| # taz.de -- Merz und die Frauen in der Union: Zeit für Damenwahl | |
| > Die Union unter Friedrich Merz kann bei jungen Wählerinnen kaum punkten. | |
| > Die CDU könnte Frauen in ihren Reihen nach vorne schieben. Wo bleiben | |
| > die? | |
| Bild: Die Frauen bleiben hinter ihm: Friedrich Merz auf dem Parteitag am 3. Feb… | |
| Christina Stumpp, die stellvertretende Generalsekretärin der CDU, heißt die | |
| Frauen im Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses zuerst willkommen. Dann sind die | |
| Männer dran: „Ich möchte beginnen mit dem wichtigsten Mann in unserer | |
| Partei, unserem Parteichef und neuen Kanzlerkandidaten Friedrich Merz.“ Im | |
| Foyer, wo sich Mitte Oktober knapp 300 CDU-Kommunalpolitikerinnen zu der | |
| zweitägigen Konferenz Women@CDU versammelt haben, brandet Applaus auf. Nur: | |
| Der wichtigste Mann der CDU ist nicht da. Stumpp hält kurz inne. „Er wird | |
| in etwa 30 Minuten zu uns stoßen.“ Einige Frauen im Publikum lachen auf. | |
| Man kann das als ungeschickte Ankündigung von Stumpp werten. Man kann aber | |
| auch fragen: Wenn die CDU schon einmal im Jahr Kommunalpolitikerinnen aus | |
| dem ganzen Land in die CDU-Zentrale einlädt, warum sitzt der Parteichef | |
| dann nicht pünktlich in der ersten Reihe? Warum hat das nicht zumindest | |
| hier und jetzt Priorität? | |
| Die CDU hat ein Problem mit Frauen. Angela Merkel, die erste und bislang | |
| einzige deutsche Kanzlerin, hat das viele Jahre lang übertüncht. Seit sie | |
| abgetreten ist, bleibt noch Ursula von der Leyen, die aber als | |
| EU-Kommissionschefin weit weg in Brüssel weilt. Ansonsten gibt es in der | |
| ersten Reihe ausschließlich Männer. Der Bundesvorsitzende, der | |
| Generalsekretär, der Parlamentarische Geschäftsführer: Männer. Die CDU hat | |
| keine Ministerpräsidentin, keine Landesvorsitzende und mit Ines Claus in | |
| Hessen gerade mal eine Fraktionschefin. Weit über zwei Drittel der | |
| Mitglieder sind männlich, das prägt die Partei. | |
| Hinzu kommt: Merz, 69, Katholik aus dem Sauerland, hat sich mit markigen | |
| Sprüchen und einem ziemlich männlichen Unterstützerkreis in drei Anläufen | |
| den Parteivorsitz erkämpft. Das Ziel: Die CDU rechter aufzustellen. Jetzt | |
| ist er Kanzlerkandidat und hat zuletzt die Bundestagsfraktion in einen | |
| Tabubruch getrieben: Drei Mal stimmten sie mit der AfD, um sich klar für | |
| eine restriktive Flüchtlingspolitik zu positionieren. Merz, ein Mann mit | |
| Altherrenimage, halten manche für einen Frauenfeind. Für einen, der | |
| gesellschaftspolitisch ins letzte Jahrhundert zurückwill. | |
| Da ist etwa die Rede von Annalena Baerbock im Bundestag, zu Beginn der | |
| Legislatur, bei der Merz sich einmal hämisch ans Herz fasst, um ihre | |
| Aussagen über feministische Außenpolitik ins Lächerliche zu ziehen. Da ist | |
| die Szene, als er am Rande des Bundestagsplenums vor aller Augen die | |
| CDU-Abgeordnete Serap Güler mit erhobenem Finger zusammenstaucht, weil | |
| diese beim Aufenthaltsrecht nicht mit der Fraktion gestimmt hatte – wie | |
| einige Männer auch. | |
| Da ist das Fernsehinterview, in dem er sich mit Verweis auf die schlechte | |
| Arbeit der früheren SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht gegen | |
| ein paritätisches Kabinett ausspricht: „Damit tut man auch den Frauen | |
| keinen Gefallen.“ Dass man mit Andreas Scheuers Versagen als | |
| Verkehrsminister den Männern auch keinen Gefallen getan habe, sagt er | |
| selbstverständlich nicht. | |
| Nach dem letztgenannten Vorfall kommentierte das Handelsblatt, nicht gerade | |
| als feministische Kampfschrift bekannt, Merz sei für die allermeisten | |
| Frauen „unwählbar“ geworden. | |
| Die [1][Entscheidung, im Bundestag gemeinsam mit der AfD abzustimmen], | |
| dürfte diesen Eindruck für manche Frauen noch verstärkt haben. Die | |
| Ablehnung der AfD ist bei Frauen deutlich ausgeprägter als bei Männern, das | |
| zeigen Wahlergebnisse und Umfragen der letzten Jahre. | |
| Anruf bei Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen, der mit seinem | |
| Team für das ZDF-Politikbarometer regelmäßig die Stimmung unter den | |
| Wähler*innen erhebt. „Friedrich Merz ist kein Zugpferd als | |
| Kanzlerkandidat, im Gegenteil“, sagt Jung und meint das ganz generell. | |
| Durch Merz’ Vorstoß in Sachen Migration und den Abstimmungen mit der AfD | |
| habe sich das auch nicht geändert. Bei Frauen, sagt Jung, habe Merz | |
| besondere Schwierigkeiten. „Das gilt nicht nur für junge Frauen. Nach | |
| unseren Zahlen ist selbst der traditionelle Bonus bei älteren Frauen fast | |
| gänzlich verschwunden. Das ist ähnlich wie 1980 beim Kanzlerkandidaten | |
| Franz Josef Strauß“, sagt Jung. „Danach gab es das nie wieder.“ | |
| Lange wählten Frauen in der Bundesrepublik konservativer als Männer und | |
| waren für die Union eine sichere Bank. Heute stimmen Frauen tendenziell für | |
| progressivere Parteien, besonders gilt das für die jungen. Nur 10 Prozent | |
| der Frauen, die unter 35 Jahre alt sind, wollen nach den Zahlen der | |
| Forschungsgruppe den Christdemokraten als Kanzler, bei den Frauen über 60 | |
| sind es 33 Prozent. Bei Männern ist Merz deutlich beliebter: 27 Prozent | |
| sind es bei den jungen, 40 Prozent bei den alten Wählern. | |
| Um die Bundestagswahl zu gewinnen, braucht Merz aber die Wählerinnen – und | |
| das weiß er auch. Dass Merkel 16 Jahre die Regierung anführte, lag auch an | |
| der hohen Zustimmung bei Frauen jenseits der CDU-Klientel. Die spricht nun | |
| auch Robert Habeck an. Und der Kanzlerkandidat der Grünen kommt bei den | |
| Frauen gut an. Merz dagegen wird das Image des Anti-Merkels nicht los, an | |
| dem er so lange gearbeitet hat. Dass die Ex-Kanzlerin öffentlich seine | |
| Entscheidung kritisierte, trotz gegenteiliger Zusagen gemeinsam Mehrheiten | |
| mit der AfD zu bilden, hat es für Merz nicht leichter gemacht. | |
| Eine Dreiviertelstunde läuft im vergangenen Oktober die Women@CDU-Konferenz | |
| im Adenauer-Haus bereits, da steht Merz auf der Bühne. Aus rechtlicher | |
| Gleichberechtigung eine gelebte Gleichberechtigung zu machen, sei eine | |
| Kernaufgabe bürgerlicher Politik, sagt der Parteichef. Er spricht über | |
| unbezahlte Sorgearbeit, Teilzeitquote und die Altersversorgung von Frauen. | |
| Über die parteinterne Quote, die er lange ablehnte und dann doch | |
| unterstützte. „Heute hat die Bundestagsfraktion von CDU und CSU 196 | |
| Mitglieder, davon sind 47 Frauen, also gerade mal ein knappes Viertel“, | |
| sagt Merz. „Damit bin ich nicht zufrieden.“ Dies zu ändern, sei eine | |
| Aufgabe für die Vorstände der Partei auf allen Ebenen. Er ermutigt die | |
| Kommunalpolitikerinnen, die vor ihm im Publikum sitzen, zu kandidieren. | |
| „Sagen Sie bitte: Ich will es.“ | |
| Hat Merz dazugelernt, der 1997 noch im Bundestag gegen einen Gesetzentwurf | |
| stimmte, mit dem Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand ins | |
| Gesetzbuch aufgenommen werden sollte? Oder hat der CDU-Chef einfach nur | |
| begriffen, dass es ohne die Frauen nicht geht? | |
| Karin Prien ist stellvertretende Bundesvorsitzende und Bildungsministerin | |
| in Schleswig-Holstein, die liberale Christdemokratin hat sich in den | |
| innerparteilichen Machtkämpfen lange gegen Merz gestellt. Es ist Mitte | |
| Januar, Prien sitzt im Auto von Kiel nach Berlin, dort wird sie am | |
| Nachmittag über die Krise der liberalen Demokratie diskutieren. Merz’ | |
| Fünf-Punkte-Plan zur Migration und die gemeinsamen Abstimmungen mit der | |
| AfD, die eine heftige Debatte über Merz und eine bundesweite Protestwelle | |
| auslösen werden, sind noch weit weg. | |
| Zur Frage nach dem „wahren Merz“ will Prien drei Punkte sagen. Zum einen | |
| sei da die Projektionsfläche des klassischen konservativen Mannes, die von | |
| den anderen Parteien kampagnenartig bespielt werde. Zum Zweiten sei Merz | |
| ein Mann Ende 60, der auf bestimmte Weise sozialisiert worden sei und einen | |
| entsprechenden Habitus an den Tag lege. Und dann sei da drittens aber auch | |
| eine Entwicklung. Merz habe in der Partei die Quote mit durchgesetzt. Bei | |
| der Abstimmung über Vergewaltigung in der Ehe sei die Lage damals zwar | |
| komplizierter gewesen als gemeinhin behauptet, aber er habe selbst gesagt, | |
| er würde heute anders entscheiden. „Und das muss man einem Politiker auch | |
| abnehmen.“ | |
| Die Einführung der Frauenquote war eine parteiintern höchst umstrittene | |
| Angelegenheit. Viele der konservativen Merz-Fans waren strikt dagegen. Doch | |
| auf dem entscheidenden Parteitag in Hannover sprach sich Merz für die Quote | |
| aus – und verhalf dieser zu einer knappen Mehrheit. Seitdem wird sie | |
| schrittweise eingeführt, befristet auf fünf Jahre. Dann soll evaluiert | |
| werden. | |
| Prien hat Merz lange bekämpft. Als er im dritten Anlauf Parteichef wurde, | |
| hat sie sich entschieden, ihn zu unterstützen. Zu groß wohl war aus ihrer | |
| Sicht die Gefahr, weiterer Streit könne der CDU massiven Schaden zufügen | |
| und diese eine ähnliche Entwicklung nehmen wie konservative Parteien in | |
| anderen europäischen Ländern, die deutlich geschwächt in komplizierte | |
| Regierungsbildungen gehen, wie etwa [2][jüngst die ÖVP in Österreich]. | |
| ## Prien: „Lieber Friedrich, fest an deiner Seite“ | |
| Bislang ist Prien bei ihrer Linie geblieben, trotz der Sache mit der AfD. | |
| Auf dem Parteitag in der vergangenen Woche stellte sie sich hinter Merz. | |
| „Meine, unsere DNA ist antifaschistisch und antitotalitär und da stehe ich, | |
| lieber Friedrich, fest an deiner Seite“, rief Prien in den Saal. Was sie | |
| hier und auch sonst nirgendwo sagt: dass sie die Abstimmungen mit der AfD | |
| in Ordnung findet. Prien sieht das kritisch, das kann man vermuten. | |
| „Er erkennt meine Arbeit an und schätzt sie“, sagt Serap Güler über Merz | |
| in einem Telefonat Mitte Januar. Die Szene im Bundestag, in der Merz sie | |
| zusammenstauchte, hätten sie ausgeräumt. Merz habe sie zur | |
| stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission gemacht, die das | |
| Grundsatzprogramm erarbeitete. | |
| „Dieses Frauenfeindliche, dem kann ich nur widersprechen“, sagt auch die | |
| Bundestagsabgeordnete Franziska Hoppermann, die wie Güler im Bundesvorstand | |
| sitzt und früher zu Merz’ Kritikerinnen zählte. Beide Frauen kandidierten | |
| als mögliche Generalsekretärinnen in Teams mit Norbert Röttgen | |
| beziehungsweise Helge Braun gegen den heutigen Parteichef. Merz, sagt | |
| Hoppermann, spreche sich im Parteivorstand dezidiert für mehr Kandidaturen | |
| von Frauen aus und rufe Landes- und Kreisvorstände auf, diese zu | |
| unterstützen. Beide Abgeordnete haben im Bundestag mit Merz und der AfD | |
| gestimmt und dies auch öffentlich verteidigt. Hoppermann dankte Merz auf | |
| dem Parteitag für seine „staatspolitische Verantwortung“, Güler sprach | |
| gegenüber der Welt von „dem richtigen Zeichen“. | |
| Aber es sind auch vor allem Frauen, die sich Merz’ Initiative in der | |
| vergangenen Woche verweigert haben. Zwölf Abgeordnete der CDU stimmten | |
| nicht mit Union und AfD, eine von ihnen war krank. Von den verbleibenden | |
| elf, die der Abstimmung fernblieben, sind sechs Frauen. Angesichts des | |
| deutlich kleineren Frauenanteils in der Fraktion ist das ein hoher Schnitt. | |
| Eine von ihnen ist Monika Grütters, die Berlinerin war unter Merkel | |
| Kulturstaatsministerin. Grütters will öffentlich nicht über ihre | |
| Entscheidung sprechen, sie sieht wohl die Gefahr, dies könne sich für die | |
| wahlkämpfenden Christdemokraten negativ auswirken. „Ich habe mir die | |
| Entscheidung nicht leicht gemacht, aber mit der AfD konnte ich nicht | |
| stimmen“, sagt sie. Mehr sagt sie nicht. Auch der sehr harte Migrationskurs | |
| dürfte der Katholikin nicht gefallen, für die Sozialethik wichtig ist. Dazu | |
| aber will sie sich nicht äußern. Nur so viel: „Das Klima in der | |
| Gesellschaft hat sich verändert und in unserer Partei eben auch.“ | |
| Grütters ist eine von zahlreichen CDU-Frauen, die nicht mehr für den | |
| Bundestag kandidieren. Auch Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas, | |
| Digitalpolitikerin Nadine Schön, die auch stellvertretende Fraktionschefin | |
| ist, Außenpolitikerin Katja Leikert, sowie Annette Widmann-Mauz, ehemalige | |
| Staatsministerin für Migration, hören auf. Sie alle führen die | |
| unterschiedlichsten Gründe dafür an. Merz und seinen Kurs nennen sie nicht. | |
| Merkel hat alle diese Frauen geprägt, manche wie Grütters und Widmann-Mauz | |
| sind der ehemaligen Kanzlerin bis heute eng verbunden. Dass auch eine | |
| gewisse Entfremdung vom neuen Kurs der CDU eine Rolle bei den | |
| Entscheidungen gespielt haben könnte, liegt also nahe. | |
| Die CDU könnte, um die Schwächen ihres Kandidaten auszugleichen, einige | |
| Frauen in den Vordergrund rücken. „In so einer Situation wäre es wichtig, | |
| andere Personen mit hoher Reputation nach vorne zu stellen“, sagt auch | |
| Wahlforscher Jung. Aber dafür laufe der Union die Zeit davon. „Und: Wer | |
| sollte das denn sein?“ | |
| Geht es um die CDU, fallen einem gleich Männer ein. Die meisten Frauen sind | |
| weitgehend unbekannt – mit wenigen Ausnahmen wie | |
| Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Güler und Prien. Letztere hat | |
| in den vergangenen Jahren ihren eigenen Kopf bewiesen. Die Partei dankte | |
| ihr das nicht. Bei ihrer Wiederwahl als stellvertretende Parteivorsitzende | |
| erhielt sie im Mai mit 58 Prozent das schlechteste Ergebnis der fünf | |
| Stellvertreter*innen. Silvia Breher, die andere Frau unter den Vizes, | |
| schnitt besser ab, sie tritt öffentlich aber kaum in Erscheinung. | |
| Das gilt auch für Christina Stumpp, die stellvertretende Generalsekretärin. | |
| Ihren Posten gab es vorher nicht, Merz hat ihn neu geschaffen – so konnte | |
| er bei seiner dritten Bewerbung um den Parteivorsitz zumindest eine Frau in | |
| seinem Team vorweisen. Stumpp sagt von sich, sie wirke vor allem in die | |
| Partei hinein: „Mein Ziel ist es, Frauen für die Kommunalpolitik zu | |
| begeistern.“ Als Merz den Generalsekretär austauschte, war sie für den | |
| Posten keine Option. Den Job bekam Carsten Linnemann, einer von den | |
| Männern, denen Merz vertraut. | |
| Ob der Anteil der Frauen in der nächsten Bundestagsfraktion größer wird als | |
| derzeit, ist noch nicht ausgemacht. Zwar stehen – dank Quote – mehr Frauen | |
| auf den Listen. Nur: Weil die CDU so viele Direktmandate holt, ziehen diese | |
| Listenplätze meist gar nicht. Und bei der Auswahl der | |
| Direktkandidat*innen in den Kreisverbänden setzt sich weiterhin | |
| häufig die alte Männer-CDU durch. Die Partei hat in knapp einem Viertel der | |
| Wahlkreise Frauen aufgestellt, in Baden-Württemberg sind es sogar weniger | |
| als ein Fünftel. „Die sichereren Wahlkreise sind oft auch die | |
| umstritteneren“, sagt Nina Warken, die dort Landesgeneralsekretärin und im | |
| Bundestag eine der parlamentarischen Geschäftsführer*innen ist. | |
| Warken kam erst über die Liste in den Bundestag, 2021 wollte sie endlich in | |
| ihrem Wahlkreis Odenwald-Tauber kandidieren, der immer an die CDU geht. | |
| Doch nach der Nominierung kreuzte plötzlich ein männlicher Gegenkandidat | |
| auf. Der Kreisvorsitzende, so berichtete es die FAZ, machte sich für den | |
| Mann stark, es war von Unregelmäßigkeiten die Rede, schließlich wurde die | |
| Aufstellung für ungültig erklärt. Am Ende hat Warken den Machtkampf für | |
| sich entschieden. Auch sie ist eine Frau, die die CDU nach vorn stellen | |
| könnte. Nur: Bundesweit kennt die 45-jährige Rechtsanwältin kaum jemand. | |
| „Es bleibt ein Kampf und der ist noch nicht gewonnen“, sagt Karin Prien. | |
| Die CDU müsse sich mit großer Ernsthaftigkeit auf allen Ebenen um die | |
| Umsetzung der Quote kümmern. Prien sagt aber auch: „Es ist auch Aufgabe der | |
| Frauen in der CDU, nach vorne zu treten und einen Machtanspruch zu | |
| formulieren.“ Dass dies zu selten geschieht, da sind sich viele | |
| Christdemokratinnen einig. „Es wäre schön, wir wären mutiger und dadurch | |
| wahrnehmbarer“, sagt Nina Warken. „Männer sagen für Talkshows gleich zu, | |
| Frauen fragen erst einmal nach dem Thema“, meint Serap Güler. | |
| „Natürlich gibt es in der CDU Kräfte, die sagen: Jetzt reicht’s mit der | |
| Gleichstellung“, auch das sagt Prien. Auf dem Parteitag 2022 in Hannover, | |
| wo auch die Quote beschlossen wurde, hatten Delegierte – viele von ihnen | |
| einstige Merz-Ultras – erfolglos versucht, den Begriff „Gleichstellung“ | |
| gleich ganz aus dem neuen Grundsatzprogramm der Partei zu verbannen. Die | |
| CDU wäre damit hinter ihre Beschlusslage von 1986 zurückgefallen. Und auf | |
| welcher Seite steht Merz bei dieser Auseinandersetzung, Frau Prien? „Am | |
| Ende steht er immer auf der Seite der gleichberechtigten Teilhabe von | |
| Frauen“, antwortet die Vizeparteichefin. Stimmt das? Schwer zu sagen. | |
| ## Frauen in Vollzeit | |
| In ihrem Wahlprogramm verspricht die Union, bessere Rahmenbedingungen dafür | |
| zu schaffen, dass Frauen Vollzeit arbeiten können. Haushaltsnahe | |
| Dienstleistungen und Kinderbetreuung sollen von der Steuer absetzbar sein. | |
| Sie will sich für geschlechtsspezifische Medizin einsetzen, Frauenhäuser | |
| stärken und mithilfe von elektronischen Fußfesseln Gewalttäter von ihren | |
| Ex-Partnerinnen fernhalten. „Das sind pragmatische Sachen, die vielen | |
| Frauen helfen“, sagt Warken. | |
| Der Abtreibungs-Strafrechtsparagraf 218 soll nach dem Willen der Union | |
| erhalten bleiben, das Selbstbestimmungsgesetz will sie wieder abschaffen. | |
| Die linke Plattform Campact startete auch deshalb unter dem Titel „Keine | |
| Rückschritte“ eine Kampagne gegen die CDU, inzwischen ruft sie wegen der | |
| Abstimmungen mit der AfD bundesweit zu Demonstrationen auf, die in den | |
| letzten Wochen bundesweit Hunderttausende mobilisierten. | |
| Die Frage ist, was für die Wahl am 23. Februar entscheidend ist. „Wir | |
| brauchen niemanden, mit dem man gern auf dem Sofa ein Glas Weißwein trinkt. | |
| Wir brauchen jemanden, der sich an einen Tisch mit Donald Trump setzt und | |
| hart verhandelt“, glaubt Ines Claus, CDU-Fraktionschefin in Hessen. Das | |
| würden auch viele Wählerinnen denken. Das soll wohl heißen: Nach dem | |
| Scheitern der Ampel und angesichts von Wirtschaftskrise, Kriegen und einem | |
| Autoritarismus, der auf dem Vormarsch ist, könnten sich Frauen doch für die | |
| Union entscheiden. Die steht mit Merz in Umfragen mit um die 30 Prozent | |
| unangefochten auf Platz 1. Allein an den Männern liegt das nicht. | |
| 12 Feb 2025 | |
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