| # taz.de -- Neue Anker für rechte Strömungen: Ein braunes Panorama | |
| > Der Soziologe Matthias Quent veröffentlicht ein neues Buch zum | |
| > Rechtsextremismus. Seine Befunde über Gegenwart und Vergangenheit sind | |
| > beunruhigend. | |
| Bild: Blick auf die Synagoge in Halle ein Jahr nach dem Anschlag | |
| Es sieht nicht gut aus. Rechtsterroristische Attentate in [1][Hanau], | |
| [2][Halle] und auf Walter Lübcke, antisemitische Verschwörungstheorien, | |
| eine sich radikalisierende AfD, Rechtsextreme in den Sicherheitsbehörden. | |
| Der Soziologe Matthias Quent liefert dazu nun, nach seinem Bestseller | |
| „Deutschland rechts außen“ (2019), wieder ein Buch der Stunde. Diesmal | |
| kompakt und auch auf Grundlagenwissen zielend: „33 Fragen, 33 Antworten – | |
| Rechtsextremismus“. | |
| Schritt für Schritt dekliniert der Direktor des Thüringer Instituts für | |
| Demokratie und Zivilgesellschaft darin die aktuellen Phänomene des | |
| Rechtsextremismus durch und präsentiert so ein beunruhigendes Panorama. Die | |
| Rechtsterrorgefahr bleibe virulent. Die rechtsextreme Szene erfahre durch | |
| die Digitalisierung eine neue Stufe der Vernetzung und Dynamik. In der | |
| Coronakrise suchten Neonazis wieder Raumgewinn, säten Misstrauen gegen die | |
| Demokratie. | |
| KommunalpolitikerInnen stünden als „Volksverräter“ im Visier. Und auch in | |
| den Sicherheitsbehörden könne bei rechtsextremen Vorfällen „von | |
| Einzelfällen keine Rede mehr sein“. Vor allem aber, so Quent, verfüge die | |
| Szene mit der AfD heute über eine Struktur, die bundesweit verankert sei | |
| und längst „ein Sammelbecken für diverse rechtsextremistische Strömungen“ | |
| bilde. | |
| Der Experte hält die Partei für eine der größten Gefahren: Sie greife mit | |
| einer „programmatischen Schärfe und Intensität die Demokratie an, die | |
| erschreckend ist“. Und sie habe, nach der Euro- und Migrationspolitik, | |
| bereits ein neues Feld für sich entdeckt: das Klimawandelleugnen. | |
| ## Rechtsterrorismus war nie weg | |
| Gleichzeitig legt die AfD für Quent auch offen, wie sehr der | |
| Rechtsextremismus kein Randphänomen der Gesellschaft ist. Längst seien auch | |
| in der Mitte Vorstellungen von Ungleichwertigkeit verankert, etwa wenn es | |
| um Geflüchtete, Muslime oder Sinti und Roma gehe. Nur sei dies „weitgehend | |
| ignoriert“ worden. Dies zeigt für Quent auch ein Zweites: Neu sind die | |
| rechtsextremen Erscheinungen nicht. Quent verweist auf Wehrsportgruppen und | |
| die Neue Rechte, die sich seit Jahrzehnten organisieren, auf eine „blutige | |
| Tradition“ des [3][Rechtsterrorismus, der bereits vor 40 Jahren etwa das | |
| Münchner Oktoberfest] traf. „Der Rechtsextremismus war nie weg.“ | |
| Und dennoch vermittelt Quent auch Hoffnung. Denn der Parlamentarismus sei | |
| heute stabil, die Zivilgesellschaft wehrhaft. Die Mehrheit der Gesellschaft | |
| lehne den Rechtsextremismus entschieden ab. Nie sei das Wissen über die | |
| Gefahren für die Demokratie so groß gewesen wie heute. Dass so viele | |
| rechtsextreme Vorfälle aufgedeckt würden, sei auch dem genaueren Hinschauen | |
| geschuldet. Quents Appell: Den Druck hier hochhalten. Betroffene von | |
| rechter Gewalt und ihre Initiativen stärken. Und Gegennarrative etablieren: | |
| die von Gleichheit, Freiheit und Solidarität. | |
| 14 Oct 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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