# taz.de -- Reaktion auf Randale an Silvester: Erfolg für Giffeys Krawall-Gipf… | |
> Berlins Regierungschefin spricht mit Experten, Polizei und Politikern | |
> über Folgen der Silvesternacht. Für die Ergebnisse gibt es überraschend | |
> viel Lob. | |
BERLIN taz | Elf Tage nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht traf | |
sich Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mit | |
Jugendexperten, Polizei und Bezirkspolitikern zu einem Gipfel gegen | |
Jugendgewalt. Dabei standen die [1][Angriffe auf Polizisten und | |
Feuerwehrleute] im Fokus. Giffey versprach ein Folgetreffen am 22. Februar | |
und einen mehrstelligen Millionenbetrag. „Wir haben in der Krise ein großes | |
Paket geschnürt, wir können auch ein Paket schnüren für die Jugendarbeit in | |
unserer Stadt“, sagte die SPD-Politikerin. | |
In der Silvesternacht war es in Berlin zu Angriffen auf Polizisten und | |
Feuerwehrleute gekommen, von denen nach bisherigen offiziellen Zahlen 125 | |
verletzt wurden. Drei Viertel der deswegen Festgenommemen sollen unter 25 | |
Jahren alt sein. In der Folge hatte [2][eine breite Debatte] begonnen, in | |
der die einen als Folge ein Böllerverbot forderten, andere hingegen | |
[3][grundsätzliche Fehler in der Integration ausmachten]. | |
Unter anderem sprach CDU-Bundeschef Friedrich Merz am Dienstagabend in der | |
Talksendung „Markus Lanz“ von „Jugendlichen aus dem arabischen Raum, die | |
nicht bereit sind, sich hier in Deutschland an die Regeln zu halten“. Für | |
Aufsehen hatte auch die CDU-Fraktion im Berliner Landtag gesorgt, die nach | |
den Vornamen der Festgenommenen fragte. | |
Regierungschefin Giffey war von 2010 bis 2018 selbst Bildungsstadträtin und | |
Bürgermeisterin des Berliner Bezirks Neukölln, einem der Schauplätze der | |
Ausschreitungen an Silvester. Sie kündigte nun an, auf vierfache Weise auf | |
die Vorfälle zu reagieren: mit intensiverer Sozialarbeit mit Elternhäusern, | |
mehr außerschulischer Jugendsozialarbeit, mehr Orten für Jugendliche und | |
konsequenter Strafverfolgung. | |
## Auch Skeptiker überzeugt | |
Laut Giffey wird bei der Planung neuer Wohngebiete zwar an Kitas und | |
Schulen, aber nicht immer an Treffpunkte für Jugendliche gedacht. Als | |
Beispiele für außerschulische Jugendarbeit galten erprobte Maßnahmen wie | |
Mitternachtsfußball. | |
Grundsätzliche mochte Giffey die bisherige Jugend- und Sozialarbeit nicht | |
schlecht reden. Dennoch stellt die Silvesternacht für sie „eine Zäsur für | |
Berlin“ dar. Den künftigen Ansatz beschrieb sie als „ausgestreckte Hand auf | |
der einen Seite und Stoppsignal auf der anderen“. Mehrfach war in den | |
Stellungsnahmen nach dem Treffen von einem Bedarf an mehr Kommunikation die | |
Rede. | |
Nachdem zuvor sowohl die in Berlin oppositionelle CDU als auch die | |
mitregierenden Grünen [4][von „Aktionismus“ gesprochen hatten], zogen nun | |
auch nicht regierungsnahe Teilnehmer ein positives Fazit. | |
Dass Giffey den Gipfel, zu dem sie selbst eingeladen hatte, als Erfolg | |
beurteilen würde, war erwartbar. Doch auch Teilnehmer wie die Chefin des | |
renommierten Vereins für Straßensozialarbeit Gangway äußerte sich so. Sie | |
sei vorher skeptisch gewesen sagte Elvira Berndt nach dem Treffen vor gut | |
einem Dutzend Fernsehkameras, „jetzt bin ich durchaus optimistisch.“ | |
Auch Kazim Erdoğan, Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen, | |
will vorher „kleine Bedenken“ gehabt haben, die nun ausgeräumt seien. | |
Teilgenommen hatten auch junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, die | |
sich ausdrücklich bedankten – er finde es schön, „dass mal mit uns geredet | |
wurde und nicht nur über uns“, sagte ein 27-jähriger Gangway-Mitarbeiter | |
vor den Journalisten. | |
Die für den 12. Februar vorgesehene Wiederholung der Berliner Landtagswahl | |
von 2021 steht der Fortsetzung des Gipfels laut Giffey nicht im Wege. Denn | |
wie auch immer die Wahl ausgehe: Der jetzige Senat, die Berliner | |
Landesregierung, bleibe bis zur Bildung eines neuen „voll handlungsfähig“. | |
11 Jan 2023 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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