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# taz.de -- Berliner Clubs in der Coronapandemie: „Wie Pogo mit sich selbst“
> Wegen Corona dürfen die Clubs nur noch die Hälfte der Besucher*innen
> einlassen. Das lohnt sich kaum – und macht noch weniger Spaß.
Bild: Eng wird es auf der Tanzfläche nicht mehr
Berlin taz | Das war es schon wieder mit dem [1][wilden Partyleben]. Denn
ab Samstag, null Uhr, wird der erst im Oktober angelaufene Berliner
Clubbetrieb erneut spürbar heruntergefahren. Neben der Einführung von 2G
plus – was übersetzt so viel heißt wie: Eintritt nur für Geimpfte und
Genesene, die zusätzlich einen tagesaktuellen negativen Schnelltest
vorlegen – werden [2][laut Vorgabe des Berliner Senats vom Dienstag] auch
die Zahl der Gäste in den Clubs um die Hälfte reduziert. Sobald der Laden
halbvoll ist, geht an der Türe ersteinmal nichts mehr. Unter diesen
Bedingungen dürften die meisten Partys eher mau ausfallen.
Ein erneuter Lockdown ist das noch nicht. Aber ein erneuter drastischer
Einschnitt für die Berliner Clubkultur bedeutet die Regelung schon. Pamela
Schobeß, Vorsitzende der Berliner Clubcommission, sagt, unter den neuen
Bedingungen sei für die Clubs “die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben“.
Nicht jede Party, die ein Ausgehladen schmeißt, sei immer proppevoll. Aber
ein nicht so gut besuchter Event an dem einen Wochenende könne durch eine
besser laufende Party am Samstag darauf finanziell ausgeglichen werden. Bei
dauerhaft nur halber Kapazität sei das nicht möglich, so Schobeß zur taz.
Außerdem seien die Einnahmen an der Bar für einen Club ebenso wichtig wie
die durch den Eintritt. Halb so viel verkaufte Getränke wie üblich könne
man sich einfach nicht leisten. Ergo, so Schobeß: „Wir brauchen weiter
finanzielle Hilfen.“
Die Clubs müssten jetzt ersteinmal ausloten, wie sie mit der neuen
Situation umgehen sollen. Gerade waren sie noch damit beschäftigt, nach dem
Lockdown wieder Personal anzuwerben. Jetzt müssen sie sich Gedanken machen,
ob sie so manche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erneut in Kurzarbeit
schicken sollen. Gleichzeitig braucht man einen höheren personellen Aufwand
an der Tür, wo jetzt nicht nur der Impfstatus, sondern auch der Schnelltest
gecheckt werden muss. Und es muss ausgelotet werden, welche Coronalhilfen
von Land und Bund man nun beantragen kann.
## Anstrengend und frustrierend
„Wenn Du weißt, dass das alles vermeidbar gewesen wäre, wenn sich mehr
Leute geimpft hätten und die Kommunikation der Regierung besser gewesen
wäre, dann ist die Tatsache, dass es uns jetzt schon wieder erwischt,
anstrengend und frustrierend“, sagt Schobeß. Ein einheitliches Bild, wie
die Clubs die neue Lage bewerten, gäbe es dabei noch nicht: „Manche
verstehen es, manche finden es überzogen, manche wollen weitermachen,
manche nicht.“
Vorerst nicht weiter machen will auf jeden Fall das About Blank in
Friedrichshain. Dessen Sprecher Sulu Martini sagt, vorerst werde man keine
Partys mehr veranstalten. Aus mehreren Gründen: Einmal wolle man nicht
mitverantwortlich sein für das zunehmend außer Kontrolle geratende
Pandemiegeschehen. Er glaube schließlich nicht, dass die Reduzierung der
Kapazitäten irgendetwas bringen würde. „Clubbetrieb ohne Nähe gibt es
nicht“, sagt er. An bestimmten Stellen, etwa am Einlass und vor den
Toiletten, würde es sich immer stauen. Außerdem betont auch er, die
Wirtschaftlichkeit sei mit der neuen Verordnung nicht mehr gegeben. Vor
allem aber mache es in einem bloß halbvollen Club einfach keinen Spaß, das
sei “wie Pogo mit sich selbst.“
Vorerst drei Wochen lang gilt die neue Verordnung des Landes für die Clubs.
Doch dass danach das Nachtleben wieder hochfährt, glauben weder Pamela
Schobeß noch Sulu Martini.
26 Nov 2021
## LINKS
[1] /Berliner-Clubs-nach-der-Zwangspause/!5803936
[2] /Neue-Corona-Massnahmen/!5813736
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Clubszene
Berliner Nachtleben
Club Commission
Schwerpunkt Coronavirus
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Arbeitsmarkt
Schwerpunkt Coronavirus
Dilek Kalayci
Jens Spahn
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Rassismus
Lockdown
Lesestück Recherche und Reportage
Kolumne Durch die Nacht
Clubkultur
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