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# taz.de -- Antisemitismus bei der Documenta: Jetzt hilft nur noch Förderstopp
> Die Documenta-Leitung hätte aus ihren Fehlern lernen können. Stattdessen
> scheint schon wieder ein Antisemit in der Findungskommission zu sitzen.
Bild: Mit alten Problemen neu konfrontiert: Claudia Roth
Wer geglaubt hat, die [1][judenfeindlichen Vorgänge] bei der [2][Documenta
15 seien so ungeheuerlich], dass eine Wiederholung ausgeschlossen ist, hat
sich getäuscht. Man hat tatsächlich Besserung gelobt. Die Mitglieder der
Findungskommission für die Auswahl der [3][künstlerischen Leitung] der
nächsten Documenta mussten versichern, dass sie aber ganz gewiss keine
Antisemiten sind. Dummerweise hat man es dabei belassen und nicht einmal
bei google gecheckt, was die Herrschaften vor ihrer Berufung so gemacht
haben.
Jetzt kommt heraus: Der indische Autor Ranjit Hoskoté unterschrieb 2019
eine BDS-Erklärung, die vor Judenhass nur so strotzt. Da ist von Zionismus
als „rassistischer Ideologie“ die Rede, der eine „ethnische Reinigung“ …
Folge habe, und ein Land, in dem Nicht-Juden in einem
„siedungskolonialistischen Apartheidsstaat“ weniger Rechte hätten.
Besonders niedlich ist die Verteidigungsstrategie des Documenta-Machers
Hoskoté: Er lese gerne Walter Benjamin und Paul Celan und habe sein ganzes
Leben dem Kampf gegen „autoritäre faschistische Kräfte“ verschrieben. Bei
der BDS-Erklärung sei es ihm gegen Hindu-Nationalismus gegangen. Eine
Entschuldigung hält er offenkundig für unnötig.
Das ist ziemlich furchtbar. Doch der eigentliche Skandal besteht darin,
dass es auch der neuen Documenta-Leitung nicht gelungen ist, irgend etwas
an der organisierten Unverantwortlichkeit dieser Veranstaltung zu ändern.
Das Versprechen, [4][Judenhass] nicht länger zuzulassen, war nur ein
Lippenbekenntnis. Wie sonst ist es zu verstehen, wenn eine Geschäftsführung
die Mitglieder eines entscheidenden Gremiums so oberflächlich überprüft,
dass dort mindestens ein Judenfeind sitzen darf?
Nach Bekanntwerden der von Hoskoté unterschriebenen antisemitischen
Erklärung nannte Documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann dies zwar
„nicht im Ansatz akzeptabel“. Ob Hoskoté aber deshalb das Gremium verlassen
muss, ließ er offen.
[5][Kulturstaatsministerin Claudia Roth] dagegen hat gelernt, dass die
Selbstheilungskräfte bei der Documenta-Leitung etwa die Wirkung von Globuli
haben – also gar keine. Sie droht der Documenta mit dem Entzug staatlicher
Förderung. Es dürfte die einzige Sprache sein, die dort verstanden wird.
12 Nov 2023
## LINKS
[1] /Antisemitismus-im-Kulturbetrieb/!5933737
[2] /Bericht-zu-Antisemitismus-in-Deutschland/!5886327
[3] /Umstrittene-Kunst-Gastprofs-in-Hamburg/!5884044
[4] /Leon-Kahane-ueber-die-Kunstszene/!5966637
[5] /Antisemitismus-in-Kunst-und-Kultur/!5933567
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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