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# taz.de -- Clubsterben in Berlin: Die „Kirche von Unten“ soll gehen
> Dem seit Tagen der DDR-Opposition existierenden subkulturellen Club
> Kirche von unten wurde gekündigt. Doch aufgeben wollen die Betreiber noch
> nicht.
Bild: De Kündigung der KVU fällt in eine Zeit, in der zahlreiche Clubs ihrem …
Berlin taz | „Wer kennt sie nicht, die KVU, die Kirche von unten?“ Diese
Frage stellte der Berliner Musiker Paul Geigerzähler schon vor elf Jahren,
als eine Kampagne verhinderte, dass dieser wichtige Ort der Ostberliner
Subkultur verschwand. Damals wurde KVU [1][von Investoren aus ihrem Domizil
im Prenzlauer Berg verdrängt], konnte aber in der Storkower Straße
unterkommen.
Doch wie lange sie dort noch bleiben kann, ist ungewiss. „Wir werden (nun
schon zum 2ten Mal) aus unseren heiligen Hallen geschmissen“, heißt es auf
ihrer Homepage. Die Kündigung erfolgte bereits Ende August. Die
KVU-Betreiber*innen gehen davon aus, dass sie eine Kündigungsfrist von
sechs Monaten haben und sie bis dahin ihr Programm aus Kultur, Politik,
Lesungen, Ausstellungen und Workshops in den Räumen fortsetzen können.
Die Anwält*innen der Eigentümer hingegen wollen der KVU nur eine
Kündigungsfrist von sechs Wochen zubilligen. Demnach wäre der Vertrag schon
jetzt beendet. Darüber werden nun Gerichte entscheiden.
Die KVU ist einer der wenigen Orte der linken DDR-Opposition. 1987 bildete
sich auf dem Evangelischen Kirchentag der DDR ein Raum für offene
Jugendarbeit im Rahmen der Kirche von unten. „Hier wurde der Grundstein
gelegt, selbstbestimmt gegen Ausgrenzung zu kämpfen und dabei auch seine
Kultur zu entwickeln“, erzählt [2][Paul Geigerzähler] heute. Inzwischen
seien diese „emanzipatorischen Impulse aus der DDR-Opposition deutlich
schwächer geworden“. Darin sieht der Musiker auch einen Grund, warum die
Reaktion auf die neue Kündigung erst langsam anläuft. Heute ist das Kürzel
KVU eben nicht mehr sehr bekannt.
## Die KVU erhält viel Unterstützung
„Allerdings sind in der Zeit auch viele junge Leute dazugekommen, die bei
der KVU mitarbeiten“, betont Jochen, ein Mitarbeiter des Clubs. Ermutigend
sei auch, dass in den letzten Wochen schon zahlreiche
Unterstützungsangebote bei der KVU eingegangen sind, obwohl sie noch keine
Öffentlichkeitsarbeit gemacht hat.
De Kündigung fällt in eine Zeit, in der zahlreiche Clubs ihrem Ende
entgegengehen. Das Freizeitverhalten ändert sich, dadurch sinken die
Einnahmen, und der Stress für die Betreiber*innen und
Mitarbeiter*innen wächst. [3][Deshalb musste im Dezember 2023 bereits
der linksalternative Club Mensch Meier direkt neben dem KVU schließen.]
Dort ist eine Großdiskothek eingezogen. Damit ist auch die solidarische
Nachbarschaft, die es zwischen dem Publikum der beiden Orte gegeben hat, zu
Ende gegangen.
Das Grundstück in der Storkower Straße gehört der Vermögens- und
Verwaltungsgesellschaft Delphi, deren Gründer Rolf Wegener 2010 in
Zusammenhang mit Parteispenden in die Schlagzeilen geraten war. Laut
Süddeutscher Zeitung finanzierte Wegener die FDP in NRW, die unter ihrem
damaligen Landesvorsitzenden Jürgen Möllemann mit explizit antiisraelischen
Parolen auf Stimmenfang gegangen ist.
11 Oct 2024
## LINKS
[1] /Berliner-Jugendeinrichtung/!5051764
[2] /Junge-mit-Gummistiefeln/!5821985/
[3] /Berlins-Clubszene/!5977618
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Clubkultur
Verdrängung
Kulturszene
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Clubs
Padovicz
Berlin
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