| # taz.de -- AfD attackiert gemeinnützige Vereine: Der Ruch des Illegalen | |
| > Die AfD zeigt Vereine mit Zivilcourage beim Finanzamt an. Das geht, weil | |
| > die Ampelkoalition noch nicht das Gemeinnützigkeitsrecht reformiert hat. | |
| Bild: Initiativen, die eine eigene Meinung, eine klare Haltung im Diskurs formu… | |
| Das [1][Netzwerk Polylux] ist bemerkenswert. Es sammelt Spenden, um | |
| Projekte im Osten des Landes zu unterstützen und Orte nicht den Rechten zu | |
| überlassen. Ein [2][alternatives Café in Dresden], ein [3][Festival in | |
| Anklam], ein [4][Kulturverein in Suhl] – um nur einige zu nennen. Für diese | |
| Arbeit wurde Polylux [5][gerade mit dem taz Panter Preis ausgezeichnet]. | |
| Aber noch etwas macht Polylux speziell. Sie begreifen ihre Arbeit zwar sehr | |
| zu Recht als gemeinnützig. Aber die offizielle Gemeinnützigkeit haben sie | |
| erst gar nicht beantragt. Sie wollen bei ihrer dezidiert antifaschistischen | |
| Arbeit nicht durch staatliche Regelungen angreifbar sein. | |
| Für Polylux ist das eine Lösung. Für die Gesamtgesellschaft jedoch | |
| verdeutlicht dieses Vorgehen nur das Problem. Meinung und Haltung sind zwar | |
| die Grundpfeiler jeder Demokratie. Aber Initiativen, die das nicht nur so | |
| allgemein formulieren, sondern darüber hinaus auch noch eine eigene | |
| Meinung, eine klare Haltung im Diskurs formulieren, droht die Aberkennung | |
| der Gemeinnützigkeit. Weil, so [6][die Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs | |
| im Attac-Urteil von 2019], Politik, die tatsächlich auch Position bezieht, | |
| nicht „neutral“ genug sei. | |
| Diese Sicht ist auf mehreren Ebenen fatal. Unterstützer:innen können | |
| ihre Spenden nicht von der Steuer absetzen. Initiativen bekommen somit | |
| weniger Geld. Zudem müssen sie auch noch Körperschaft- und Gewerbesteuer | |
| zahlen. Das mag wie ein Orchideenthema für Finanzamtsexpert:innen | |
| klingen, ist es aber nicht. Es erschwert nicht nur die Arbeit der | |
| Engagierten, es trifft die Gesellschaft ins Mark. Denn politische Haltung | |
| bekommt den Ruch des Illegalen. Und das ist nichts anderes als eine | |
| Steilvorlage für die extreme Rechte, die sie schon jetzt fleißig nutzt. | |
| Selbst Sportvereine oder Kulturinitiativen, die sich an lokalen Bündnissen | |
| gegen rechts beteiligen, müssen damit rechnen, aus AfD-Kreisen beim | |
| Finanzamt angeschwärzt zu werden. Also halten sie lieber die Schnauze. Kein | |
| Wunder, dass sich [7][nun mehr als 100 Vereine und Stiftungen per | |
| Brandbrief an den Bundeskanzler] gewandt haben. Der hatte [8][noch als | |
| Finanzminister] eine Reform des Gemeinnützigkeitsrechts angekündigt. Auch | |
| im Koalitionsvertrag wurde die vereinbart. Getan hat sich nichts, obwohl | |
| die Zeit drängt. | |
| Bei den Landtagswahlen zeichnet sich ein extremer Rechtsruck ab. Die AfD | |
| wird dann jeden Zipfel ihrer Macht nutzen, um dem politischen Gegner an den | |
| Karren zu fahren. Wenn der nicht schleunigst – auch durch [9][die Reform | |
| des Gemeinnützigkeitsrechts] – widerstandsfähiger wird, fliegt er | |
| auseinander. Dann brechen Strukturen weg – auf viele Jahre. | |
| 25 Jun 2024 | |
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| [6] /Attac-verliert-Gemeinnuetzigkeit/!5574073 | |
| [7] /Zivilgesellschaft-unter-Druck/!6016225 | |
| [8] /Gemeinnuetzigkeit-fuer-Attac-und-Co/!5626176 | |
| [9] /Attac-ohne-Gemeinnuetzigkeit/!6000705 | |
| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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