# taz.de -- Antisemitismus bei der Documenta: Kunstschau auf der Kippe | |
> Die Findungskommission für die kommende Documenta ist gescheitert. Die | |
> Union sollte aber mit Schuldzuweisungen vorsichtig sein. | |
Bild: Kurz vor dem Abbau eines Banners bei der documenta 15 im Juni 2022 | |
Es war einmal eine Kunstausstellung, auf der [1][Werke mit antisemitischem | |
Inhalt gezeigt wurden]. Dafür wollte niemand verantwortlich sein. Doch die | |
Unverantwortlichen gelobten alsbald Besserung. Das macht man in Deutschland | |
am besten, indem man möglichst schöne Gremien einsetzt. Eines dieser | |
Gremien hieß bis vor Kurzem „Findungskommission“. | |
Aber jetzt, huch, [2][gibt es diese Kommission nicht mehr]. Ein Mitglied | |
dieses weisen Gremiums, das antisemitische Inhalte auf der nächsten, für | |
das Jahr 2027 vorgesehenen Kunstschau verhindern sollte, hatte einen offen | |
antisemitischen Brief unterzeichnet. Ein weiteres mochte angesichts des | |
Hamas-Terrors in Israel nicht mehr mitmachen. Nun haben auch die restlichen | |
vier das Handtuch geworfen. Die allgemeine Lage wird als verheerend | |
beschrieben. | |
Aus diesen Bestandteilen ließe sich gewiss ein hervorragendes dramatisches | |
Gedicht machen, vorgetragen am Staatstheater Kassel. Aber ob daraus noch | |
einmal eine Kunstausstellung wird, steht in den Sternen. Die Kräfte der | |
Documenta samt ihren externen Beratern sind offenbar mit der Aufgabe | |
überfordert, eine [3][Kunstausstellung ohne Judenhass] zu organisieren. | |
Dann sollten sie es vielleicht einfach besser ganz lassen. | |
Die politisch Verantwortlichen für die Documenta scheinen lange gehofft zu | |
haben, die ganze Chose würde sich schon irgendwie von selbst richten. Das | |
hat sich als Wunschdenken entpuppt. Nun glauben einige CDU/CSU-Politiker in | |
Berlin, aus dem Desaster ein wenig Popularität gewinnen zu können. Die | |
Schau sei „in rot-grüner Verantwortung kaputt gemacht worden“, klagt | |
Fraktionsvize Dorothee Bär und verlangt, dass Kulturstaatsministerin | |
Claudia Roth durchgreifen müsse (die tatsächlich lange geschwiegen hat). | |
Leider hat Bär nicht darauf hingewiesen, wer als Träger der Veranstaltung | |
in Kassel fungiert – es ist neben der Stadt Kassel das Land Hessen. Dort | |
regiert die CDU. Und deshalb eignet sich die nicht enden wollende | |
Documenta-Affäre zwar als Vorlage für dramatische Dichtung, aber nicht für | |
politische Profilierungsversuche von rechts. | |
20 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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