# taz.de -- Streit um Wahlrechtsreform: Abstriche an falscher Stelle | |
> Die Ampel will den Bundestag abspecken und Gewählte draußen lassen. | |
> Besser wären weniger Wahlkreise. Oder gleich alles beim Alten zu lassen. | |
Bild: Der Plenarsaal im Bundestag: Die Ampel will nicht mehr alle Gewählten re… | |
Bundestagsabgeordnete sind ja für vieles zu gebrauchen. Zeitenwenden | |
[1][mit 100 Millarden abfedern]. Alle Welt [2][mit 9-Euro-Tickets in Busse | |
und Bahnen] quetschen. [3][AfD-Abgeordnete nicht wählen]. Nur wenn es um | |
Reformen geht, die sie selbst betreffen, stehen sie sich im Weg. Das zeigt | |
die Debatte um eine Wahlrechtsreform, mit der das Parlament verkleinert | |
werden soll. [4][Was da aktuell auf dem Tisch] liegt, ist – man kann es gar | |
nicht anders nennen – nur noch irre. | |
Die Ampelkoalition will allen Ernstes nicht mehr alle Gewählten in den | |
Bundestag lassen. Wenn eine Partei mehr Wahlkreise gewinnt, als ihr laut | |
Zweitstimmen zustehen – wie das regelmäßig bei der CSU in Bayern der Fall | |
ist – sollen die Gewinner mit den schlechtesten Wahlkreisergebnissen keinen | |
Sitz mehr bekommen. Wer einen starken Gegner hatte und daher nur einen | |
knappen Vorsprung, flöge raus. Das ist undemokratisches Lotto. | |
Kein Wunder, dass die Union bereits lauthals tönt, vors Verfassungsgericht | |
zu ziehen. Zu Recht. Allerdings ist der Gegenvorschlag, den die Union | |
präferiert, noch irrer. Er verzerrt das Wahlrecht extrem zugunsten der | |
Großen. Hätte es bei der letzten Wahl gegolten, hätten Grüne, FDP und Linke | |
nur jeweils rund die Hälfte ihrer Sitze bekommen. Die CSU hingegen hätte in | |
einem kleineren Bundestag noch 17 Abgeordnete mehr als jetzt. Klar, dass | |
das der Union gefällt. | |
Kurz gesagt: Beide Modelle gehören in den Schredder, weil sie das | |
Grundproblem nicht angehen. Wenn es zu viele Wahlkreisgewinner:innen | |
gibt, dann muss man die Zahl der Wahlkreise reduzieren. Und wenn auch das | |
zu kompliziert ist, dann sollte man die Reform besser abblasen. Auch weil | |
schon jetzt vermehrt Abgeordnete über die Arbeitsbelastung stöhnen. Würde | |
das Parlament verkleinert, kann man Parlamentarier gleich reihenweise in | |
die Burn-out-Rehazentren schicken. | |
Klar, ein großer Bundestag kostet. Aber ein Parlament, das wenigstens in | |
Ansätzen Bürgernähe zulässt, weil Abgeordneten noch Zeit bleibt, das sollte | |
einer Demokratie lieb und teuer sein. | |
6 Jul 2022 | |
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## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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