# taz.de -- Gewalthilfegesetz wird kommen: 2,6 Milliarden für Frauenhäuser un… | |
> SPD und Grüne einigen sich mit der Union auf mehr Geld für Frauenhäuser | |
> und Beratungsstellen. Ein Gesetz mit härteren Regeln für Täter scheitert | |
> aber. | |
Bild: Lange geplant, bis zuletzt umkämpft: Demo von Aktivist*innen für das Ge… | |
Berlin taz | Auf den letzten Metern haben sich SPD und Grüne mit der Union | |
auf einen Entwurf für das [1][Gewalthilfegesetz] geeinigt. Es soll die | |
Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen verbessern. Der Bund | |
stellt dafür 2,6 Milliarden Euro bereit. Außerdem schreibt das Gesetz einen | |
Rechtsanspruch auf Beratung und Schutz für all die Frauen fest, die von | |
Gewalt betroffen sind, ab 2032 soll er verbindlich gelten. Am Freitag wird | |
der Entwurf voraussichtlich im Bundestag beschlossen, im Februar soll er | |
den Bundesrat passieren. | |
Ein anderes Vorhaben, das den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt | |
stärken sollte, ist dagegen am Mittwoch endgültig gescheitert: Eine | |
[2][Verschärfung des Gewaltschutzgesetzes] sollte eine elektronische | |
Fußfessel für Gewalttäter*innen und verpflichtende | |
Anti-Gewalt-Trainings bundesweit festschreiben. Hier konnten sich SPD und | |
Grüne im Rechtsausschuss nicht mit der Union einigen. | |
Die Parteien feiern es aber als Erfolg, dass immerhin das Gewalthilfegesetz | |
kommt. Der Rechtsanspruch auf Beratung und Schutz sei ein Paradigmenwechsel | |
für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder, so SPD, Grüne und Union | |
in einer gemeinsamen Erklärung. Die Einigung sei ein historischer | |
Schulterschluss. „Dass das Gesetz jetzt kommt, ist ein riesiger Erfolg, den | |
wir auch dem Druck der Zivilgesellschaft verdanken“, sagte Leni Breymeier, | |
familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion der taz. „Heute ist | |
eigentlich ein richtiger Scheißtag. [3][Im Bundestag stimmt am | |
Holocaust-Gedenktag Schwarz mit Braun]. Dass wir trotzdem noch diese | |
inhaltliche Einigung hinbekommen haben, ist gut.“ | |
## Rechtsanspruch gilt nicht für trans, inter und non-binäre Personen | |
Der Deutsche Frauenrat begrüßte die Einigung als historischen Moment und | |
erklärte: „Das Gesetz wird Leben retten!“ Sprecherin Sylvia Haller | |
kritisierte aber, dass am Ende noch transfeindliche Narrative das Gesetz | |
prägten. Bis zuletzt hatten SPD und Grüne mit der Union auch darüber | |
gestritten, ob der Rechtsanspruch für Betroffene geschlechtsspezifischer | |
Gewalt, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität gelten soll. | |
Die Union hat sich durchgesetzt: Der Rechtsanspruch gilt nun laut | |
Gesetzestext nur für Frauen und ihre Kinder. „Wer die breit angelegte | |
Desinformationskampagne gegen trans Personen mitträgt, nimmt in Kauf, dass | |
diese Minderheit in der Folge noch mehr Gewalt und Diskriminierung erleiden | |
wird“, so Haller. | |
## Familienausschuss beschließt Gesetz für mehr Kinderschutz | |
Neben dem Gewalthilfegesetz hat der Familienausschuss auch den Kinderschutz | |
gestärkt. Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung erhielt in der | |
Ausschussanhörung am Montag viel Zustimmung, am Freitag soll er ebenfalls | |
im Bundestag verabschiedet werden. So soll die bereits seit 2010 | |
existierende Stelle der Unabhängigen Beauftragten gegen sexuellen | |
Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (UBSKM) gesetzlich verankert | |
werden. Darüber hinaus soll die Unabhängige Beauftragte dem Bundestag | |
zukünftig wiederkehrend über das Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und | |
Jugendliche berichten. | |
Die derzeitige [4][Unabhängige Beauftragte Kerstin Claus] sprach von einem | |
Meilenstein. Die regelmäßige Berichtspflicht gegenüber Bundestag, Bundesrat | |
und Bundesregierung mache es möglich, Lücken im Beratungs- und Hilfesystem | |
zu adressieren. Auch der an die UBSKM angeschlossene Betroffenenrat | |
begrüßte den Beschluss: „Dieses Gesetz ist der Beginn staatlicher | |
Verantwortungsübernahme. Es ist ein Bekenntnis dafür, dass das Thema nicht | |
mehr von der politischen Agenda verschwindet.“ | |
## Diversitätsstrategie im Kabinett beschlossen | |
Das Bundeskabinett beschloss außerdem noch die lange geplante | |
Diversitätsstrategie für die öffentliche Verwaltung. Vorgesehen ist etwa, | |
dass die Behörden Personalstrategien ausarbeiten, Mitarbeitende für | |
Diskriminierung sensibilisiert werden, gezielte Anwerbekampagnen gestartet | |
werden oder Bewerbungsverfahren anonymisiert werden. Die | |
Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radowan, sagte | |
dazu: „Deutschland ist eines der diversesten Länder der Welt, doch diese | |
Vielfalt spiegelt sich noch nicht ausreichend in unseren Ministerien, | |
Ämtern und Behörden wider.“ Das wolle man nun ändern und „das Potenzial … | |
Vielfalt in der Verwaltung besser nutzen“. | |
29 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Gewalt-gegen-Frauen/!6061941 | |
[2] /Gewaltschutz-fuer-Frauen/!6017559 | |
[3] /-CDU-bildet-Mehrheit-mit-AfD-/!6066084 | |
[4] /Missbrauchsbeauftragte-ueber-Praevention/!6022288 | |
## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
Frederik Eikmanns | |
Amelie Sittenauer | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Femizide | |
Frauenhäuser | |
Gewalt gegen Frauen | |
Missbrauchsbeauftragter | |
Social-Auswahl | |
Schwerpunkt Feministischer Kampftag | |
Gewalt gegen Kinder | |
Sexualisierte Gewalt | |
Missbrauchsbeauftragter | |
Gewalt gegen Frauen | |
Frauenhäuser | |
Missbrauchsbeauftragter | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Femizide in Deutschland: „Das größte Sicherheitsproblem ist patriarchale Ge… | |
In Deutschland gibt es fast einen Femizid pro Tag. Bei einer | |
taz-Veranstaltung in Hamburg fragten die Sprecherinnen: Wann schlagen wir | |
das Patriarchat zurück? | |
Kinder in Frauenhäusern: „Jetzt ist mein Leben besser“ | |
Frauenhäuser bieten auch Kindern Schutz. Ein Besuch im Berliner Frauenhaus | |
Cocon, das für 22 Frauen und 23 Kinder Platz hat. | |
Sexualisierte Gewalt und Elternschaft: „Nicht darüber zu sprechen darf keine… | |
Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen waren, zögern häufig mit | |
einer Elternschaft. Eine neue Studie sieht Forschungslücken in dem Feld. | |
Grünen-Politikerin über Kinderschutz: „Wir tragen riesige Verantwortung“ | |
Am Freitag will der Bundestag Strukturen gegen sexuellen Kindesmissbrauch | |
gesetzlich verankern. Das sei ein „Meilenstein“, sagt die Grüne Denise | |
Loop. | |
Gewalt gegen Frauen: Das Hilfesystem braucht ein Update | |
Gewalt gegen Frauen weitet sich ins Digitale aus und stellt Frauenhäuser | |
vor neue Probleme. Aber das geplante Gewalthilfegesetz droht zu scheitern. | |
Statistik zu Frauenhäusern: Überfüllt und unterfinanziert | |
In Deutschland fehlen rund 14.000 Frauenhausplätze. Das zwingt offenbar | |
immer mehr Frauen, Schutz weit entfernt von ihrem Wohnort zu suchen. | |
Missbrauchsbeauftragte über Prävention: „Erwachsene müssen Kinder schütze… | |
Kerstin Claus ist Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Sie plädiert | |
dafür, nicht in Angst und Hilflosigkeit zu verharren, sondern hinzuschauen. |