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# taz.de -- Clubkultur in Berlin: Der Letzte macht das Licht an
> Die Wilde Renate muss schließen, wie zuletzt das Mensch Meier. Ist das
> schon das große Berliner Clubsterben, das Ende des Hypes?
Bild: Noch ist das Licht nicht gänzlich aus
Sicher, man kann die Sache auch lakonisch betrachten. Das [1][angekündigte
Aus der Wilden Renate] wird nicht das Ende der Berliner Techno- und
Clubkultur bedeuten. Auch wenn der seit 2007 bestehende Club hinter der
Elsenbrücke in Friedrichshain Ende kommenden Jahres die Türen schließen
wird, bleiben genügend Orte, an denen sich die Discokugel weiterdrehen
wird.
Ebenso lässt sich argumentieren, dass erst der stete Wandel die Clubkultur
lebendig hält; ohne Neugründungen, Ortswechsel oder dem Bespielen
temporärer Räume würde sie erstarren – wie ein Publikum in der Oper. Und
wer, wie die Renate, in einem unsanierten Altbau residiert, mit Clubnächten
wie WG-Partys, war quasi per se in einem Zwischenraum – ohne Garantie, dass
das ewig geht.
Nur: In einer Stadt, die einerseits so sehr auf ihr [2][kulturelles Kapital
baut, mit der Clubszene als einem der zentralen Pfeiler], andererseits aber
kaum mehr neue Freiräume zur Verfügung hat, ist das eben doch eine
Nachricht, die ernst genommen werden muss. Zumal sich mit ihr auch ein
Trend zu verstärken scheint: Das [3][Mensch Meier] und die Re:mise
mussten schon im vergangenen Jahr schließen, die Rummels Bucht bereits
davor; andere Institutionen des Nachtlebens wie das [4][About Blank] sind
akut bedroht.
Noch ist es vielleicht zu früh, um vom ganz großen Clubsterben zu sprechen,
aber rückblickend wird diese Zeit vielleicht doch einmal als [5][Anfang vom
Ende einer vielfältigen und inklusiven Clubkultur] gelten. Die Probleme,
die dem zugrunde liegen, sind vielfältig, gemein ist ihnen nur, dass es an
Konzepten fehlt, die der Entwicklung Einhalt gebieten könnten.
## Viele Probleme, keine Lösungen
Der Renate wurde ihr Vermieter Gijora Padovicz zum Verhängnis, den man
zumindest in Friedrichshain längst als [6][Totengräber] alternativer
[7][Subkultur] bezeichnen kann. Für die weiteren Clubs in
Padowicz-Immobilien, wie das Oxi oder das Watergate bedeutet das nichts
Gutes. Und auch andere Tanzorte sind abhängig vom Wohl und Wehe
skrupelloser Aufwerter – und vom fehlenden Gewerbemietrecht. Hinzu kommen
weitere Probleme wie die zunehmende Verdichtung, explodierte Bodenpreise
oder ein [8][Irrsinns-Autobahnprojekt].
Für alle Clubs problematisch, die alternativen um so mehr, sind die enorm
gestiegenen Kosten etwa für Energie. Partynächte für weniger als 20 Euro
Eintritt kann kaum noch ein Veranstalter:innen ermöglichen; während
vielen Gästen durch Inflation und Mietenwahnsinn das Geld längst nicht mehr
so locker sitzt. Die Folge ist eine immer weiter [9][voranschreitende
Kommerzialisierung]. Wenn aber nur noch für Schnösel, solvente
Tourist:innen oder Firmenevents geöffnet wird, kann man von Berliner
Clubkultur auch nicht mehr sprechen.
Auf der offiziellen Berlin-Website, die den Clubs umfangreichen Platz
einräumt, wird die Renate noch gefeiert: Sie ist „ein perfekter Ort für
Paradiesvögel, denn im abgewohnten Mietshaus fühlt man sich an die Anfänge
von Techno in Berlin erinnert. Improvisiert und euphorisch, lebendig statt
cool.“ Der Eintrag wird bald verschwinden. Es bleibt die Hoffnung, dass der
Vibe anderswo weiterlebt.
16 Aug 2024
## LINKS
[1] /Clubsterben-in-Berlin/!6027065
[2] /Wirtschaftsfaktor-Clubszene/!5570735
[3] /Berlins-Clubszene/!5977618
[4] /Pro-Palaestina-Bewegung-in-Berlin/!6012578
[5] /Berliner-Clubkrise/!5971033
[6] /Linke-Hausprojekte-in-Berlin/!5894992
[7] /Ein-Jahr-Raeumung-Rummelsburger-Bucht/!5833299
[8] /Clubs-in-Berlin/!5952838
[9] /Kommerzialisierung-der-Technoszene/!6005510
## AUTOREN
Erik Peter
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