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# taz.de -- Corona und Gegenmaßnahmen: Kontakte weiter reduzieren
> Der RKI-Chef warnt, dass auch Geboosterte nicht komplett sicher sind. Der
> Flugverkehr nach Südafrika wurde wegen der neuen Variante eingeschränkt.
Bild: Reisebeschränkungen im Flugverkehr gelten ab Freitag Nacht
Berlin taz | Deutschland schränkt den Flugverkehr mit Südafrika fast
vollständig ein. Das erklärte der geschäftsführende Gesundheitsminister
Jens Spahn (CDU) am Freitagmorgen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit
RKI-Chef Lothar Wieler. Bereits am Vortag hatte Spahn auf Twitter
[1][angekündigt], dass Deutschland Südafrika zum Virusvariantengebiet
erklären wird. Grund sei die neue Corona-Variante B.1.1.529, die wegen
ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte.
Die Reisebeschränkung wird heute Nacht in Kraft treten, Fluggesellschaften
dürfen dann nur noch Deutsche nach Deutschland befördern, außerdem gelten
14 Tage Quarantäne für alle Reiserückkehrer*innen. Noch sei zwar noch kein
Fall in Deutschland oder der EU nachgewiesen worden, dennoch „bestehe Grund
zur Sorge“, sagte Lothar Wieler, Präsident des [2][Robert-Koch-Instituts
(RKI).]
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) will den Flugverkehr
mit Südafrika EU-weit sogar vollständig stoppen. Die Brüsseler Behörde wird
den EU-Staaten vorschlagen, die dafür vorgesehene Notbremse auszulösen, um
den Luftverkehr auszusetzen, kündigte von der Leyen an.
In Deutschland spitzt sich die Corona-Lage derweil weiter zu: Binnen eines
Tages verzeichnete das RKI mehr als 76.000 neue Corona-Fälle. Die Maßnahmen
der Bundesregierung gegen die Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland
reichen offenbar nicht aus, um die vierte Welle zu brechen.
Gesundheitsminister Spahn forderte deshalb, persönlichen Kontakte ab sofort
drastisch zu reduzieren. „Die Lage ist so ernst wie noch zu keinem
Zeitpunkt in der Pandemie“, sagte Spahn bei der Pressekonferenz.
Lockdown immer wahrscheinlicher
Wird es nach [3][Österreich] also auch in Deutschland auf einen Lockdown
hinauslaufen? Konkret wollte sich Spahn zu der Frage nicht äußern, forderte
aber, Feiern und Großveranstaltungen abzusagen. „Weihnachtsmärkte passen
einfach nicht mehr in die Zeit“, sagte Spahn. Ganz kurzfristig mache jetzt
nur eines den entscheidenden Unterschied – und zwar, die Kontakte zu
reduzieren. Konkret nannte der Gesundheitsminister außerdem konsequente
Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene, die noch einen Test gemacht
haben, die 2G plus-Regelung.
Eine Impflicht hingegen könne laut Spahn lediglich die Symptome bekämpfen,
nicht jedoch die Pandemie eindämmen. Nicht die Impfpflicht sei das Thema
dieser Tage, sondern, wie man die aktuelle Welle brechen könne. „Ich finde
die Reihenfolge im Moment falsch“, sagte Spahn und kritisierte die
abwartende Haltung der Entscheidungsträger*innen.
Er forderte ein schnelles Treffen der Ministerpräsidenten*innen. Es sei
falsch, angesichts der schwierigen Lage zehn Tage zu warten, so der
CDU-Politiker. Auf die Frage, was den Bundesgesundheitsminister bislang
davon abgehalten habe, härtere Maßnahmen durchzusetzen, verwies dieser auf
Länder und Kommunen. Sie seien verantwortlich für die Umsetzung von
Vorschlägen. Er könne keine Kontaktbeschränkungen verhängen. „Ich habe se…
deutlich gemacht, was ich erwarte“, sagte Spahn.
RKI-Chef Wieler: Wie viele Menschen müssen noch sterben?
Auch bereits Geboosterte sollen ihre Kontakte einschränken, forderte
RKI-Präsident Wieler. Noch wisse man nicht genau, ob sich auch geboosterte
Personen infizieren können. Wieler appellierte dennoch erneut daran, sich
impfen zu lassen. „Wie viele Menschen müssen noch sterben, dass wir alles
tun, diese vierte Welle zu brechen? “, fragte Wieler auf der
Pressekonferenz. Bislang starben in Deutschland mehr als 100.000 Menschen
an Corona.
Zudem drohen die Intensivstationen zu überlasten. Aktuell werden mehr als
4.000 Covid Patient*innen intensiv behandelt. „Die Zahlen gehen steil
nach oben, und zwar in allen Bundesländern“, warnt RKI-Chef Wieler. Allein
in den vergangenen sieben Tagen seien 2.000 Personen, also die Hälfte,
aufgenommen worden. Aktuell sei jedes fünfte Bett auf deutschen
Intensivstationen mit Corona-Kranken belegt. Was nach wenig klingt, ist
tatsächlich der Höchststand seit Beginn der Corona-Pandemie. „Etwa 70
Prozent der Intensivstationen melden eine eingeschränkte Kapazität“, sagte
Wieler.
Erstmals Intensivpatient*innen verlegt
Noch ein Novum: Erstmalig hat Deutschland Intensivpatient*innen aus
Thüringen, Sachsen und Bayern in andere Bundesländer verlegen müssen. „Etwa
hundert Intensivpatienten haben wir mit der Luftwaffe verteilen können“,
sagte Spahn. Dabei stehe die vierte Welle erst ganz am Anfang: „Wer in
Deutschland denkt, dass diese Welle nur durch Bayern, Baden-Württemberg
oder den Osten zieht, der irrt sich“, sagte Spahn auf der PK. „Die Welle
wird noch ganz Deutschland erfassen.“
Immerhin ziehe die Impfkampagne an. Laut Angaben von Spahn stehen mit den
Auslieferungen diese und kommende Woche etwa 18 Millionen Corona-Impfdosen
zur Verfügung. Jede fünfte Person über 60 Jahre habe mittlerweile eine
Auffrischungsimpfung, sagt er – fast zehn Prozent der Gesamtbevölkerung.
26 Nov 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/jensspahn?lang=de
[2] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberi…
[3] /Lockdown-in-Oesterreich/!5813795/
## AUTOREN
Marilena Piesker
## TAGS
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