| # taz.de -- Kürzungen bei Wissenschaftsinstitutionen: Blutleere Wissenschaft | |
| > Die Wissenschaftsinstitutionen bleiben vom Rotstift des Senats nicht | |
| > verschont. Kleine Institute und Studierende bekommen die Kürzungen zu | |
| > spüren. | |
| Bild: Student:innen müssen sich auf teureres Mensa-Essen, unsanierte Wohnheime… | |
| Berlin taz | Als der schwarz-rote Senat vergangene Woche seine | |
| milliardenschwere Kürzungsliste veröffentlichte, wurde schnell klar: [1][Es | |
| trifft viele hart]. So auch die Berliner Wissenschaft. 250 Millionen Euro | |
| sollen in dem Bereich eingespart werden. Ein Löwenanteil von 100 Millionen | |
| Euro entfällt auf die Hochschulen. Dafür müssen wohl die eigentlich bereits | |
| geschlossenen Verträge zwischen Senat und Hochschulen nachverhandelt | |
| werden. Das teilte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) Anfang der | |
| Woche bei einer Veranstaltung des Tagesspiegel mit. | |
| Ein weiterer Verlierer der schwarz-roten Kürzungsorgie ist das | |
| Quantenforschungszentrum Berlin Quantum Alliance. Einst [2][Aushängeschild | |
| des Wissenschaftsstandorts Berlin], soll ihm nun die Förderung von rund 6 | |
| Millionen Euro komplett gestrichen werden. | |
| Auch bei den kleineren Fischen im Wissenschaftsteich wurde der Rotstift | |
| angesetzt. Dazu gehört das Institut für angewandte Forschung (IFAF), | |
| welches die Forschung der staatlichen Fachhochschulen bündelt und fördert. | |
| Gemeinsam mit Unternehmen bringt es vor allem anwendungsorientierte | |
| Kooperationsprojekte auf den Weg. Seit 15 Jahren gibt es das IFAF – jetzt | |
| wird „ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen“, so die | |
| Vorstandsvorsitzende Gesine Bär: 2,4 Millionen Euro weniger soll das IFAF | |
| bekommen. Damit bleibt dem Institut für 2025 nur eine schmale Million. | |
| Geld, mit dem sie geradeso alte Projekte abschließen, aber keine neuen | |
| anregen könnten. | |
| „Von den Kürzungen haben wir aus der Zeitung erfahren“, berichtet Bär. | |
| [3][Ganz überraschend kamen sie jedoch nicht]. Weil viele Gelder im | |
| Wissenschaftsbetrieb nur schwer eingespart werden können, weil sie etwa | |
| durch Hochschulverträge gebunden sind, hatten Bär und ihre Kolleg:innen | |
| bereits Worst-Case-Szenarios durchgespielt. | |
| Eines davon wird das IFAF wohl künftig erwarten: Sie seien zwar an der | |
| Insolvenz vorbeigeschlittert, trotzdem wären die Kürzungen wie ein | |
| „K.o.-Schlag“ für das Institut, so Bär. Die Kürzungen würden aus ihnen … | |
| „blutleeres Institut“ machen. „Wir brauchen ein Berliner Bekenntnis für | |
| angewandte Forschung.“ Auch die Leiterin der IFAF-Geschäftsstelle, Birgit | |
| Engel, ist enttäuscht: „Die Stärkung von Innovation und Transfer ist in | |
| aller Munde – wir leben sie jeden Tag.“ Doch ohne ausreichende Finanzierung | |
| stünde die Zukunft ihres Instituts auf dem Spiel. | |
| ## Auch Studierende leiden unter den Kürzungen | |
| Neben Unis und Forschungsinstituten trifft es auch die Studierenden. Ihnen | |
| wird der Gürtel indirekt enger geschnallt, weil der Senat dem | |
| Studierendenwerk ein Drittel der Zuschüsse kürzt. Die bislang zugesagten 22 | |
| Millionen Euro sollen um 7,5 Millionen Euro reduziert werden. Wie das IFAF | |
| erfuhr auch das Studierendenwerk aus der Zeitung davon. „Weil vom Land | |
| weniger Geld kommt, müssen sich Studierende auf eine Erhöhung des | |
| Sozialbeitrags einstellen“, sagt Jana Judisch, Pressesprecherin des | |
| Berliner Studierendenwerks, der taz. Bislang liegt er bei 63 Euro. Im Raum | |
| steht eine Erhöhung um mindestens 30 Euro, also etwa 50 Prozent. | |
| Damit nicht genug. Obwohl dringend nötig, wird die Sanierung der Wohnheime | |
| weitestgehend aufgeschoben. „Sanieren ist momentan Luxus“, sagt Judisch. | |
| Auf dem Prüfstand stehen auch diverse Angebote des Studierendenwerks: | |
| psychosoziale Unterstützung, Kulturveranstaltungen, günstiges Mittagessen. | |
| Wie sich die Kürzungen konkret auf die Studierenden auswirken, wird sich | |
| erst in den nächsten Wochen entscheiden. | |
| Als Sofortmaßnahme veranlasste das Studierendenwerk eine Preiserhöhung beim | |
| Tagesgericht in der Mensa. 1,75 € statt 1,45 € soll es ab 1. Januar kosten. | |
| Für Studierende, die durch hohe Mieten und steigende Lebenshaltungskosten | |
| ohnehin prekär leben, sind das keine Peanuts. | |
| So unterschiedlich die verschiedenen betroffenen Institutionen, so | |
| einheitlich ihre Hoffnung: dass sich die Senatsverwaltung doch noch | |
| umstimmen lässt und die Einsparungen nachverhandelt werden können. IFAF und | |
| Studierendenwerk hoffen außerdem auf verstärkte Planungssicherheit für die | |
| nächsten Jahre. Jana Judisch drückt es so aus: „Die Hoffnung stirbt | |
| zuletzt.“ | |
| 29 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katharina Wulff | |
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