# taz.de -- Haushaltsdefizit in Berlin: Den Unis droht der fette Rotstift | |
> Wegen der Sparvorgaben von Berlins Finanzsenator drohen in der | |
> Wissenschaft Kürzungen von rund 170 Millionen Euro. Die Linke befürchtet | |
> „Kahlschlag. | |
Bild: Physikbau der TU Berlin: Gebäude marode, Forschung unter Sparzwang | |
BERLIN taz | Es knirscht: Die Sparvorgaben von Finanzsenator Stefan Evers | |
(CDU) stoßen auch im Wissenschaftsausschuss auf Kritik. Rund 170 Millionen | |
Euro müssten in der Wissenschaft eingespart werden, bestätigte | |
Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) dort am Montag. Die Linke spricht | |
angesichts dieser Summe von einem „Super-GAU“. | |
„Das übertrifft unsere schlimmsten Erwartungen bei Weitem“, sagte Tobias | |
Schulze, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Berliner | |
Abgeordnetenhaus. Damit drohe ein „kompletter Kahlschlag in der Berliner | |
Wissenschaftslandschaft“. Sowohl die Lehrkräftebildung als auch die | |
Hochschulverträge wären davon betroffen, sagte er. | |
Hintergrund sind Aufforderungen des Finanzsenators: Evers hatte den | |
Verwaltungen angetragen, [1][dass jede*r in ihrem*seinem Bereich im | |
laufenden Jahr rund 5,9 Prozent einsparen solle]. Geschehen soll das über | |
Pauschale Minderausgaben (PMAs): also Gelder, die zwar im Haushalt | |
eingestellt sind, aber am Ende dann doch nicht fließen. Die Verwaltungen | |
sollen dazu bis Ende Februar Vorschläge erarbeiten. Denn: [2][Der im | |
Dezember verabschiedete Haushalt ist nicht gedeckt]. Die Lücke beträgt | |
demnach für das aktuelle Jahr rund 1,75 Milliarden Euro, insgesamt [3][für | |
die beiden kommenden Jahre sind es rund 4 Milliarden Euro]. | |
## Investitionen statt sparen | |
Zuvor hatten sich bereits andere Verwaltungen gegen die Sparziele gewandt. | |
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) etwa hatte sich massiv gegen Kürzungen | |
ausgesprochen. „Wenn das so kommt, kann ich Polizei und Feuerwehr | |
schließen“, hatte sie gesagt und darauf gepocht, ihr Ressort komplett aus | |
den Kürzungen herauszuhalten. | |
„Der Senat muss sicherstellen, dass nicht an Bildung und Wissenschaft | |
gespart wird. Im Gegenteil: Wir brauchen in diesen Bereichen massive | |
Investitionen“, forderte Linken-Politiker Schulze. Es sei unklar, wo das | |
Geld überhaupt eingespart werden könne. „Der Großteil der Mittel wird durch | |
die Hochschulverträge, aber auch durch Bund-Länder-Programme geblockt. Das | |
heißt, es müssen eventuell sogar Bundesmittel zurückgegeben werden, weil | |
das Land seinen Anteil an der Finanzierung nicht stemmen kann“, sagte er. | |
Schulze forderte von der Wirtschaftssenatorin schnelle Aufklärung und | |
erinnerte an die Sparrunde von 2003. Damals sollten 75 Millionen in der | |
Wissenschaft eingespart werden, an den Unis kam es zu [4][Streiks]. Die | |
Auswirkungen der Kürzungen seien „bis heute zu spüren“, sagte Schulze | |
angesichts der nun drohenden ungleich höheren Summe. | |
Die SPD-Senatsmitglieder hatten sich bereits am Samstag geschlossen gegen | |
Evers’ pauschale Sparpläne gestellt. Die Auflösung der PMAs bis Ende | |
Februar sei politisch nicht zielführend. Das sei auch nicht vor der | |
Sommerpause 2024 möglich, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der | |
SPD-Senator*innen. Kürzungen sollten nicht technisch mit 5,9 Prozent für | |
alle Ressorts erfolgen. Die Koalition solle stattdessen ihre politischen | |
Schwerpunkte setzen. | |
15 Jan 2024 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Uta Schleiermacher | |
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