# taz.de -- Studie über neue Ackerbaumethode: Gewinne durch Bodengesundheit | |
> Naturschutzbund und Boston Consulting Group werben für regenerative | |
> Landwirtschaft. Das sorge für besseres Grundwasser und weniger | |
> Emissionen. | |
Bild: Düngefahrzeug auf Acker: Der konventionellen Landwirtschaft entgehen gro… | |
BERLIN taz | Regenerative Landwirtschaft kann laut einer [1][Studie des | |
Naturschutzbunds (Nabu) und der Unternehmensberatung Boston Consulting] | |
sowohl Umwelt als auch Agrarbetrieben nützen. Demnach könnte diese Methode, | |
die stark auf die Bodengesundheit achtet, „allein in Deutschland einen | |
ökologischen Nutzen von mehr als 8,5 Milliarden Euro jährlich erbringen – | |
etwa durch geringere Kohlenstoffemissionen oder eine höhere | |
Grundwasserqualität“, teilte die Umweltorganisation am Montag mit. Die | |
Studie zeige auch, „dass landwirtschaftliche Betriebe ihre Gewinne um bis | |
zu 60 Prozent gegenüber der konventionellen Landwirtschaft steigern | |
könnten“. Denn die Höfe müssten weniger für Pestizide und Dünger ausgebe… | |
und sie seien besser geschützt vor Missernten infolge des Klimawandels. | |
Die Agrarbranche verursacht laut Umweltbundesamt rund 13 Prozent des | |
Treibhausgasausstoßes in Deutschland (inklusive der Emissionen aus | |
Agrarböden und landwirtschaftlichem Verkehr). Sie ist Studien zufolge | |
maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten | |
aussterben. Reststoffe aus Düngern belasten das Grundwasser. Gleichzeitig | |
leiden die Ernten zunehmend unter Extremwetter wie Dürren oder Starkregen. | |
Diese Probleme versucht die regenerative [2][Landwirtschaft] laut Studie zu | |
lösen, indem sie zum Beispiel darauf verzichtet, den Boden zu pflügen oder | |
ihn anderweitig aufreißt. Das soll zum Beispiel die Gänge der Regenwürmer | |
erhalten, damit Regenwasser leichter versickern und gespeichert werden | |
kann. Der Boden bleibt auch dauerhaft fast komplett bedeckt durch Pflanzen | |
oder Pflanzenrückstände, um ihn im Sommer zu kühlen und Erosionen zu | |
reduzieren. Außerdem setzt die Methode auf besonders vielfältige | |
Fruchtfolgen, zum Beispiel mehr Hülsenfrüchte, die den Pflanzennährstoff | |
Stickstoff im Boden fixieren. | |
„Durch regenerative Landwirtschaft lassen sich Deutschlands jährliche | |
Treibhausgasemissionen um 35 Millionen Tonnen reduzieren, was einem Drittel | |
des Treibhausgasausstoßes aller deutschen Privat-Pkw entspricht“, schreiben | |
die Studienautoren. Denn der Boden könnte mehr Kohlendioxid speichern. Weil | |
die Betriebe effizienter düngen würden, stießen sie weniger Treibhausgase | |
aus, und sie würden das Grundwasser weniger verschmutzen. | |
„Wie unsere Analyse zeigt, können regenerative Praktiken die Ernteverluste | |
in Jahren mit schwierigen Witterungsbedingungen um bis zu 50 Prozent | |
verringern“, so die Experten. Das würde auch vor Preissprüngen von | |
Lebensmitteln schützen. | |
In der Biolandwirtschaft werde der Boden in der Regel stärker bearbeitet, | |
etwa durch Pflügen, sagte Simon Krämer, Co-Autor und Nabu-Experte für | |
Ernährungssystem- und Bodenpolitik, der taz. Der Ökolandbau nutze auch | |
weniger Untersaaten, bei denen etwa zwischen Roggen Klee wachse. Seltener | |
als in der regenerativen Landwirtschaft seien auch Mischsaaten, bei denen | |
zum Beispiel Mais und Bohnen auf einem Feld angebaut werden. Die höhere | |
Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung führten dazu, dass die Erträge | |
höher seien als im Ökolandbau – „im Mittel“ ungefähr so hoch wie im | |
konventionellen, so Krämer. Auf Pestizide und Kunstdünger solle aber | |
langfristig ähnlich wie in der Biolandwirtschaft verzichtet werden. Das sei | |
auch bei Methoden ohne Pflug möglich, wenn durch eine besonders große | |
Pflanzenvielfalt der Schädlingsdruck gemindert werde. | |
Trotz der Vorteile würden viele Betriebe nicht schnell genug auf | |
regenerative Landwirtschaft umstellen, warnen die Autoren. Die Landwirte | |
hätten Angst vor geringeren Ernten und höheren Kosten, wenn sie die Methode | |
nicht richtig anwenden. Tatsächlich kostet eine Direktsaatmaschine, mit der | |
man ohne Pflügen säen kann, Krämer zufolge schon mal 60.000 bis 120.000 | |
Euro. Deshalb fordern die Autoren eine nicht näher beschriebene | |
„fokussierte Anstrengung“ von Wirtschaft und Behörden, um die Methode zu | |
fördern. | |
6 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/umwelts… | |
[2] /Landwirtschaft/!t5007831 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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