan mit dem noch Jahre | |
dauernden Neubau der Elsenbrücke über die Spree ein weiteres Nadelöhr für | |
Probleme sorgt. | |
## Effekt der A100 muss sich in der Praxis zeigen | |
Wie genau sich die A100 auf den Kunger-Kiez auswirkt, wird sich im Herbst | |
in der Praxis zeigen. Dass sie auch einen entlastenden Effekt haben könnte, | |
ist zumindest nicht auszuschließen, immerhin bietet sie dann auch eine | |
Umfahrungsmöglichkeit für Verkehre zwischen Neukölln und Friedrichshain. | |
Claudia Leistner weist darauf hin, dass es für die Anschlussstelle kein | |
Verkehrskonzept im eigentlichen Sinne gebe. Die Senatsverwaltung operiere | |
lediglich mit dem Planfeststellungsbeschluss, in dem die zwischenzeitlich | |
abgerissene Elsenbrücke natürlich keine Rolle spielt. | |
Die überraschende Entscheidung der Senatorin, keine Kiezblock-Projekte der | |
Bezirke mehr zu fördern, hatte wütende Reaktionen von AktivistInnen und | |
PolitikerInnen hervorgerufen, die sich für eine Mobilitätswende weg vom | |
Auto einsetzen. Die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, [3][Clara | |
Herrmann, sprach im taz-Interview] von der „Ideenlosigkeit der CDU“ und | |
„ideologischer Politik“. Konzeptionell agiere Ute Bonde „in den 60er Jahr… | |
des letzten Jahrhunderts“. | |
Gabi Jung, Geschäftsführerin des BUND Berlin, nannte das „Kiezblock-Verbot | |
für die Bezirke“ ein „verstörend destruktives Vorgehen“. Der Senat wolle | |
dem Auto eine bedingungslose Vorrechtsstellung in Berlin sichern, entgegen | |
der Ziele der „Vision Zero“ und der Klimaneutralität. | |
Um ein „Verbot“ handelt es sich freilich im engeren Sinne nicht – nur um | |
den Versuch der finanziellen Austrocknung. Laut Claudia Leistner prüft das | |
Bezirksamt Treptow-Köpenick jetzt, ob für den Kunger-Kiezblock bezirkliche | |
Eigenmittel umgeleitet oder welche anderen Landesmittel genutzt werden | |
können. „Wahrscheinlich werden wir die Ausführungsplanung in leicht | |
reduziertem Umfang in Auftrag geben müssen“, so Leistner zur taz. „Es ist | |
aber ganz sicher nicht das Aus für den Kiezblock – schließlich haben wir | |
dafür einen politischen Auftrag.“ | |
23 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Aus-fuer-Kiezblock-Projekt/!6088208 | |
[2] https://mein.berlin.de/projekte/kiezblock-kungerkiez/information/ | |
[3] /Kein-Geld-mehr-fuer-Kiezblocks/!6085935 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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