Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Bundestag: Frauenpolitik hat keine Priorität
> Weniger als ein Drittel des nächsten Bundestags wird aus Frauen bestehen.
> An diese Unterrepräsentation dürfen wir uns nicht gewöhnen.
Bild: Merz und Söder auf dem Weg zur konstituierenden Fraktionssitzung: Der ge…
Wir sind bereit für einen Politikwechsel. Enge Abstimmung von CDU und CSU“,
postete CSU-Chef Markus Söder vor wenigen Tagen auf X. Darunter ein Foto,
das bezeichnender nicht sein könnte: sechs Männer an einem Konferenztisch
mit Frühstückstellern, Cola und Geschäftsunterlagen. Dass die Union einen
Politikstil anstrebt, bei dem tatsächlich nur Männer mitmischen, ist zwar
nicht vorstellbar. Aber wahr ist: Im neuen Parlament werden noch weniger
Frauen sitzen als im vorigen, dessen Frauenanteil bereits gesunken war.
Im künftigen Bundestag finden sich unter 630 Abgeordneten nur 204 Frauen,
damit beträgt ihr Anteil gerade einmal 32 Prozent. Zuletzt waren es noch
knapp 35 Prozent. Die Diversitätsstatistik präsentieren Medien meist recht
schnell, wenn das Wahlendergebnis vorliegt. Dann gibt es in der Regel einen
Aufschrei: Was, nur so wenige Frauen dabei? Frauen machen die Hälfte der
Bevölkerung aus, sie müssen auch dementsprechend politisch repräsentiert
werden! Sätze wie diese kann man wie ein Mantra mitsingen.
In diesem Jahr aber fiel der Aufschrei aus. Kaum ein Medium erregte sich
über den weiter schrumpfenden Frauenanteil im Parlament. Es scheint eher,
als nehme die Öffentlichkeit diese Entwicklung achselzuckend hin, als
gewöhne sie sich an immer weniger Frauen in einem Gremium, das unter
anderem mit Gesetzen maßgeblich über das Leben von Frauen entscheidet.
Diese Gewöhnung wäre erschreckend – und gleichermaßen ein [1][deutliches
Zeichen für eine fortschreitende Retraditionalisierung der
Geschlechterrollen] auf der institutionellen Ebene als ein Ergebnis des
heftigsten Rechtsrucks seit Jahrzehnten.
Das Fatale daran: [2][Interessen von Frauen und Minderheiten] werden
künftig noch weniger eine Rolle spielen als bislang. Der geschwundene
Frauenanteil ist vor allem der Union und der AfD zu verdanken, zwei
Parteien mit [3][vornehmlich Männern in ihren Reihen]. Mit einem
CDU-Kanzler Friedrich Merz verlieren sogar Frauen, die es ins Parlament
geschafft haben, eine Chance auf angemessene Präsenz im Kabinett. Bereits
vor der Bundestagswahl hatte Merz angekündigt, im Falles eines Sieges nicht
unbedingt auf eine Parität im Kabinett zu setzen. Frauen seien laut Merz
nicht so selbstbewusst wie Männer, mit hohen Regierungsämtern täte man
ihnen keinen Gefallen.
Seit Ende der 1970er Jahre ist der Frauenanteil im Bundestag beständig
gewachsen. Die Hoffnung, dass sich die Gleichstellung auf diese Weise
verstetigt, verfestigte sich – bis 2017. Damals sank der Frauenanteil um
fast 5 Prozentpunkte – die AfD war das erste Mal ins Parlament eingezogen.
Der Bundestag 2025 hat noch Glück im Unglück: FDP und BSW mit ihrem
homöopathisch zu nennenden Frauenanteil haben den Sprung über die
Fünfprozenthürde nicht geschafft und so den Bundestag vor einer noch
größeren Blamage bewahrt. Lediglich Grüne und Linkspartei reißen es ein
wenig raus, ihre Reihen zählen mehr Frauen als Männer. Aber beide Parteien
sind in der Opposition – und damit einflusslos.
28 Feb 2025
## LINKS
[1] /Femizide-und-Antifeminismus/!6063396
[2] /Abgeordnete-mit-Migrationshintergrund/!6068844
[3] /Merz-und-die-Frauen-in-der-Union/!6065325
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Frauen
Feminismus
Bundestag
Friedrich Merz
CDU
GNS
Gleichstellung
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Europe's Far Right
Feminismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Gewomansplaint: Uelzen wagt mehr männliche Energie
In der Stadtverwaltung Uelzen arbeiten zu 70 Prozent Frauen, nur die Chefs
sind alles Männer. Aber warum sollte das denn ein Problem sein?
Merz und die Frauen in der Union: Zeit für Damenwahl
Die Union unter Friedrich Merz kann bei jungen Wählerinnen kaum punkten.
Die CDU könnte Frauen in ihren Reihen nach vorne schieben. Wo bleiben die?
Rechtspopulistinnen in Europa: Rechts, weiblich, erfolgreich
Auffallend viele Frauen kämpfen sich mit rechten Parolen nach ganz oben –
und machen damit den Antifeminismus erst so richtig salonfähig.
Julia Korbik über Schwesternschaft: Ist Feminismus aus der Zeit gefallen?
Rassismus, Antisemitismus, Transfeindlichkeit – die Frauenbewegung ist so
zerstritten wie selten. Autorin Julia Korbik fordert radikale
Schwesterlichkeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.