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# taz.de -- Warum Hornissen so toll sind: Sie sind riesig, aber friedlich
> Wespen nerven. Hornissen nicht, auch wenn sie laut brummen. Unsere
> Autorin hat ein Hornissennest im Garten – und freut sich darüber.
Bild: Bloß keine Angst: eine Hornisse in der Nahaufnahme
Berlin taz | Vor drei Monaten entdeckte ich an einem der beiden Vogelhäuser
hinterm Haus, dass es von Wildbienen besetzt worden ist. Letzte Woche dann
die Überraschung am Pfirsichbaum schräg gegenüber, wo sich ebenfalls zwei
Nistkästen befinden. Hier fliegen jetzt zahlreiche, riesige Hornissen ein
und aus. „Es soll ja Menschen geben, die irre Angst vor [1][Hornissen]
haben“, sage ich und freue mich, dass ich das völlig anders empfinde. „Von
wegen sieben Stiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen, das ist
doch völliger Humbug“, pflichtet mein Vater bei.
Hornissen sind zwar doppelt so groß wie ihre nahen Verwandten, die Wespen,
außerdem machen sie beim Fliegen das dröhnende Geräusch eines kleinen
Helikopters und wirken daher zweifellos imposanter. Allerdings stechen sie
nur äußerst selten und auch nur, wenn sie gequetscht werden. Sie sind also
insgesamt viel friedlicher und ungefährlicher. Sie fressen hauptsächlich
andere Insekten, große Völker schaffen angeblich ein halbes Kilo täglich.
Darum fliegen Hornissen, anders als [2][Wespen], auch niemals den Esstisch
im Garten oder im Straßencafé an oder stürzen sich gar mit Karacho in
offene Radlerflaschen, um anschließend dem Mitglied der unaufmerksamen
Spezies Mensch wie mit einem Hammerschlag in den empfindlichen Rachen zu
stechen.
Wenn ich im Garten Bohnen ernte oder Unkraut jäte, kommt jetzt öfter mal
eine interessierte Hornisse vorbei, umfliegt mich in gebührendem Abstand,
bleibt auf Augenhöhe in der Luft stehen, um mich mit ihren großen Augen
ausgiebig zu mustern, und fliegt dann wieder ihrer Wege.
## Gnädig geduldet
Es heißt immer, Hornissen können dann doch etwas wehrhaft werden, wenn sie
ihr Nest verteidigen wollen. Am besagten Pfirsichbaum, der dieses Jahr
endlich mal wieder trägt, weil es keinen Spätfrost gab, steht aber derzeit
eine Leiter, die direkt am Nest vorbei führt. Wenn ich mich beim Ernten
der saftigen Früchte ganz, ganz langsam und behutsam bewege, dann wird
meine Anwesenheit gnädig geduldet.
Etwas bedrohlich wurde es neulich nur einmal, als unsere tierliebende,
13-jährige Tochter versuchte, eine sterbende Wespe aus den Fängen einer
Hornisse zu befreien. Die Hornisse war gerade dabei, der Wespe die Flügel
abzuschneiden. „Lass sie“, sagte ich zur Tochter und wischte ihr ein
Tränchen aus dem Augenwinkel.
Wir haben dieses Jahr nämlich nicht nur viele saftige Pfirsiche, sondern
auch tollen Wein. Und weil wir mit den Wespen um die Wette essen müssen, um
auch etwas von den selbst gezogenen Trauben abzubekommen, wirkt die
durchaus kannibalisch zu nennende Vorliebe der Hornisse für ihre kleinen
Wespen-Schwestern nur halb so grausam auf uns.
Im Winter werden wir allerdings neue Vogelhäuser besorgen müssen.
12 Aug 2022
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hornissen
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Wespen
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
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