Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Statistik zu Frauenhäusern: Überfüllt und unterfinanziert
> In Deutschland fehlen rund 14.000 Frauenhausplätze. Das zwingt offenbar
> immer mehr Frauen, Schutz weit entfernt von ihrem Wohnort zu suchen.
Bild: In einem Frauenhaus in Bochum: rund 7.700 Frauenhausplätze gibt es in De…
Berlin taz | Die Meldungen sind so häufig, dass sie leicht durchrutschen.
Gerade berichtete der Südkurier, dass dem [1][Frauenhaus in Konstanz] das
Geld fehlt. Vor zwei Wochen entschied der Rhein-Sieg-Kreis, dass das
dringend benötigte dritte Frauenhaus dort [2][nicht kommen wird]. Und in
der Woche davor berichtet eine Lokalzeitung in der Oberpfalz, dass das
[3][Frauenhaus in Weiden] jede dritte Frau ablehnen muss.
Rund 7.700 Frauenhausplätze gibt es in Deutschland. Ginge es nach der
Istanbul-Konvention, dem internationalen Abkommen zur Bekämpfung von Gewalt
gegen Frauen, würden 21.000 Plätze benötigt.
Einmal im Jahr erhebt der Verein Frauenhauskoordinierung (FHK) eine
[4][Statistik über die Frauen,] die in den rund 400 deutschen Frauenhäusern
unterkommen. Nach der neuesten Auswertung für das Jahr 2023 sinkt die Zahl
derer, die in Wohnortnähe Schutz finden. Nur gut ein Drittel der Frauen
stammt aus der Stadt oder dem Landkreis, in dem das Frauenhaus steht. Das
könne daran liegen, dass das örtliche Frauenhaus voll ist, oder daran, dass
Frauen möglichst weit weg vom Täter wollen, schätzt die FHK.
Dennoch hat es Folgen: Frauen, die aus ihrem Wohnort fliehen, können ihrer
Arbeit oder Ausbildung nicht mehr nachgehen, Kinder nicht mehr in Schule
oder Kita gehen. Dabei zeigt die Statistik auch, wie prekär die Situation
gerade für Kinder ist. In den Frauenhäusern waren im Jahr 2023 mehr Kinder
als Frauen untergebracht.
## Mehr Kinder als Frauen
Die Zahlen beruhen auf einer Umfrage unter 179 Frauenhäusern. Ausgewertet
wurden Daten zu gut 6.200 Frauen und 7.000 Kindern. Hochgerechnet fanden
demnach im vergangenen Jahr rund 14.200 Frauen und 16.000 Kinder Schutz in
einem Frauenhaus. Die meisten Frauen, 61 Prozent, leben mit einem oder
mehreren Kindern im Frauenhaus. Mehr als die Hälfte der Kinder ist jünger
als sechs Jahre. Nicht alle Frauenhäuser können Kinder bedarfsgerecht
versorgen, es fehlen Erzieher*innen, kindgerechte Räume und psychologische
Unterstützung.
Gestiegen ist außerdem der Anteil der Frauen, die nicht in Deutschland
geboren sind: Im Jahr 2023 waren das 69 Prozent – zehn Jahre zuvor noch 50
Prozent. Dass so viele Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung in
Frauenhäusern landen, erklärt die FHK damit, dass ihnen häufiger als
deutschen Frauen das Geld und das Netzwerk fehlt, um der Gewalt anderweitig
zu entfliehen.
Die Statistik gibt auch einen Einblick in das Dunkelfeld von
geschlechtsspezifischer Gewalt: Nur bei 40 Prozent der Befragten gab es vor
der Flucht ins Frauenhaus einen Polizeieinsatz wegen häuslicher Gewalt. 47
Prozent unternehmen auch während ihres Aufenthalts keine rechtlichen
Schritte gegen den Täter – aus mangelndem Vertrauen in die Justiz, aber
auch aus persönlichen Gründen.
## Finanziell abhängig
Die meisten Frauen leben prekär. Nur knapp ein Viertel der Frauen haben vor
ihrem Aufenthalt ein eigenes Einkommen bezogen, viele sind finanziell von
ihrem (Ex-)Partner abhängig. Das macht auch den Weg ins Frauenhaus
schwierig: Mehr als jede vierte Frau musste ihren Aufenthalt [5][teilweise
oder vollständig selbst bezahlen].
Die FKH fordert daher, dass die Finanzierung der Frauenhäuser bundesweit
sichergestellt wird. Dies sollte das geplante Gewalthilfegesetz leisten.
Ein Entwurf liegt aber bis heute nicht vor.
8 Oct 2024
## LINKS
[1] https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/kein-geld-fuer-fra…
[2] https://ga.de/region/sieg-und-rhein/siegburg/drittes-frauenhaus-sozialaussc…
[3] https://www.oberpfalzecho.de/beitrag/das-weidener-frauenhaus-ist-an-die-kap…
[4] https://www.frauenhauskoordinierung.de/arbeitsfelder/fhk-bewohner-innenstat…
[5] /Frauen-muessen-fuer-Frauenhaeuser-zahlen/!5981278
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Frauenhäuser
Gewalt gegen Frauen
Istanbul-Konvention
GNS
Schwerpunkt Femizide
Feminismus
Frauenhäuser
Frauenhäuser
## ARTIKEL ZUM THEMA
Gewalthilfegesetz wird kommen: 2,6 Milliarden für Frauenhäuser und Beratungss…
SPD und Grüne einigen sich mit der Union auf mehr Geld für Frauenhäuser und
Beratungsstellen. Ein Gesetz mit härteren Regeln für Täter scheitert aber.
Gewalt gegen Frauen: Deutschland macht zu wenig
Eine Studie belegt erstmals konkret, wie wenig gegen geschlechtsspezifische
Gewalt unternommen wird. Es fehlt eine bundeseinheitliche Strategie.
13.000 Plätze fehlen in Frauenhäusern: Armutszeugnis für den Frauenschutz
In Deutschland fehlen massenhaft Plätze in Frauenhäusern zum Schutz vor
häuslicher Gewalt. Die Ampel wollte das eigentlich ändern, gemacht hat sie
wenig.
Wohnungen für schutzsuchende Frauen: Raus aus dem Frauenhaus
Sara* und ihr Sohn haben eine eigene Wohnung gefunden – und damit einen Weg
aus dem Frauenhaus. Das Projekt Vivienda war dabei behilflich.
Frauen müssen für Frauenhäuser zahlen: Wer Schutz sucht, zahlt drauf
Von häuslicher Gewalt Betroffene müssen für Schutz oft selbst bezahlen. Die
Bundesregierung verfehlt ihr Versprechen einer „verlässlichen
Finanzierung“.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.