| # taz.de -- Gastkommentar von Oliver Schwedes: Die Partei der Nein-Sager sollte… | |
| > Mit dem Stopp der Kiezblocks beweist die CDU verkehrspolitische | |
| > Planlosigkeit. Dabei steht die Verkehrsberuhigung für das viel | |
| > propagierte Miteinander. | |
| Bild: Viel Show, wenig Plan: Verkehrssenatorin Senatorin Ute Bonde (CDU) tut so… | |
| Unsere Mobilitätspolitik setzt auf ein Miteinander und nicht auf ein | |
| Gegeneinander“, heißt es im Koalitionsvertrag von CDU und SPD. Doch seit | |
| die CDU nach der Wiederholungswahl 2023 das Verkehrsressort übernahm, | |
| schaffen die Konservativen vor allem ab, was ihnen nicht gefällt: keine | |
| autofreie Friedrichstraße, keine neuen Radwege, kein Tempo 30 auf | |
| Hauptstraßen, [1][und, als] [2][wenn das nicht genug wäre,] [3][nun auch | |
| keine Kiezblocks.] Mit dem Stopp des Kiezblocks in Mitte statuierte die | |
| Verkehrssenatsverwaltung gleich eine „grundsätzliche Entscheidung für | |
| zukünftige Projekte dieser Art im gesamten Stadtgebiet“. | |
| Die CDU hat sich den Habitus des pathologischen Nein-Sagers zugelegt und | |
| arbeitet sich ausschließlich an der Verkehrspolitik der grün-roten | |
| Vorgängerregierung ab. Sie pflegt damit, entgegen dem lautstark | |
| propagierten Miteinander, das altbekannte Gegeneinander. | |
| Ebenso standhaft wie im alten Märchen des Suppenkaspers – „Ich esse meine | |
| Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“ – weigert sich die CDU, | |
| eine konstruktive Verkehrsprogrammatik zu entwickeln. Stattdessen dient ihr | |
| [4][die medienwirksam veröffentlichte Kampagne eines Miteinanders aller | |
| Verkehrsteilnehmenden] als Feigenblatt, hinter dem sie ihre fehlende | |
| verkehrspolitische Programmatik versteckt. | |
| Dabei bieten sich gerade die Kiezblocks für ein Miteinander an, geht es | |
| doch darum, Durchgangsverkehr aus Wohnstraßen herauszuhalten, die dafür | |
| nicht ausgelegt sind und die Lebensqualität der Anwohner:innen | |
| gravierend einschränken. Die Anwohner:innen wiederum dürfen wie andere | |
| Anlieger auch (Lieferverkehr, Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr) weiterhin mit | |
| ihrem Auto in das Gebiet fahren. | |
| ## Feindbild Poller | |
| Die berüchtigten Poller sollen also eine verkehrliche Fehlentwicklung | |
| korrigieren und den Durchgangsverkehr auf die ihm zugewiesenen | |
| Hauptverkehrsstraßen zurückverweisen. Wie [5][Helmut Höge in seiner | |
| „Pollerforschung“] zeigt, übernehmen Poller die Aufgabe von | |
| Verkehrspolizist:innen: „Es sind stumme Polizisten, die ebenso wie die | |
| Beamten verkehrsordnend intervenieren (sollen).“ | |
| Leider kann sich Berlin nicht so viele Beamte leisten, wie Poller notwendig | |
| sind, denn das hätte den Vorteil, dass die Polizist:innen den | |
| durchfahrenden Menschen vor Ort erklären könnten, dass ihr jahrelanges | |
| Gewohnheitsrecht niemals rechtens war und für die Anwohner:innen eine | |
| unzumutbare Belastung darstellt. Diese vermittelnde Aufgabe der | |
| Polizist:innen können die stummen Poller nicht leisten, weshalb sie von | |
| den Betroffenen, die ihren Sinn nicht verstehen, weil es ihnen niemand | |
| erklärt, als Zumutung empfunden werden. | |
| An dieser Stelle könnte die CDU mit ihrem Konzept des Miteinanders tätig | |
| werden, indem sie medienwirksam allen Parteien erklärt, dass für den | |
| Durchgangsverkehr immer schon die Hauptverkehrsstraßen vorgesehen waren und | |
| nicht die engen Wohnstraßen. Das lässt sich in den verkehrstechnischen | |
| Regelwerken nachlesen, die mit Blick auf den Paragrafen 1 der | |
| Straßenverkehrsordnung entworfen wurden: „Wer am Verkehr teilnimmt, hat | |
| sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, | |
| als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird“. | |
| Es wäre somit ganz im Geiste eines Miteinanders, wenn sich die | |
| Verkehrspolitik der CDU auf die Straßenverkehrsordnung und die etablierten | |
| technischen Regelwerke besinnt. Sie sollte den Menschen endlich erklären, | |
| warum es Zeit ist, sich auf das Miteinander zu besinnen. | |
| Andernfalls geht es der CDU wie dem Suppenkasper im Märchen, der verhungert | |
| – beziehungsweise im nächsten Jahr abgewählt wird. | |
| 26 May 2025 | |
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| Oliver Schwedes | |
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