# taz.de -- EU und Wissenschaft: Neue EU-Kommission setzt auf Forschung | |
> Klimapolitik und Green Deal stehen für die neue EU-Kommission nicht mehr | |
> im Vordergrund. Stattdessen setzt sie auf Forschung und Innovation. Damit | |
> soll vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der EU gestärkt werden. | |
Bild: Ekaterina Zaharieva, in der Europäischen Kommision zuständig für Forsc… | |
Neues Spiel, neues Glück? In Brüssel ist in dieser Woche die neue | |
EU-Kommission, die zweite unter Führung der deutschen CDU-Politikerin | |
Ursula von der Leyen, zu ihrer ersten Sitzung zusammengetroffen. Während in | |
der ersten Amtszeit die Klimapolitik und der [1][„Green Deal“] im | |
Vordergrund standen, haben sich diesmal die Themen Forschung und Innovation | |
nach vorne geschoben: Europa muss unter den Bedingungen der veränderten | |
Geopolitik vor allem wirtschaftlich wettbewerbsfähiger werden. | |
Fundierte Expertenpapiere haben in den letzten Monaten der | |
„Europaregierung“ die Leviten gelesen. Vor allem der Report des früheren | |
Chefs der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, über die Gründe für den | |
schleichenden Verlust der Wettbewerbsfähigkeit Europas, hat für ein | |
Umdenken in der Innovationspolitik gesorgt. | |
So stellte von der Leyen in ihrer Antrittsrede vor dem Europaparlament die | |
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch Forschung und Innovation sogar an | |
die erste Stelle der sechs wichtigsten Vorhaben der neuen Kommission, noch | |
vor Handel, Verteidigung und Migration. Europa müsse die „Innovationslücke | |
zu den USA und China“ schnell schließen, die Forschungsausgaben erhöhen und | |
die Finanzierungsbedingungen für Start-ups verbessern, betonte die | |
Kommissionspräsidentin. | |
## Kompetenzbereiche verlagert | |
Für die Umsetzung sollen die neuen EU-Kommissare sorgen, die seit dem 1. | |
Dezember formell im Amt sind. In der nationalen Ressortaufteilung ist die | |
EU-Zuständigkeit für Forschung wieder an Bulgarien gegangen, ein Land, das | |
im europäischen Innovationsindex ganz hinten rangiert. Die neue | |
Kommissarin, Ekaterina Zaharieva, gehört wie ihre Vorgängerinnen Ivanova | |
und Gabriel der in Bulgarien regierenden konservativen Partei Gerb an. | |
Allerdings wurde ihre Zuständigkeit verändert: Neben Forschung und | |
Innovation ist Zaharieva an erster Stelle sogar für die Förderung von | |
Start-ups zuständig. Die Kompetenz für Bildung und Hochschulen wurde | |
dagegen ausgelagert, auch Jugend und Kultur sind in ein neues Kommissariat | |
gewandert. Die deutsche Hochschulrektorenkonferenz ist von dieser neuen | |
Durchmischung nicht begeistert. „Um nachhaltig Erfolg zu haben und die | |
Wettbewerbsfähigkeit umfassend zu steigern, sollten diese Politikfelder | |
auch auf europäischer Ebene stärker zusammengedacht werden“, heißt es in | |
einer [2][HRK-Stellungnahme] von dieser Woche. | |
Parallel zur Bildung der neuen Kommission haben in der europäischen | |
Wissenschaft schon die Überlegungen zum nächsten großen Finanzierungstopf | |
für die EU-Forschung begonnen, das sogenannte 10. Forschungsrahmenprogramm | |
FP10, das auf die Dauer von sieben Jahren ausgelegt ist. Es wird 2028 das | |
derzeit laufende Programm Horizon Europe ablösen, das schon jetzt mit | |
seinen 95 Milliarden Euro als der größte Forschungsfonds weltweit gilt. | |
Aber es soll noch mehr werden. Das Europaparlament wie auch der | |
Draghi-Report haben sich für eine Verdoppelung der Ressourcen | |
ausgesprochen: Bis zu 220 Milliarden Euro soll FP10 umfassen. Entscheidend | |
wird freilich die europäische Kassenlage sein. | |
6 Dec 2024 | |
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[1] /Kompetent-versenkt/!6012533 | |
[2] https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/meldung/hrk-b… | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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