# taz.de -- Parteichef unter Druck: Lokale CDU-Verbände kritisieren Merz | |
> In Umfragen liegt die CDU nur knapp vor der AfD. Intern regt sich | |
> Widerstand gegen Parteichef Friedrich Merz. Vor allem in Köln steht er | |
> unter Beschuss. | |
Bild: Bekommt Kritik aus den eigenen Reihen: Friedrich Merz, Unions-Kanzlerkand… | |
Die CDU steht unter großem Druck. Nachdem die Partei laut aktuellen | |
Umfragen nur noch zwei Prozentpunkte vor der AfD liegt, üben auch mehrere | |
Parteiverbände Kritik am Bundesvorsitzenden Friedrich Merz. Der Kölner | |
Kreisverband und die dortige Junge Union werfen ihm „opportunistische | |
Deals“ vor und, dass er [1][das Vertrauen in die CDU zerstöre]. In | |
Mecklenburg-Vorpommern hat sich sogar ein Stadtverband aus Protest gegen | |
Merz aufgelöst. | |
Migration, Schuldenbremse, Verteidigung und mögliche Quotenregelungen | |
stehen im Zentrum der Kritik innerhalb der CDU. Die Kölner JU und der | |
Kreisverband wandten sich am Samstag in einem [2][offenen Brief auf X an | |
Friedrich Merz] und die Bundestagsfraktion, in dem sie die | |
[3][„Enttäuschung“ vieler Mitglieder] zum Ausdruck bringen. | |
„Was wir derzeit aus Berlin vernehmen, ist ein politisches Desaster“, heißt | |
es in dem Brief. Gemeint sind mögliche Kompromisse innerhalb der | |
[4][Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD]. | |
Diese sind vor allem den eigentlichen Merz-Ultras, konservativen und | |
wirtschaftsliberalen CDUler:innen, ein Dorn im Auge. Die CDU unterwerfe | |
sich „dem linken Mainstream“, schreiben die JU Köln und der Kölner | |
Kreisverband weiter. Einen Punkt heben sie besonders hervor: eine mögliche | |
[5][Quotierung bei der Ministerienbesetzung]. Posten sowohl | |
geschlechtergerecht als auch nach CDU-Landesverbänden zu verteilen, | |
kritisieren sie als das Ende des Leistungsprinzips. | |
## Sorge vor weiterem Stimmgewinn der AfD | |
Zuvor traten Ende März im mecklenburg-vorpommerischen Kühlungsborn große | |
Teile des CDU-Stadtverbands aus Protest aus der Partei aus. Der Kurswechsel | |
in der Schuldenpolitik sei für viele Mitglieder eine rote Linie gewesen. | |
„[6][Die Schuldenbremse ist die DNA der CDU]“, heißt es in der | |
Pressemitteilung. | |
Im Winter habe man noch engagiert unter CDU-Flagge Wahlkampf betrieben. | |
Aber etwaige Zugeständnisse in den Koalitionsverhandlungen, Kompromisse bei | |
den Wahlversprechen, gehen für manche Mitglieder zu weit. „Kühlungsborn ist | |
ein Dorf und wir stehen hier mit unserem Namen gerade“, sagt Stephan | |
Krauleidis, ehemaliger stellvertretender Fraktionsvorsitzender im | |
Stadtverband der taz. Auch er ist Ende März ausgetreten. „Dadurch haben | |
auch wir als Privatpersonen das [7][Vertrauen vieler Wähler] verloren.“ | |
Auch die Kölner JU und der Kreisverband sorgen sich darum, „vor Ort als | |
Lügner“ dazustehen. Dahinter steht die [8][Sorge vor dem weiteren | |
Stimmgewinn der AfD]: Wenn die „klaren Botschaften“ aus dem Wahlkampf nicht | |
umgesetzt werden, werde das der CDU spätestens bei den | |
nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen 2025 „auf die Füße fallen“. JU und | |
Kreisverband drohen, eine Regierung mit der CDU werde es nicht geben, wenn | |
nicht alle Wahlversprechen eingelöst werden. | |
Aus dem Südwesten kommt dagegen, wenn überhaupt, nur sehr verhaltene Kritik | |
an der CDU-Führung. Nach einem Aufstand gegen Merz sieht es schon deshalb | |
nicht aus, weil mit dem omnipräsenten [9][CDU-Fraktionsgeschäftsführer | |
Thorsten Frei] ein Baden-Württemberger den Koalitionsvertrag an wichtigster | |
Position hinter dem CDU-Chef mitverhandelt. | |
## Auch Hagels Team macht sich keine Illusionen | |
Andererseits ist man in der Stuttgarter Parteizentrale auch nervös. Seit | |
Monaten sieht es in den Umfragen gut für die Union im Südwesten aus. Der | |
noch nicht ganz 37-jährige Manuel Hagel wurde vor einer Woche von den | |
Funktionsträgern der Partei [10][per Akklamation zum Spitzenkandidaten] | |
gemacht. | |
Aber die Zustimmung der CDU im Land, da macht sich auch Hagels Team keine | |
Illusionen, liegt eher in der [11][Ablehnung der ehemaligen | |
Ampel-Regierung] als an der Beliebtheit des Spitzenkandidaten. Vom Erfolg | |
der CDU in Berlin hängt auch die Mission vom Landesvorsitzenden Hagel ab, | |
den Grünen Winfried Kretschmann in einem Jahr an der Landesspitze | |
abzulösen. | |
Hagel, der es sonst geschickt vermeidet, sich bei strittigen Punkten | |
festzulegen, hatte [12][im Wahlkampf eine Ewigkeitsgarantie für die | |
Schuldenbremse] verlangt – eine Forderung, die angesichts der von der Union | |
vorangetriebenen milliardenschweren Neuverschuldung schlecht gealtert ist. | |
Auch wenn Hagel immer eher Team Jens Spahn als Team Merz bei der Nachfolge | |
in der CDU war, hat er sich früh mit dem Sauerländer arrangiert. | |
Serap Güler, seit Samstag die [13][neue Vorsitzende des Kölner | |
Kreisverbandes], bemüht sich derweil um versöhnliche Worte: Sie sei sicher, | |
dass sowohl Merz als auch seine Kritiker:innen „im Sinne unseres Landes | |
ihrer staatspolitischen Verantwortung gerecht werden“. | |
7 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Tassen-Briefe-und-die-CDU/!6074311 | |
[2] https://x.com/JU_Koeln/status/1907706396117704964/photo/1 | |
[3] /Das-Eigentor-von-Friedrich-Merz/!6063493 | |
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[8] /Autor-ueber-AfD-Tendenzen-der-CDU/!6075398 | |
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[12] /Wendemanoever-durch-Merz/!6073854 | |
[13] /Unionspapier-zur-Migration/!5918751 | |
## AUTOREN | |
Marco Fründt | |
Benno Stieber | |
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