# taz.de -- Antisemitismus in Kunst und Kultur: Die Wut macht sich Luft | |
> Über Claudia Roth entlud sich der Zorn junger Juden, die nicht bereit | |
> sind, Antisemitismus schweigend hinzunehmen. Überraschend kam das nicht. | |
Bild: Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) | |
Bei der größten jüdischen Jugendveranstaltung Deutschlands, der | |
Jewrovision, letzte Woche in Frankfurt am Main war die Staatsministerin für | |
Kultur und Medien, [1][Claudia Roth, unerwünscht]. Wer sich mit Roths | |
Umgang mit Antisemitismus über die letzten Jahre auseinandergesetzt hat, | |
sollte dies nicht überraschend finden. | |
Die Staatsministerin steht seitens weiter Teile der Jüdischen Gemeinschaft | |
in Deutschland seit Jahren in der Kritik, weil sie 2019 nicht dafür | |
stimmte, die BDS Bewegung zu verurteilen und ihre Veranstaltungen nicht zu | |
unterstützen, weil sie mehrfach keine klare Position zum Mullah-Regime in | |
Teheran erkennen ließ und schließlich, weil sie ihre Verantwortung bei der | |
Antisemitismus-Eskalation auf der [2][documenta 15] erst sehr spät | |
eingestand. | |
In dieser Debatte geht es nicht darum, ob Claudia Roth antisemitische | |
Ansichten vertritt oder wie viele jüdische Freunde sie hat. Vielmehr ist | |
diese Diskussion stellvertretend für das systematische Versagen eines | |
Staates im Kampf gegen Antisemitismus auch im Kunst- und Kulturbereich. Die | |
Stimmung wird nicht erst seit der documenta zunehmend unaushaltbar für | |
jüdische Kunst- und Kulturschaffende, sei es im Bereich der bildenden | |
Kunst, der Musik- oder Theaterszene. | |
Eine wichtige Rolle spielt dabei die [3][BDS-Bewegung], die an Einfluss | |
gewinnt. Mitten in Berlin wurden jüngst auf einer Kundgebung zum Nakba-Tag | |
Aufrufe zur dritten Intifada laut. Wer zur bewaffneten Intifada aufruft, | |
steht nicht für Menschenrechte ein, sondern verherrlicht den Mord an Juden. | |
## Natürliche Reaktion auf Ungerechtigkeit | |
Dass sich junge Juden gegen diese Zustände wehren, ist weder eine | |
Inszenierung seitens des Zentralrats der Juden noch eine | |
Instrumentalisierung von Kindern und Jugendlichen. Es ist eine natürliche | |
Reaktion auf Ungerechtigkeit und die Missstände in Deutschland. | |
Die junge jüdische Generation jedoch fordert ihre Rechte ein. Juden in | |
Deutschland müssen Antisemitismus und das Hofieren von jenen, die ihn | |
verbreiten, nicht schweigend hinnehmen. Denn ja, in einer Demokratie dürfen | |
auch Juden wütend sein. | |
25 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Claudia-Roth-bei-Jewrovision/!5933183 | |
[2] /documenta-fifteen--eine-Bilanz/!5883282 | |
[3] /Streit-um-BDS-Bewegung/!5740197 | |
## AUTOREN | |
Hanna Veiler | |
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