Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Peta-Aktivistin über Speiseinsekten: „Insekten sind empfindungsf…
> Bettina Eick von der Tierrechtsorganisation Peta kritisiert die EU,
> Grillen als Speiseinsekten zuzulassen. Tierleid sei nur ein Problem von
> vielen.
Bild: Haben Hausgrillen – auch Heimchen genannt – Gefühle? Die EU scheint …
taz: Frau Eick, seit Dienstag darf eine vietnamesische Firma [1][gemahlene
Insekten als Lebensmittel auch in Deutschland verkaufen]. Bayern
[2][Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) empört sich], das
werde nur gemacht, damit Veganer tierisches Eiweiß bekämen. Könnte man
Insekten in Lebensmitteln als vegetarisch bezeichnen?
Bettina Eick: Nein, definitiv nicht. Insekten sind weder vegetarisch und
natürlich erst recht nicht vegan, weil das ein getötetes Tier ist, was dann
irgendeinem Produkt beigemischt wird.
Grillen und andere Insekten scheinen sich nicht unbedingt daran zu stören,
in großen Ansammlungen unterwegs zu sein. Könnte man also Insekten ohne
Weiteres in Massentierhaltung züchten?
Definitiv nicht. Klar kommen manche Insektenarten in der Natur auch in
großen Schwärmen vor, allerdings natürlich auch in viel, viel größeren
Gebieten. Die Zucht von Massen an diesen Insekten, die dann dicht an dicht
gedrängt gehalten werden, und auch die Tötung durch Schockfrosten oder
teilweise auch Verbrühen ist natürlich alles andere als artgerecht oder
frei von Tierleid.
Sind Insekten eigentlich intelligent?
Insekten sind Tiere, die empfindungsfähig sind, das zeigt der aktuelle
Stand der Wissenschaft. Insekten haben zum Beispiel ein Nervensystem und
Schmerzrezeptoren. Und sie haben tatsächlich auch die Fähigkeit zu lernen
und vermeiden so Situationen, in denen sie negative Erfahrungen gemacht
haben. Fruchtfliegen verhalten sich auch auf eine bestimmte Art und Weise,
die darauf schließen lässt, dass sie chronische Schmerzen wahrnehmen
können. Also Insekten haben definitiv die Fähigkeiten dazu, Schmerzen und
auch andere Gefühle wahrzunehmen, und sind auf ihre Art und Weise auch
intelligent.
Und gilt das auch für Grillen, für die jetzt die neue EU-Verordnung gelten
soll?
Genau. Man hat das natürlich an verschiedenen Insektenarten untersucht,
auch bei verschiedenen Heuschreckenarten und anderen Insektenarten, die
dann auch für die Ernährungsindustrie verwendet werden.
Einige Insektenarten enthalten fast alle Nährstoffe, die wir als Menschen
brauchen. Könnte man sagen, dass man mit Insektenzucht die Haltung von
Kühen und Schweinen beenden könnte?
Wir brauchen weder das Protein von dem Fleisch aus Kühen, Schweinen,
Fischen oder anderen Tieren noch das von Insekten, um unseren Proteinbedarf
oder auch den Bedarf an irgendwelchen anderen Nährstoffen zu decken. Wir
könnten auf beides verzichten, denn wir können mit einer ausgewogenen
veganen Ernährung alle Nährstoffe rein pflanzlich decken. Und das ist
tatsächlich sowohl ethisch als auch von den Umweltaspekten die beste Art
und Weise, unseren Nährstoffbedarf zu decken.
Wie groß wäre denn der Ressourceneinsatz für eine Haltung von Insekten?
Wenn wir jetzt rein auf die Ressourcen schauen, ist natürlich die
Insektenhaltung ressourcenschonender als die von Rindern oder Schweinen.
Aber trotzdem verbraucht das mehr Ressourcen, als wenn wir Nahrung anbauen,
die Menschen direkt konsumieren. Denn auch Insekten sind Tiere, die
natürlich erst selbst Nahrung konsumieren müssen, um dann beispielsweise
Proteine aufbauen zu können.
Könnte man trotzdem mit Insektenzucht einen Beitrag dazu leisten, den
Welthunger zu beenden?
Man könnte auf jeden Fall mit einer weltweiten veganen Ernährung den
Welthunger beenden. Wir haben [3][ein Verschwendungsproblem] auf der Welt.
Wir bauen in riesigen Massen Pflanzen an, die wir dann an sogenannte
Nutztiere als Nahrung geben. Es wäre viel, viel sinnvoller, Pflanzen für
den direkten menschlichen Konsum anzubauen.
Andere Frage: Hätte die Zucht von Insekten Folgen für das weltweite
[4][Insektensterben]?
Da die Tiere ja direkt gezüchtet werden und jetzt nicht aus der freien
Natur entnommen werden, hat es jetzt zumindest keinen direkten Einfluss.
Aber es kann schon sein, dass Insektenzucht die Lebensräume von
wildlebenden Insekten beeinflusst. Die Variante, weniger und für den
direkten menschlichen Verzehr anzubauen, ist für Wildtiere, also auch für
wilde Insekten, die beste Alternative.
25 Jan 2023
## LINKS
[1] /Lebensmittel-aus-Hausgrillen-in-der-EU/!5907620
[2] /Insekten-als-Delikatesse/!5907696
[3] /Ernaehrung-der-Zukunft/!5883736
[4] /Bedrohte-Insektenarten/!5837057
## AUTOREN
Cem-Odos Güler
## TAGS
Vegetarismus
IG
Tierschutz
Ernährung
Lebensmittel
Grillen
Insekten
Veganismus
Peta
Insekten
Verbraucherschutz
Zukunft
Landwirtschaft
Insekten
Toxische Männlichkeit
Schädlinge
Bienen
## ARTIKEL ZUM THEMA
16 Insektenarten als Lebensmittel: Singapur ändert Lebensmittelgesetz
Die meisten Menschen kostet es noch viel Überwindung, Insekten zu
verspeisen. Aber sie gelten als nachhaltige Proteinquelle und
umweltschonend.
Plan von Cem Özdemir: Insektenburger mit Bio-Label
Was für andere Lebensmittel schon gilt, soll nach dem Willen von Cem
Özdemir auch bei Insekten möglich sein: Produkte mit Bio-Label.
Pflanzen und ihre Bestäuber: Fortpflanzung ist Teamwork
Nicht nur Bienen sind wichtige Bestäuber, sondern auch Motten und Fliegen.
Für Pflanzen ist wichtig, wie das Insekten-Team zusammengestellt ist.
Lebensmittel aus Hausgrillen in der EU: Neue Heimchen am Herd
Eine vietnamesische Firma darf in der EU künftig Insektenmehl verkaufen.
Dass es VerbraucherInnen untergejubelt wird, ist nicht zu befürchten.
Insekten als Delikatesse: Leckere Schrecke
Die EU erlaubt gemahlene Insekten als Lebensmittel. Hubsi Aiwanger regt
sich deshalb auf – das ist Populismus gegen den guten Geschmack.
Fleischkonsum und Männlichkeit: Männer schlecht für Tier und Umwelt
Männer essen doppelt so viel Fleisch wie Frauen – und reproduzieren so
Klischees über körperliche und kulturelle Dominanz.
Die Wahrheit: Rettet die Deutsche Schabe!
Immer mehr heimischen Arten geht es an den tierischen Kragen – auch einem
unserer schönsten lichtscheuen Dunkelviecher.
Warum Hornissen so toll sind: Sie sind riesig, aber friedlich
Wespen nerven. Hornissen nicht, auch wenn sie laut brummen. Unsere Autorin
hat ein Hornissennest im Garten – und freut sich darüber.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.