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# taz.de -- Ausschluss von Migrant*innen: Ein Senat, der Berlin und seine Kultu…
> Ausgerechnet bei der Diversitätsförderung in der Kultur wird nun
> gestrichen. Gebildete Migrant*innen im Theaterfoyer passen nicht ins
> Bild der CDU.
Bild: Erfolgreich für mehr Teilhabe: Festival zum Thema Kunst und Behinderung
Unsere Theater und Museen stehen mitten in der Stadt, werden von uns allen
finanziert und müssen deshalb auch für alle zugänglich sein. Es gibt also
sehr gute Gründe, warum Programme zur Antidiskriminierung, Barrierefreiheit
und Diversitätsentwicklung für die Berliner Kultur ins Leben gerufen
wurden. Diese Stadt und ihre Menschen sind nach wie vor weitaus
vielfältiger als ihr Kulturbetrieb.
Ausgerechnet in diesem Bereich [1][wird nun nicht nur gekürzt, sondern
gestrichen]. Die Impact-Förderung wird abgeschafft. Der
[2][Diversitätsfonds] fördert „kunstschaffende Berliner Personen und
Gruppen, deren künstlerische Perspektiven im Kulturbetrieb bisher
unzureichend repräsentiert sind“. Die gleichen Gruppen sind immer noch
unzureichend repräsentiert. Eine Fördermöglichkeit haben sie nun nicht
mehr.
Aus diesem Topf wurden in den letzten Jahren zahlreiche Projekte von
behinderten und tauben Künstler*innen sowie anderen Marginalisierten
gefördert. Auch die „Diversitätsoffensive“ wird es nicht mehr geben. Hier
wurden Referent*innenstellen für Antidiskriminierung und
Diversitätsentwicklung an Kultureinrichtungen finanziert. Die Einrichtung
[3][Diversity Arts Culture] ist der zentrale Akteur, wenn es darum geht,
Vielfalt zu stärken, Kunst und Kultur für alle zugänglich zu machen und
Diskriminierung im Kulturbetrieb abzubauen. Das Workshop- und
Weiterbildungsangebot für Kulturschaffende ist beeindruckend breit und
innovativ. Die erhobenen Studien, Glossare und gesammelten Informationen
sind klar auf Nachhaltigkeit und strukturelle Tiefenwirkung ausgelegt.
Diese Investitionen verpuffen zu lassen, ist schlicht verschwenderisch.
Den Mitgliedern des Abgeordnetenhauses sei ein Blick auf die Website
empfohlen. Da kann man sehen, wozu Berlin in der Lage ist, wenn an den
richtigen Stellen Menschen sitzen, die wirklich etwas bewegen wollen und
dann auch mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werden. Diversity, Arts,
Culture muss man als erfolgreiches Modellprojekt bezeichnen. Mit
Strahlkraft weit über Berlin hinaus, wenn man sich die zahlreichen
Solidaritätsbekundungen ansieht, die die Einrichtung seit Bekanntwerden der
zerstörerischen Kürzungen und der geplanten Abwicklung der Trägerstiftung
erhält.
## Bewusster Ausschluss
Die Streichungen sind eine Entscheidung, ein bewusster Ausschluss
sogenannter Minderheiten. Erfolge linker Kulturpolitik werden
zunichtegemacht. Denjenigen, die unter dem Rechtsruck am meisten leiden,
werden Möglichkeiten zum Ausdruck und zur Selbstermächtigung genommen. Wer
darf Teil dieser Gesellschaft sein? Wer findet Gehör? Wer bekommt eine
Bühne? Heute wird mal wieder Migrant*innen und deren Kindern die
Teilhabe an der Stadtgesellschaft erschwert. Morgen – nein: am selben Tag
wird sich darüber beschwert, sie würden sich nicht ordentlich integrieren.
Nun passen inspirierte, gebildete Migrant*innen und Ausländerkinder, die
sich angeregt in einem Theaterfoyer unterhalten, nicht ins Bild der CDU,
die doch so gern die Migration für alle Probleme verantwortlich macht, um
von sozialen Fragen abzulenken. Dieser Senat möchte die plurale
Gesellschaft nicht. Es wirkt, als könne er einen großen Teil der
Berliner*innen noch nicht einmal leiden.
Das bisschen Kultur, das bleibt, wird gerade noch eine weiße Oberschicht
erreichen. Für die Kinder und Enkelkinder der Gastarbeiter*innen, die diese
Stadt geprägt haben, ist in den Theatern und Museen immer noch kein Platz.
28 Nov 2024
## LINKS
[1] /Protest-gegen-die-Berliner-Sparliste/!6
[2] /Berlin-spart-an-der-Kultur/!6048501
[3] https://diversity-arts-culture.berlin/
## AUTOREN
Simone Dede Ayivi
## TAGS
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