| # taz.de -- Gewalthilfegesetz in Berlin: Besser spät als nie | |
| > Berlin erhält durch das Gewalthilfegesetz Bundesmittel für den Ausbau von | |
| > Frauenhäusern und Beratungsstellen. Initiativen sind skeptisch. | |
| Bild: Man tötet nicht aus „Liebe“: Stoppt Femizide | |
| Berlin taz | Das Gewalthilfegesetz des Bundes ist ein Meilenstein für den | |
| Gewaltschutz – auch in Berlin. Das betont Bahar Haghanipour, | |
| frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, am | |
| Mittwoch bei einem Fachgespräch über das Gesetz. Mit dabei: | |
| Ex-Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Vertreter*innen von | |
| Antigewaltprojekten, Frauenverbänden sowie Gleichstellungsbeauftragte. | |
| Das Anfang 2025 im Bundestag verabschiedete Gesetz schreibt einen | |
| Rechtsanspruch auf Beratung und Schutz für Frauen fest, die von | |
| geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Antigewaltarbeit wird damit | |
| erstmalig zur Pflichtaufgabe der Länder und ist keine freiwillige Leistung | |
| mehr. Das ist dringend notwendig: In Berlin ist die Zahl der weiblichen | |
| Betroffenen von Straftaten in den letzten 4 Jahren um 8 Prozent gestiegen. | |
| [1][Im Schnitt wird jeden Monat eine Frau umgebracht.] Das ging aus einer | |
| schriftlichen Anfrage der Grünen-Fraktion hervor. | |
| [2][Mit dem Gewalthilfegesetz stellt der Bund über 10 Jahre 2,6 Milliarden | |
| Euro für die Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen bereit.] | |
| Berlin bekommt bis zu 150 Millionen Euro. Die Mittel fließen in den | |
| Landeshaushalt. Wie sie verteilt werden, entscheidet das Land selbst. | |
| ## Sorge, dass kleine Antigewaltprojekte leer ausgehen. | |
| Ab 2026 müssen die Länder eine Bedarfsplanung vorlegen. Und der Bedarf ist | |
| überall hoch – vor allem, weil viele Projekte unter den Kürzungen des | |
| Senats leiden: Täterarbeit, Präventions- und Beratungsangebote, | |
| Frauenhäuser sowie Fachstellen für Betroffene. Die Sorge der | |
| Zivilgesellschaft: dass die Mittel vor allem an große Träger fließen und | |
| kleine Antigewaltprojekte leer ausgehen. | |
| „Uns wird in Aussicht gestellt, dass es ab 2027 eine stetige Finanzierung | |
| gibt, weil dann Bundesmittel fließen“, sagt Nua Ursprung von der Berliner | |
| Initiative gegen Gewalt an Frauen. Auch ihr Projekt ist von den Kürzungen | |
| betroffen. Doch sie warnt: „Mit diesen Geldern muss die Infrastruktur | |
| ausgebaut werden – nicht bestehende, unterfinanzierte Projekte gestopft | |
| werden.“ Haghanipour versichert: „Unser Anspruch ist, dass diese Mittel | |
| zusätzlich fließen und dafür keine Landesgelder eingespart werden.“ | |
| Die Zivilgesellschaft kritisiert zudem, dass der Rechtsanspruch nur für | |
| Frauen gilt, nicht für trans-, inter- und nichtbinäre Personen. Auch Frauen | |
| mit unklarem Aufenthaltsstatus sind nicht berücksichtigt, [3][Forderungen | |
| nach verpflichtender Täterarbeit oder elektronischer Überwachung] wurden | |
| gestrichen. Lisa Paus räumt ein: „Es gab schmerzliche Einschnitte. Dieses | |
| Gesetz löst nicht alle Fragen.“ Dennoch sei das Gesetz ein Durchbruch – | |
| nach 40 Jahren. | |
| 12 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
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