# taz.de -- Racial Profiling auf St. Pauli: Polizeikontrollen kontrollieren | |
> Mit der steigenden Zahl der Kontrollen der Task Force Drogen wächst der | |
> Widerstand von AnwohnerInnen. Die werfen der Polizei Rassismus vor. | |
Bild: Cop watch auf St. Pauli: Aktivisten begleiten Polizeikontrollen mit Schil… | |
HAMBURG taz | „Cop watch“, nennt ein Anwohner das, was am vergangenen | |
Samstag in der Hafenstraße stattgefunden hat: Da hielten AktivistInnen | |
neben den BeamtInnen der Task Force Drogen Pappschilder hoch, auf denen | |
Slogans standen wie: „Hier komme ich“ oder „Ich bekomme Geld dafür“. E… | |
Mischung aus Satire und Kontrolle dessen, was KritikerInnen Racial | |
Profiling nennen und die Polizei als Bekämpfung der offenen Drogenszene | |
beschreibt. | |
Vor kurzem ist die 2016 eingerichtete Task Force Drogen um einen Zug | |
aufgestockt worden, seitdem haben die Kontrollen rund um die Hafentreppe | |
zugenommen. Die gilt – wie auch Bereiche in der Schanze und St. Georg – als | |
sogenannter Gefahrenort, wo der Polizei verdachtsunabhängige Kontrollen | |
erlaubt sind. Die treffen nach der Schilderung von KritikerInnen Menschen | |
schwarzer Hautfarbe, die ersichtlich nichts mit Drogenhandel zu tun hätten. | |
„Man kann sich hier als schwarze Person nicht aufhalten, ohne von der | |
Polizei kontrolliert zu werden“, sagt ein Anwohner aus der Hafenstraße, der | |
dort seit zehn Jahren lebt. Drogenhandel, so meint er, habe es dort schon | |
immer gegeben – neu sei der Umgang der Polizei damit. Gegen die | |
rassistischen Kontrollen rege sich zunehmend Widerstand aus der | |
Anwohnerschaft, der nun mit der cop watch-Aktion eine neue Form gefunden | |
habe. | |
Die Polizei beschreibt die Arbeit der Task Force als Erfolg. „Die Maßnahmen | |
erfahren eine breite gesellschaftliche Akzeptanz, insbesondere unter | |
Anwohnern und Gewerbetreibenden“, so die Pressestelle. Ihre Bilanz für | |
2017: 33.359 Personen überprüft, 683 vorläufig festgenommen, davon 518 | |
wegen Verdachts des Handelns mit Betäubungsmitteln. 238 Personen wurden | |
einem Haftrichter vorgeführt, gegen 199 Haftbefehle erlassen. | |
Die Linken-Abgeordnete Christiane Schneider hat gerade eine Anfrage zur | |
Arbeit der Task Force an den Senat gestellt. Das hat sie bereits in den | |
Vorjahren getan – und damals erfahren, dass die hohe Zahl der Kontrollen in | |
keinem Verhältnis zu den daraus abgeleiteten Ermittlungsverfahren stand. In | |
den ersten sechs Monaten ihres Bestehens mündeten 17.000 Kontrollen der | |
Task Force in 33 Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft, 51 Anklagen und | |
15 Freiheitsstrafen. | |
Schneider will den Ärger der AnwohnerInnen nicht kleinreden, sie hat | |
Verständnis dafür, dass Eltern keine Spritzen auf Spielplätzen finden | |
wollen und keine Dealer vor Schulen. Aber sie glaubt, dass die Polizei das | |
Problem „nicht lösen, sondern nur verdrängen kann“. | |
Dass deren Vorgehen rassistisch ist, ist für Schneider erwiesen. Daran hat | |
sich auch nichts geändert, nachdem die Polizei 2017 vor dem | |
Verwaltungsgericht einräumen musste, dass eine ihrer Kontrollen deshalb | |
rechtswidrig war. Christiane Schneider sieht die eigentliche Verantwortung | |
für eine konstruktive Drogenpolitik beim Senat – der auf Scheinlösungen | |
statt auf politische Antworten setze. | |
Auf die Frage, wie die Polizei zukünftig mit dem sogenannten Cop Watching | |
umgehen will, heißt es vage aus der Pressestelle: man werde „konsequent | |
erforderliche Maßnahmen treffen“. Die AnwohnerInnen wollen ihre Aktionen | |
fortsetzen. | |
11 Apr 2018 | |
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