# taz.de -- Spielberichte zur Europameisterschaft: England trifft halt noch sch… | |
> Italien ist Männerfußballeuropameister. Im Elfmeterschießen wurde Elfer | |
> um Elfer verschossen. Italien traf ein Mal mehr. Das Finale in drei | |
> Sätzen. | |
Bild: Gianluigi Donnarumma lässt den Elfer von Jadon Sancho nicht ins Tor | |
Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze. Das ist das Prinzip des schnellen | |
Spielberichts auf taz.de bei dieser Europameisterschaft. Kurz nach dem | |
Schlusspfiff stehen die Sätze auf der Seite. Die Behauptung, die wir da | |
aufstellen: Jedes Fußballspiel lässt sich in drei Sätzen beschreiben. Und | |
wenn wirklich mal ganz viel passiert auf dem Rasen? Dann sind es eben drei | |
lange Sätze. Und wenn nichts passiert? Dann kann es auch mal aussehen wie | |
ein Haiku. | |
## Italien – England i. E. 3:2 (0:1/1:1/1:1) | |
Ausgangslage: Zwei defensiv ausgerichtete Teams stehen im EM-Finale, und | |
Italien dürfte auf taktisch höherem Niveau stehen als England. | |
Aber: England sorgt mit einem frühen Tor (3. Minute, Shaw) dafür, dass | |
Italien erstmal nicht so spielen kann, wie es erfolgversprechend geplant | |
war, und erst ab der 67. Minute (1:1, Bonucci) ist Italien seinen | |
Möglichkeiten gemäß im Spiel. | |
Also: Es geht in die Verlängerung, wo nichts Verwertbares passiert, also: | |
Es kommt zum Elfmeterschießen, und da ist es dann passiert. (mak) | |
## England – Dänemark 2:1 n. V. (1:1/1:1) | |
Kasper Schmeichel hält den schmeichelhaften Eflmeter für England nicht gut | |
genug, so dass Harry Kane per Nachschuss in der Verlängerung sein | |
überlegenes Team endlich in Führung bringen kann. | |
Davor war der Ball, den Damsgaard per Feistoß abgefeuert hat, ins Tor | |
gefallen, Englands Stürmer Harry Kane hatte sich immer wieder ins | |
Mitteldfeld fallen lassen und so waren zwei Tore in 90 Minuten gefallen. | |
Dass der Fußball nun bis zum Finale zu Hause bleiben darf, ist schon in | |
Ordnung, weil Dänemark nur 30 Minuten wirklich mithalten konnte. (arue) | |
## Italien – Spanien 4:2 im Elfm. (1:1/1:1/0:0) | |
Genau nach einer Stunde wird klar, dass es doch gar nicht so entscheidend | |
ist, ob Spanien oder Italien sein Offensivspiel durchsetzt, sondern wer die | |
Tore erzielt und das ist erst einmal die häufig in die Defensive gedrängte | |
Squadra Azzurra, die einen von Torhüter Gianluigi Donnarumma eingeleiteten | |
Konter durch Federico Chiesa cool vollendet. | |
Just der in seiner Heimat sehr umstrittene und eingewechselte Alvaro Morata | |
zeigt seinen spanischen Teamkollegen, insbesondere den bei Großchancen | |
zuvor höchst glücklosen Mikel Oyarzabal, und letztlich auch sich selbst, | |
wie einfach es doch sein kann, schönen Fußball auch mit einem Treffer zu | |
verbinden und sorgt nach einem Doppelpass mit dem auffälligen Dani Olmo für | |
die wohl von allen neutralen Beobachter:innen erhoffte Verlängerung | |
dieser tollen Partie. | |
Mit der Kraft nimmt in der Verlängerung allerdings auch das Niveau ab, | |
weshalb letztlich das Elfmeterschießen entscheiden muss und ausgerechnet | |
Morata mit seinem Fehlversuch doch noch zur tragischen Figur wird. (jok) | |
Ukraine – England 0:4 (0:1) | |
Ganz sicher hat die Ukraine einen Matchplan gehabt, und man kann sich auch | |
in etwa vorstellen, wie der ausgesehen hätte, hinten betonieren, vorne in | |
der 80. Minute das 1:0 machen, aber wenn der Plan nach vier Minuten über | |
den Haufen geworfen wird und man keinen zweiten hat, geht das eben 0:4 aus. | |
Der Klassenunterschied zwischen hinten humorlosen und vorne ebenso | |
hochklassigen Engländern und den Ukrainern, die vor lauter Verteidigen | |
nicht mehr zum Spielaufbau kamen, ist einfach zu groß, und so hält England | |
weiter die Null, nicht die Ukraine, und steht mehr als würdig im | |
Halbfinale. | |
Football's coming Home. (Alina Schwermer) | |
## Tschechien – Dänemark 1:2 (0:2) | |
Diese Viertelfinalbegegnung war natürlich ein Knaller, vor allem in | |
Dänemark und, nicht zu vergessen, in Tschechien. | |
Entsprechend ging es in der ersten Halbzeit mit kontrollierten, aber so gar | |
nicht durchschlagskräftigen Tschechen und effizienten dänischen Kontern los | |
(2:0 zur Pause), und genauso entsprechend ging es mit sehr überlegenen | |
Tschechen in die zweite Hälfte, was aber vielleicht zehn, fünfzehn Minuten | |
gedauert hat (2:1 seit der 49.), ehe sich die Lage der ersten Halbzeit | |
wieder eingestellt hatte, zu der vor allem zwei tschechische Kopfverbände | |
kamen. | |
Also heißt es nach neunzig Minuten „heldig Danmark“, ein Dänemark, das | |
Glück gehabt hat. (Martin Krauss) | |
## Belgien – Italien 1:2 (1:2) | |
Aha, so sieht also ein Fußballspiel aus, in dem zwei Teams Spielkultur | |
pflegen, mag sich der Schiedsrichter gedacht haben, als er beim Stand von | |
2:0 für lustvoll angreifende Italiener nach einem handelsüblichen Zweikampf | |
den Belgiern kurz vor der Pause einen Elfmeter geschenkt und auf diese | |
Weise die Partie offen gehalten hat. | |
Es war aber auch wirklich zauberhaft zuzusehen, wie munter sich die | |
Italiener im Angriff bewegt haben, wie sie sich so immer wieder Platz | |
verschafft haben, und ebenso faszinierend war das Tempo, in dem die Belgier | |
immer wieder vor das Tor der Italiener gezogen sind. | |
Wenn am Ende nicht so oft italienische Spieler so lange am Boden gelegen | |
hätten, weil man ihnen mehr oder weniger weh getan hatte, dann fiele das | |
Urteil über dieses Spiel, das am Ende einen verdienten Sieger gefunden hat, | |
noch besser aus. (Andreas Rüttenauer) | |
Schweiz – Spanien 1:3 n. Elfm. (1:1, 1:1, 0:1) | |
Unglücklicher hätte schon die Anfangsphase für den Weltmeisterbesieger kaum | |
laufen können, denn der Xhaka-Ersatz Denis Zakaria lenkt in der 8. Minute | |
den Ball ins eigene Netz und treibt den EM-Eigentorrekord weiter in die | |
Höhe, Stürmer Breel Embolo muss nur wenige Minuten später ausgetauscht | |
werden und auch sonst scheint nicht ein Schweizer von Fortuna geküsst oder | |
wenigstens ein bisschen gemocht worden zu sein. | |
Zwar beweist in dem schnarchnasigen Spiel auch die spanische Abwehr ihr | |
Talent zum Slapstick, wovon zwischenzeitlich Xherdan Shaqiri mit seinem | |
Ausgleichstreffer profitiert, doch die Rote Karte für den Schweizer Remo | |
Freuler (77. Minute) ist wiederum eine höchst unglückliche und zu harte | |
Entscheidung und eine schwere Hypothek für den Außenseiter in der | |
Verlängerung. | |
Im Elfmeterschießen entscheidet bekanntlich sowieso das Glück und das ist | |
an diesem Abend in St. Petersburg eindeutig nicht auf Seiten der dreimal | |
patzenden Schweizer, so dass dieses Mal Torhüter Yann Sommer nicht gefeiert | |
wird, obwohl zwei Spanier nicht treffen. (jok) | |
England – Deutschland 2:0 (0:0) | |
Nach Hamann (Didi, Tor zum 1:0 in Wembley 2000) kam lange nichts. | |
Dann kamen Pfund Sterling und Citizen Kane – und eben nicht Thomas Müller | |
(Riesenchance zum 1:1 vergeben). | |
Jetzt darf das Märchen für England weitergehen – während für uns und Jogi | |
alles vorbei ist. (René Hamann) | |
## Schweden – Ukraine 1:2 (1:1, 1:1) n. V. | |
Leider wollte sich niemand aus dem Kreis der Dreisatz-Autor:innen dieses | |
Spiel ansehen. | |
Dabei soll es farblich ganz gut gewirkt haben – blau-gelb wie ein | |
Ikea-Derby irgendwie. | |
Am Ende hat ein Last-Minute-Tor in der Verlängerung all diejenigen, die | |
sich das Spiel sowieso nicht angesehen haben, auch noch um ein | |
Elfmeterschießen gebracht. (Andreas Rüttenauer) | |
Frankreich – Schweiz im Elfmeterschießen: 4: 5/3:3 (0:1) | |
Was schreibt man zu so einem Fußballspiel? Uff, so viele schöne Szenen, so | |
viele Emotionen und am Ende schmeißt der Underdog tatsächlich den | |
Weltmeister aus dem Turnier. | |
Kylian Mbappé scheitert nach dem furiosen Spiel beim finalen Elfmeter des | |
Abends an Yann Sommer – eine kleine Sensation für den Schweizer Keeper und | |
alle Menschen im Stadion, vor den Bildschirmen, in den Kneipen sind sowieso | |
schon seit Beginn der zweiten Hälfte komplett geschwitzt und heiser, was | |
für ein geiler Fußballabend. | |
Noch müdere Augen morgen im Dienst sind es wert, sich die beiden Blitztore | |
von Karim Benzema (57',59'), das Traumtor von Paul Pogba (75') und die | |
anschließende Schweizer Aufholjagd (81', 90') noch mal in den | |
Wiederholungen anzusehen und sich nach den zig aufregenden Momenten | |
zurückzuerinnern: Dieser Krimi begann bereits in der 15. Minute mit einem | |
überraschendem Führungstreffer der Schweiz durch den Kopfball von Haris | |
Seferović … und damit jetzt ab in die Eistonne. (Linda Gerner) | |
## Kroatien – Spanien 3:5 n. Verl. (1:1/3:3) | |
Die eine Hälfte des Dorfes an der kroatischen Adria und ein anwesender | |
deutscher Tourist verschlafen die erste Hälfte des Spiels, weil es extrem | |
heiß ist und jeder gewöhnliche Dalmatiner um 18 Uhr noch seinen | |
Mittagsschlaf hält oder grade erst beendet, weswegen es beim bisher | |
überflüssigsten Eigentor dieses Wettbewerbs komplett uneuphorisch bleibt im | |
Dorf, was aber auch daran liegen kann, dass diese Führung selbst den | |
patriotischsten Patrioten im Dorf etwas unangenehm ist und außerdem ist | |
Portugal schon ausgeschieden und damit sind die Kroaten mindestens einen | |
Tag länger dabei gewesen und das ist schon was. | |
Bis auf die 6,5 Minuten in der 2. Halbzeit, in der die Schachbretter mal | |
kurz vors gegnerische Tor kommen, setzen sich die meisten wieder in den | |
Schatten oder gehen Blumen gießen, weil sie sich das Elend nicht angucken | |
wollen, denn sie sind sich alle einig: „Die hätten nach der Vorrunde nach | |
Hause fahren müssen.“ | |
Die Meinung ändert sich allerdings 5 Minuten vor Schluss, weil die Kroaten | |
jetzt um die Kriegswürde spielen und nach dem 5:3 am Ende heißt es: „Der | |
Trainer kann nach Hause fahren“, weil er unnötig auf Viererkette umgestellt | |
hat und außerdem war es sowieso viel zu heiß. (Doris Akrap) | |
## Belgien – Portugal 1:0 (1:0) | |
Titelverteidiger gegen Weltranglistenerster – das sollte eigentlich der | |
erste Kracher der K.-o.-Phase werden. | |
Stattdessen belauern sich beide 40 Minuten lang, bis Hazard (BVB) aus 20 | |
Metern abzieht und Ruiz Patrizio nicht gut aussehen lässt, woraufhin es in | |
der 2. Halbzeit intensiv, ja geradezu wild zugeht, ohne dass die | |
Portugiesen es schaffen, den Ausgleich zu erzielen, weil Guerreiro (BVB) | |
mit rechts nur den Pfosten trifft und sich Meunier (BVB), Witsel (BVB) und | |
Hazard (BVB) defensiv voll reinhängen und überhaupt die Belgier fast eine | |
ganze Halbzeit ohne De Bruyne fighten bis zum Umfallen. | |
Thorgan Hazard (BVB) bringt mit dem goldenen Tor die goldene Generation ins | |
Viertelfinale und trifft dort auf Italien mit Ciro Immobile (ehemals BVB). | |
(Stefan Mahlke) | |
Niederlande – Tschechien 0:2 (0:0) | |
Die EM hat ihre ersten ganz großen Helden. | |
Aufopferungsvoll kämpfende Tschechen, die eigentlich hier nur den | |
Niederländern den roten Teppich ausrollen sollten, haben sich in einen | |
wahren Rausch gespielt und dieses niederländische Team nicht nur | |
niedergerungen, sondern niedergespielt, völlig verdient, mutig und im | |
Spielverlauf immer schöner, mit 2:0 durch Holeš und Schick, die | |
mitgereisten Fans sind außer sich, und es gibt doch einen Fußballgott. | |
Die Niederländer spielten körperlos, uninspiriert, völlig unter Schock. | |
(Alina Schwermer) | |
## Italien – Österreich 2:1 n. Verl. (0:0) | |
Wider Erwarten ist die Partie zwischen den klar favorisierten Italienern, | |
die bei dieser EM am meisten mit Lob überschüttet wurden, und den | |
Österreichern, deren Achtelfinalteilnahme allein schon Grund für ein | |
Volksfest ist, die bislang spannendste dieses Turniers. | |
Die anfangs überaus zurückhaltenden Ösis bereiten der italienischen Abwehr | |
in der zweiten Hälfte ungewohnte Schwierigkeiten, die zweimal nur mit Hilfe | |
des Videoschiedsrichters (kein Tor, Abseits und kein Elfmeter) geklärt | |
werden können, sodass immerhin der Weltrekord der italienischen | |
Torhüterlegende Dino Zoff aus den 70er Jahren, nämlich 1.143 Minuten ohne | |
Gegentor, geknackt werden kann, was im Wembley-Stadion allerdings nicht die | |
Bohne interessiert, viel zu packend ist doch diese Begegnung, die | |
schließlich in die Verlängerung geht. | |
Die eingewechselten Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (110.) | |
beruhigen aber mit ihren Treffern ihre nervlich bestimmt arg strapazierten | |
Landsleute, die schon alles Mögliche in den letzten Nächten | |
zusammengeträumt haben, aber gewiss nicht ein Ausscheiden der Squadra | |
Azzurra gegen Österreich, wobei dann nach dem Anschlusstreffer von Sasa | |
Kalajdzic doch noch ein wenig gezittert werden muss. (jok) | |
## Wales – Dänemark 0:4 (0:1) | |
Auch in dieser Höhe verdienter Sieg der Skandinavier, deren Fans sich nur | |
12 Stunden in Holland aufhalten durften; egal, es dürfte eine fröhliche | |
Zeit in Amsterdam und auf der Piste gewesen sein. | |
Sie reden jetzt wieder viel über dieses ominöse Jahr 1992. | |
Die Dänen sind ein echtes Team, sie gewinnen Kraft aus einem Drama, das sie | |
von Spiel zu Spiel in neue Höhen hebt; jetzt geht's nach Baku – | |
Viertelfinale. (mv) | |
## Deutschland – Ungarn 2:2 (0:1) | |
Ob nun in der Regenbogenfrage oder auf dem Platz – die Deutschen können | |
Drama. | |
Dass das Spiel am Ende dramatischer werden könnte als die | |
Auseinandersetzung um die Beleuchtung der EM-Arena, war kaum vorstellbar, | |
und dann lagen die Deutschen schnell zurück, nach dem Ausgleich dann sofort | |
noch mal, bevor von irgendwoher die Erlösung durch das 2:2 kam, das den | |
Achtelfinaleinzug bedeutete, was Leon Goretzka, den Torschützen, doch glatt | |
dazu veranlasste, ein Herzchen in die Kurve mit den finstersten Fans der | |
Ungarn zu schicken, wofür ihm an dieser Stelle von Herzen gedankt sei. | |
Nervensägige Ungarn, die einen schier perfekten Überfallfußball zelebriert | |
haben, waren da gegen bemühte Deutsche am Werk, die für etwas gefeiert | |
wurden, wofür die hinnudunnemals mal gefürchtet waren: für ihren | |
Kampfgeist. | |
## Frankreich – Portugal 2:2 (1:1) | |
Im Stadion in Budapest läuft ja eigentlich Portugal gegen Frankreich, aber | |
am lautesten wird es dann, wenn die Ungarn im Parallelspiel treffen, also | |
zu mindestens 50 Prozent gucken wir hier ein Ungarnspiel. | |
Elfmeter sind eine lustige Sache, bringen aber, wenn sie drei von vier | |
Toren liefern, eine so komische Dramatik, so, wie wenn sich bei Marvel alle | |
schon nach fünf Minuten prügeln würden und am Ende nichts mehr passiert, | |
also keine Ahnung, wie dieses Spiel ohne diese Elfmeter ausgegangen wäre, | |
wobei, na ja, 1:0 für Frankreich eben. | |
Die letzten zwanzig Minuten spazieren unter Pfiffen beide mit dem 2:2 in | |
die K.-o-Runde. | |
## Slowakei – Spanien 0:5 (0:2) | |
Eigentore und Elfmeter-Fehlschüsse sind ‚n Ding bei dieser EM (insgesamt | |
schon acht Eigentore) – damit kann auch die Partie zwischen den Slowaken | |
und den Spaniern in Sevilla aufwarten: Erst verschießt Álvaro Morata in der | |
12. Minute den Foulelfmeter, dann hilft der slowakische Keeper Martin | |
Dúbravka in der 30. Minute mit einem unglücklichen, an Volleyball | |
erinnernden Eigentor das spanische Torfestival zu eröffnen und auch das 5:0 | |
erzielt in der 71. Minute der slowakische Juraj Kucka für das gegnerische | |
Team. | |
Ein Spiel, das aufgrund des bisherigen Auftritts des spanischen Teams mit | |
nervösen Reaktionen des passionierten Fans begann (NEIN! JETZT! UND DANN SO | |
EIN SCHWACHER PASS! SO UNENTSCHLOSSEN! WENN DER ELFMETER NICHT REINGEHT, | |
MACHE ICH SOFORT AUS, ICH LÖSCH DIE KICKERAPP – MEINE GÜTE) – war dann | |
größtenteils sehr schön anzusehen, außer aus slowakischer | |
Torwart-Perspektive. | |
Die Slowakei ist also leider kein Überraschungsteam dieser EM, Spanien doch | |
noch sicher im Achtelfinale, und hier der Vollständigkeit halber noch alle | |
fünf Tore: 30‘ Dúbravka (ET), 45'+3 Laporte, 56‘ Sarabia, 67' Ferran | |
Torres, 71‘ Kucka (ET). Linda Gerner | |
Schweden – Polen 3:2 (1:0) | |
An [1][Weltfußballer Robert Lewandowski] lag es nicht: Auch gegen Schweden | |
traf der polnische Stürmer doppelt (61' und 84‘) und auch zu Beginn zweimal | |
die Latte binnen Sekunden. | |
Schade für Polen, Grattis an Schweden zum ersten Platz der Gruppe E. | |
Bleibt jetzt noch die spannende Frage des Abends, gegen wen die Gelb-Blauen | |
im Achtelfinale ran müssen. (lg) | |
## Kroatien – Schottland 3:1 (1:1) | |
Am 22. Juni, dem „Tag des antifaschistischen Kampfes“, der in Kroatien | |
nationaler Feiertag ist, kämpfen die Kroaten um Leben und Tod. | |
In der Strandbar an der südlichen Adria sind sich die alten Fischer zur | |
Halbzeit, in der es 1:1 steht, sicher, dass die Kroaten nach Hause fahren | |
können, weil sie es einfach nicht können, weil sie nicht wissen, wie man | |
Fußball spielt, weil die Abwehr nicht weiß, wie man abwehrt, weil Rebić | |
nicht spielt, weil Modrić nicht alles machen kann, weil Bill Gates Schuld | |
ist, weil das Spiel dreckig ist und plötzlich fallen Tische und Stühle um, | |
es wird gesprungen und Arme in die Luft gerissen und „Ajde Ajde Ajde“ | |
gerufen und dann nochmal und danach reden die Alten nur noch über | |
Prostataprobleme, wie schlimm es ist, wenn man nachts pinkeln muss, wie weh | |
das tut und wie es sein kann, dass der eine noch drei Mal die Woche mit | |
seiner Ehefrau Sex hat, dass das „ in unserem Alter“ gar nicht mehr geht | |
und dann wird abgepfiffen. | |
Am 22. Juni, dem „Tag des antifaschistischen Kampfes“, der in Kroatien | |
nationaler Feiertag ist, haben die Kroaten den Kampf um Leben und Tod | |
gewonnen. Doris Akrap | |
## Tschechien – England 0:1 (0:1) | |
Die Lage im Wembley-Stadion gleicht anfangs der Coronalage: das englische | |
Spiel ist variantenreicher und gefährlicher, so dass Raheem Sterling | |
bereits nach 12 Minuten zum 1:0 einköpfen kann. | |
Trainer Gareth Southgate gönnt seinen schärfsten Kritikern und Jadon Sancho | |
dessen ersten EM-Einsatz in der 84. Minute, auch weil das Spiel | |
mittlerweile sehr lahmt. | |
Die Engländer können als effizienter Gruppenerster (zwei Tore, sieben | |
Punkte) weiter in London bleiben und im besten Fall nach aktuellen | |
Verhandlungen mit der Uefa im Halbfinale und Finale trotz Delta-Variante | |
vor 60.000 Zuschauern spielen. (jok) | |
## Finnland – Belgien 0:2 (0:0) | |
Fast Finish für Finnland durch ballsichere, bemühte Belgier, die (mit De | |
Bruyne von Beginn) das Spiel beherrschen – in der ersten Hälfte aber ohne | |
ganz gefährliche Abschlüsse. | |
Tragisch dann das Eigentor vom starken finnischen Torhüter Lukáš Hrádecký, | |
der in der 74. Minute nach einer Ecke den von Vermaelen geköpften Ball | |
nicht erwischte und mit dem eigenen Arm ins Tor beförderte – was aber, etwa | |
nach dem vorherigen Abseitstreffer von Romelu Lukaku, trotzdem die | |
überfällige Führung für die Belgier bedeutete, und: Lukaku konnte dann in | |
der 81. Minute nochmal den Ball im Tornetz versenken, dieses Mal ganz | |
regulär. | |
So richtig Spaß machte das taktische, eher ruhige Spiel dann aber durch die | |
parallel eingeschaltete Russland–Dänemark-Partie und die Frage der | |
Platzierungen der Gruppe B: Belgien, Dänemark sind sicher weiter, Russland | |
ist raus, Finnland wird wohl noch ums Achtelfinale zittern müssen. Linda | |
Gerner | |
## Russland – Dänemark 1:4 (0:1) | |
Die Dänen versuchen sich nach dem Drama um Christian Eriksen, unterstützt | |
von enthusiastischen Fans in rot-weiß im fast vollbesetzten | |
„Parken“-Stadion von Kopenhagen, in die K.-o.-Runde zu spielen. | |
Und das schaffen sie nach feinen Fernschüssen von Damsgaard und | |
Christensen, einem Abstaubertor durch Poulsen (nach kapitalem Fehler eines | |
russischen Defensiven) und einem zweifelhaften Elfer der Russen | |
tatsächlich; Maehle darf dann, als Russland förmlich auseinanderbricht, | |
auch noch mal. | |
Weil die Belgier im Parallelspiel helfen, werden die Dänen sogar | |
Gruppenzweiter, was zu etlichen Bierduschen im „Parken“ führt. (mv) | |
## Ukraine – Österreich 0:1 (0:1) | |
Die Ukraine hat offenbar überhaupt keine Lust auf ein Spiel gegen Italien. | |
Der torgefährliche Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner schießt nach | |
einer Standardsituation (Ecke) recht früh (21. Minute) das Tor des Tages. | |
Österreich ist erstaunlicherweise nicht sonderlich gefordert gewesen, gegen | |
Italien wird sich das gewiss ändern. | |
## Nordmazedonien – Niederlande 0:3 (0:1) | |
Goran Pandev, ein ganz Großer von den ganz Kleinen, beendet in Amsterdam | |
seine Fußballkarriere in der 68.Minute und sorgt für die ganz großen | |
Emotionen bei seinem Abgang durch das Spalier seiner Kollegen in einer | |
Partie, die auch sonst mehr einem unterhaltsamen Abschiedskick denn einer | |
ernsthaften EM-Begegnung gleicht. | |
Das nordmazedonische Team kann nur am Anfang mit einem Abseitstor und einem | |
Pfostenschuss ein wenig Schrecken verbreiten, aber der Zwang, offensiv | |
auftreten zu müssen, kommt letztlich dem Geschwindigkeitsfußball ihres | |
Gegner allzu sehr entgegen. | |
Die Niederlande erreichen das Optimum (drei Siege und das Achtelfinale), | |
Nordmazedonien trotz wackerer Auftritte das Minimum (drei Niederlagen und | |
die vorzeitige Heimfahrt), aber Grund zur Freude haben beide nach dem | |
Schlusspfiff. (jok) | |
## Schweiz – Türkei 3:1 (2:0) | |
Die Türkei war so einfallslos wie gegen Italien und Wales, denn ohne Herz | |
lässt sich auch kein Fußball spielen, ganz egal wie viele Türkei-Fahnen im | |
Stadion in Baku wehen. | |
Irfan Can zirkelt den Ball zwar in der 62. bilderbuchmäßig unter die Latte, | |
aber der traumhafte Schuss ist nichts weiter als ein verzweifeltes | |
Lebenszeichen. | |
Am Ende siegen die Schweizer mit zwei Toren von Shaqiri und einem Tor von | |
Seferovic und die Türkei muss jetzt nach den elenden Auftritten bei dieser | |
EM anfangen, über grundsätzliche Reformen nachzudenken. (vag) | |
## Italien – Wales 1:0 (1:0) | |
Italien siegt mit einer B-Mannschaft, wird souverän Gruppensieger, kann | |
Standards, schießt dementsprechend das erste Tor des Turniers nach einem | |
solchen und wirkt insgesamt auch in der Zweitbesetzung mental ehrgeizig und | |
physisch griffig, wenn auch anfällig bei – Standards. | |
Höhepunkte ballen sich in den 50er-Minuten, als (53.) Bernadeschi einen | |
Freistoß an den linken Pfosten zirkelt, auf der anderen Seite (55.) Ramsey | |
allein vor Donnarumma nicht weiß, was tun, und schließlich in derselben | |
Minute in der Mitte des Feldes Ampadu Bernadeschi so verletzungsgefährlich | |
gegen das Sprunggelenk tritt, dass Schiri Hațegan ein hartes Rot zeigt. | |
Wer sich aus der Gruppe B mit dem Gruppenzweiten Wales (erster | |
Befreiungsschlag 31.) im Achtelfinale wird auseinandersetzen müssen, kann | |
sich auf harten Widerstand gefasst machen – schön wird's dabei eher nicht | |
werden. (waam) | |
## Spanien – Polen 1:1 (1:0) | |
Spanien passt sich trotz Führung mal wieder um den Erfolg. | |
Lewandowski benötigt sogar zwei Chancen für ein Tor. | |
Es braucht nun Mut, um auf einen spanischen Sieg gegen die Slowakei im | |
abschließenden Spiel zu setzen. (jok) | |
## Portugal – Deutschland 2:4 (1:2) | |
Zunächst wollten die Deutschen mehr und konnten das Tor wie gewohnt nicht | |
treffen, wohingegen die Portugiesen mehr konnten und noch dazu Cristiano | |
Ronaldo hatten, dessen Führungstreffer nach zwei portugiesischen Eigentoren | |
indes schnell nichts mehr wert war. | |
Dann passierte etwas, was man schon lange nicht mehr gesehen hatte bei | |
einem großen Turnier, und die Deutschen trafen höchstselbst ins gegnerische | |
Tor – zwei Mal gleich, und weil die Portugiesen nur noch einmal trafen, | |
freuten sich die deutschen Fans in München gar sehr. | |
Das 3:1 durch Kai Havertz wird man wahrscheinlich noch häufig sehen bei | |
dieser EM, weil es so schön herausgespielt war, dass es in keinem | |
Zusammenschnitt der Höhepunkte dieses Turniers fehlen sollte. (arue) | |
## Ungarn – Frankreich 1:1 (0:1) | |
Gut, dass wir nicht „wir“ schreiben, wenn es ums deutsche Team geht, sonst | |
hätten wir uns fragen müssen, ob wir jetzt schon schlechter sind als | |
Ungarn. | |
Die haben gegen Frankreich doch glatt ein Tor geschossen und bis zur 66. | |
Minute geführt. | |
Dominanz allein schießt keine Tore. (arue) | |
## England – Schottland 0:0 | |
Battle of Britain? | |
Äh. | |
Kann man halt doch schon irgendwie sagen, oder? (mv) | |
(Offenlegung: Der Autor ist in Halbzeit zwei eingeschlafen, musste kurz vor | |
Schluss geweckt werden und sich dann sehr kurz fassen.) | |
## Kroatien – Tschechien 1:1 (0:1) | |
Der Vizeweltmeister Kroatien ist wie schon beim Spiel gegen England kaum | |
wiederzuerkennen, weil nur selten mal eine Idee aufblitzt, wie man das | |
tschechische Tor in Gefahr bringen könnte, und der große Ballstreichler | |
Luca Modric sogar hinten rumgrätscht, um im lückenhaften Abwehrgebilde | |
auszuhelfen. | |
Der torgefährlichste Stürmer der EM, der Tscheche Patrick Schick, lässt | |
sich dagegen auch nicht von einem Ellbogenschlag von Dejan Lovren im | |
Strafraum beeindrucken und verwandelt den fälligen Elfmeter trotz blutender | |
Nase. | |
Nachdem Ivan Perisic ausgleicht, passiert nicht mehr allzu viel, weil beide | |
Teams aus taktischen Überlegungen allzu großes Risiko meiden, was im Falle | |
von Kroatien nun bedeutet, dass man im abschließenden Gruppenspiel gegen | |
Schottland nicht mehr groß taktieren kann. Johannes Kopp | |
## Schweden – Slowakei 1:0 (0:0) | |
Das Spiel ist erwartungsgemäß zäh, da sich zwei Teams gegenüberstehen, | |
deren Stärke vornehmlich im Reagieren und nicht im Agieren liegt. | |
Erst warten die Slowaken ab, dann warten die Schweden ab, dann fällt denen | |
zu ihrem Glück irgendwann auf, dass sie aus tabellarischen Gründen doch | |
mehr tun müssen als die Slowaken und erarbeiten sich einen Elfmeter, der | |
Höhepunkt eines zähen Sommernachmittags in Sankt Petersburg, den Emil | |
Forsberg zum 1:0 vollendet. | |
Aus fußballästhetischer Sicht war das eine Partie, die selbst begabteste | |
Gutfinder nicht schönzureden vermögen. Johannes Kopp | |
## Niederlande – Österreich 2:0 (1:0) | |
Während Arnautovic wegen seiner frechen Goschn auf der Tribüne tachiniert, | |
verursacht sein persönlicher Goschn-Halter Alaba einen Penalty, den Depay | |
verwandelt. | |
In Halbzeit zwei schießt Alaba fast ein Tor, Dumfries tatsächlich, und | |
Oranje steht fix im Achtelfinale. | |
Ein Spiel, von dem nichts bleiben wird, aber es musste halt aus Gründen | |
gespielt werden – und dann die Frage: Warum sehen die Ösi-Fans eigentlich | |
immer aus wie Karikaturen von Gerhard Haderer? (mv) | |
## Dänemark – Belgien 1:2 (1:0) | |
Erst klatschen die dänischen Nationalspieler vor dem Anpfiff den knienden | |
belgischen Kollegen für ihre Anti-Rassismus-Geste zu, dann klatschen, | |
johlen und schreien die rot-weißen Fans, weil Yussuf Poulsen Dänemark schon | |
in der zweiten Minute einen gegnerischen Fehler kühl zur 1:0-Führung nutzt, | |
und nach 10 Minuten klatschen dann alle im Kopenhagener Stadion 60 Sekunden | |
lang für Christian Eriksen, der im ersten EM-Spiel für Dänemark nach einem | |
Herzstillstand ins Leben zurückgeholt werden musste. | |
Mit der Einwechslung des gerade erst genesenen Ausnahmespielers Kevin de | |
Bruyne können die Belgier das Spiel wenden, weil der 29-Jährige an beiden | |
wunderschön herauskombinierten Toren beteiligt ist und sich somit einen | |
Sonderapplaus verdient – einmal als Vorbereiter, einmal als Vollstrecker. | |
Dänemark trifft in der Schlussphase immerhin noch einmal die Latte, muss | |
aber jetzt im letzten Gruppenspiel gegen Russland gewinnen, um dann noch | |
Chancen aufs Achtelfinale zu haben. Johannes Kopp | |
## Ukraine – Nordmazedonien 2:1 (2:0) | |
Ein schönes Beispiel für ein ausgeglichen und zugleich beidseitig offensiv | |
geführtes Fußballspiel war an diesem Bukarester Nachmittag zu besichtigen, | |
als die Ukraine Nordmazedonien 2:1 bezwang, wobei, was die Dramatik | |
illustriert, ein Elfmeter der Nordmazedonier drin war und einer der | |
Ukrainer nicht. | |
Was die Nordmazedonier auszeichnete, großer Einsatz und mutige Aktionen, | |
vor allem in der zweiten Halbzeit, das konnten die Ukrainer mit | |
spielerischer und technischer Überlegenheit wettmachen. | |
Das hat zwar gereicht – siehe Ergebnis –, aber es ist doch auch sehr schön | |
anzusehen, wenn ein Team, das führt, es partout nicht schafft, seinen Sieg | |
in aller Ruhe nach Hause zu schaukeln, sondern bis zum Schluss zittern | |
muss. Martin Krauss | |
## Italien – Schweiz 3:0 (1:0) | |
Schon erstaunlich, wie dieses Team aus Nesthockern – in der Startelf kickt | |
nur Jorginho nicht auf dem Stiefel – dominant und effektiv Fußball spielt. | |
Sie wissen aber auch, worauf es ankommt, und Bonucci verrät es: „Demut und | |
mit den Füßen auf dem Boden bleiben.“ | |
Tore durch Locatelli (2) und Immobile. (mv) | |
## Türkei – Wales 0:2 (0:1) | |
Die Waliser in den Farben Australiens (gelb-grün) sind den Türken zwar | |
statistisch unterlegen (Ballbesitz, Passgenauigkeit, Pässe, Schüsse), aber | |
die Mannen von der Insel kicken intelligent und dosiert. | |
Gareth Bale spielt immer wieder clevere Steilpässe auf Aaron Ramsey, und | |
die dritte Ramsey-Chance sitzt dann, wenngleich auch Bale hätte einnetzen | |
können, denn er vergibt unter anderem einen Elfmeter. | |
Die Türkei, die eine so überzeugende EM-Quali spielte, ist nun nach Tor | |
zwei durch Roberts in der Nachspielzeit wohl schon raus, und das unter den | |
Augen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan in panturkischen Gefilden. | |
(mv) | |
## Finnland – Russland 0:1 (0:1) | |
Wer tief verteidigt, kommt nicht so schnell nach vorne. | |
Bis zu diesem Spiel, in D nur über Magenta TV zu empfangen, wusste kaum | |
jemand, was Geoblocking ist. | |
Für die biederen Russen waren die Finnen zu bieder: 1:0. René Hamann | |
## Frankreich – Deutschland 1:0 (1:0) | |
Zuerst stürzte der Fallschirmmann von Greenpeace ab (was die Uefa natürlich | |
nicht ganz zeigte), dann die Deutschen gegen „spritzige Franzosen“ (B. | |
Rethy). | |
Nach dem 0:1 durch Hummels (ET) wurde deutlich: Die DFB-Elf wie eine | |
ordentlich bemühte, fleißige Betriebsmannschaft, die Franzosen flüssig wie | |
Weltmeister. | |
Verdienter Sieg. René Hamann | |
## Ungarn – Portugal 0:3 (0:0) | |
Ein Zurück-in-die-Zukunft-Spiel, weil das fast volle Stadion in Budapest | |
einen Fußball aus der Vor-Corona-Ära präsentierte. | |
60.000 lärmten und übertrugen diese Energie auf ein Heimteam, das sich | |
bravourös mit einer 5-3-2-Defensive wehrte gegen Ronaldo, Bernardo Silva | |
und Co. | |
Die Ungarn brachten es nur zu einem Abseitstor, die Portugiesen schossen | |
ihre Tore erst spät: Der eine Ball rollte abgefälscht in den Kasten, die | |
anderen Treffer steuerte – logo – Ronaldo bei. (mv) | |
## Spanien – Schweden 0:0 (0:0) | |
Beinahe wäre der radikale Ballverzichtfußball von Schweden kurz vor der | |
Pause mit der Führung durch Alexander Isak belohnt worden, weil Spanien | |
trotz großer Chancen (Alvaro Morata!) und Ballbesitzanteilen (79 Prozent) | |
torlos blieb, doch Marcos Llorente konnte den Ball von der Linie an den | |
Pfosten lenken. | |
Das spanische Team ist zwar mit acht EM-Neulingen in der Startelf | |
angetreten, in seiner Durchschlagskraft gleicht es aber den zuletzt so | |
harmlosen spanischen Mannschaften bei Großturnieren. | |
Hätte allerdings Gerard in der 90. Minute seinen Kopfball aus sechs Metern | |
im Tor untergebracht, wäre Spanien die 112. Fortsetzung der Taktikdebatte | |
über Vor- und Nachteile von Ballbesitzfußball erspart geblieben und der EM | |
das erste torlose Remis. Johannes Kopp | |
## Polen – Slowakei 1:2 (0:1) | |
Ein EM-Duell, das in etwa so viel Reiz verströmt wie in der Bundesliga die | |
Begegnung zwischen dem FC Augsburg und der SpVgg Greuther Fürth, und das | |
deshalb notgedrungen auf das Kräftemessen der beiden Superstars Robert | |
Lewandowski und Marek Hamsik verkürzt wird, was aber auch an diesem frühen | |
Abend in St. Petersburg nicht von maßgeblicher Bedeutung sein wird. | |
Entscheidender ist die gelb-rote Karte von Polens defensivem Mittelfeldmann | |
Grzegorz Krychowiak in der 62. Minute just in einer Phase, da sein Team | |
nach einem Rückstand (18.) und schwacher erster Hälfte prompt mit | |
Wiederanpfiff (46.) ausgleichen konnte und auf die Führung drängte. | |
In Überzahl nimmt der slowakische Innenverteidiger Milan Škriniar den Ball | |
nach einer Ecke gekonnt an, erzielt mit einem präzisen Schuss den | |
Führungstreffer, der viel dazu beitragen könnte, dass sein Team erneut die | |
Gruppenphase übersteht. Johannes Kopp | |
## Schottland – Tschechien 0:2 (0:1) | |
Schottland ist mit nur zwei Macs, nämlich McTominay und McGinn aufgelaufen, | |
das hat ein Twitterer, auf den die BBC aufmerksam machte, bemerkt, und dies | |
erklärt vielleicht, warum der Gastgeber nur anfänglich und nur so ein | |
bisschen den Heimvorteil von immerhin 12.000 Fans nutzen konnte. | |
Genutzt, was da an gar nicht so vielen Chancen kam, hat der tschechische | |
Stürmer Patrik Schick, der sonst bei Bayer Leverkusen trifft, und nun hat | |
er mit einem sehr schönen Kopfball (42.) und einem sensationellen | |
50-Meter-Schuss (52.) persönlich Schottland alt aussehen lassen. | |
Zu erwähnen ist auch noch Tomáš Vaclík, der tschechische Torwart, der | |
sowohl schottische Torschüsse als auch tschechische Eigentorversuche sehr | |
souverän abwehrte, sodass das Fazit doch protschechisch ausfällt: eine | |
Mannschaft, mit der man rechnen kann. Martin Krauss | |
## Niederlande – Ukraine 3:2 (0:0) | |
Es war schön, zwei Mannschaften zuzusehen, die Lust hatten, um die Wette zu | |
spielen. | |
Die Niederländer konnten das lange besser als die Ukrainer in ihrer | |
Heldentrikotage und hätten viel früher in Führung gehen können, als sie es | |
getan haben. | |
Mit zwei Toren lagen die Ukrainer hinten, bevor es plötzlich 2:2 stand, was | |
für eine spannende Schlussphase sorgte, die Denzel Dumfries mit einem | |
Kopfball dann doch wieder Richtung Niederlande gedreht hat, was im Ganzen | |
so spektakulär war, dass es Grund genug ist, sich dieses Spiel schon mal zu | |
merken, bis am Ende des Turniers die besten Partien der EM prämiert werden. | |
Andreas Rüttenauer | |
Österreich – Nordmazedonien 3:1 (1:1) | |
Österreich spielt wie Österreich, Nordmazedonien viel besser als die | |
anderen Himmelsrichtungen-Verbände Südgeorgien, Westsahara, Osttimor und | |
die Zentralafrikanische Republik. | |
Alaba steht zentral in der Defensive, und die Experten sind der Meinung, | |
das raube dem Team Kreativität, dabei gab es schon Turniere, da spielte der | |
Bald-nicht-mehr-Münchner zentraler, wollte alles machen – und scheiterte. | |
Erst die Einwechslung von Arnautovic bringt die Wende. Arnautovic muss | |
immer spielen. Eiserne Fußballregel. Bitte merken, Herr Foda! Markus Völker | |
England – Kroatien 1:0 (0:0) | |
Auftaktspiel der Gruppe D, erstes Spiel im Finalstadion und bestes Wetter | |
in London: Bei 27 Grad traf im Wembley-Stadion ein spannendes, junges | |
englisches Team (dabei nach Einwechslung: der jüngste EM-Spieler aller | |
Zeiten mit dem 17-jährigen Dortmunder Jude Bellingham) auf die Finalisten | |
der WM 2018 – eigentlich eines der vielversprechendsten Spiele der | |
Gruppenphase. | |
England startete in das Spiel furios und energisch, kam in der Anfangsphase | |
zu großen Chancen, etwa durch Phil Fodens Schlenzer an den Innenpfosten in | |
der fünften Minute, und kontrollierte danach durch Überzahl im Zentrum den | |
weiteren Spielverlauf, Kroatien enttäuschte mit einem wenig ambitionierten | |
Auftritt. | |
Der Vizeweltmeister stand meist tief und kompakt, konnte dann aber in der | |
57. Minute den einzigen Treffer des Spiels nicht verhindern, bei dem Kalvin | |
Phillips den Ball im offenen 6er-Raum der Kroaten annahm, aufdrehte und | |
weiterleitete auf Raheem Sterling, der frei vor dem Torwart zum Abschluss | |
kam: ein Spielzug, der Lust auf mehr der clever agierenden, spielfreudigen | |
Three Lions macht. Linda Gerner | |
## Russland – Belgien 0:3 (0:2) | |
Wer geglaubt hat, Russland könnte wie bei der WM vor drei Jahren mit dem | |
eigenen Publikum im Rücken auch bei der EM im Auftaktspiel in Sankt | |
Petersburg individuelle Unzulänglichkeiten durch mannschaftliche | |
Geschlossenheit kompensieren, sah sich schnell vor allem durch die krassen | |
Patzer von Andrei Semyonov und Torhüter Anton Shunin wiederlegt, die dem | |
eigentlich im Abseits stehenden Romelu Lukaku und dem in Abstauberposition | |
einlaufenden Thomas Meunier zu einfachen Toren verhalfen und dadurch dem | |
belgischen Team eine bequeme 2:0-Führung schon nach 34 Minuten bescherten, | |
dass die Gäste gar nicht auf die Idee kommen konnten, ihren noch verletzten | |
Spielmacher Kevin De Bruyne zu vermissen. | |
Die zweite Halbzeit war dann nur angesichts ihrer Ereignislosigkeit | |
bemerkenswert. | |
Zum Glück hat in der 88. Minute Lukaku noch seinen zweiten Treffer zum 3:0 | |
erzielt, denn sonst stünden hier keine drei Sätze. Johannes Kopp | |
## Dänemark – Finnland 0:1 (0:0) | |
[2][Ohne Worte.] | |
## Wales – Schweiz 1:1 (0:0) | |
In der ersten Halbzeit hat die walisische Abwehr gut zu tun und das | |
Schweizer Team absolut kein Glück, dann kommt nach einem Foul von Fabian | |
Schär an Daniel James auch noch ein Freistoß direkt vorm linken | |
Strafraumeck, aber Gareth Bale verwandelt nicht. | |
In der 49. Minute köpft Breel Embolo die Schweiz endlich zum 1:0 und setzt | |
die Waliser damit weiter unter Druck, die jetzt offener spielen müssen, | |
während die Schweiz hinten langsam dicht macht, sich aber nur kurz gegen | |
die Drachen wehren kann, weil schließlich Kieffer Moore in der 74. Minute | |
zum Ausgleich trifft. | |
Es war das erste der zehn Spiele, die in Deutschland nicht von den | |
Öffentlich-Rechtlichen übertragen werden – aber zum Glück gibt es Menschen, | |
die im Internet anonym Streams zur Verfügung stellen, in deren | |
Kommentarspalte ein Gefühl von Public Viewing aufkommt und schöne | |
Feststellungen Platz finden wie diese hier über einen der Top-Spieler der | |
Partie: „Inshallah spielt Embolo bei Gladbach nächste Saison auch so“. | |
Johannes Drosdowski | |
## Türkei – Italien 0:3 (0:0) | |
Andrea Bocelli singt zur Eröffnung des Turniers so schön, wie der | |
Abendhimmel Roms strahlt, die Fans schmettern maskenlos die italienische | |
Hymne und ihre Mannschaft holt sich gleich den Ball, versucht jedoch zu oft | |
zu schnell nach innen zu ziehen oder zu spielen und schießt bisweilen doch | |
aufs Tor, das die Türken verteidigen, als könnten sie nichts anderes. | |
Kurz nach der Pause drückt Merih Demiral den Ball mit seinem Körper ins | |
eigene Tor und die Italiener freuen sich so wie später über Ciro Immobiles | |
und Lorenzo Insignes Treffer, die den Beweis erbringen, dass die sturm- und | |
drangvollen Italiener sehr wohl selbst ins gegnerische Tor schießen können. | |
Dass im ersten Spiel der EM die Mannschaft gewinnt, die sich um einen | |
gepflegten Ballvortrag bemüht und nicht diejenige, die bis zu acht Leute | |
zum Zwecke der Verteidigung im eigenen Strafraum postiert, ist doch mal | |
eine gute Nachricht. Andreas Rüttenauer | |
## Wider die Fußballstanze | |
Das Phrasendreschen gehört zum Fußball wie das Rasenmähen. Der ewige Kampf | |
gegen abgenutzte Fußballstanzen macht die Sportberichterstattung so | |
herausfordernd. Eigentlich [3][wollen Reporter:innen originell sein] | |
und dann rutscht ihnen doch wieder ein „lupenreiner Hattrick“ durch, ein | |
„Big Point“, ein „schmerzlich vermisster“ Spielmacher oder es ist von e… | |
„engmaschigen Abwehrnetz“ die Rede. | |
Kein Wunder, dass gerade [4][in der Fußballberichterstattung Künstliche | |
Intelligenz] eingesetzt wird. Aus ein paar Spieldaten bastelt ein Programm | |
dann einen Spielbericht, der alle passenden Phrasen liefert. Die | |
Fußballberichterstattung ist dann nicht viel mehr als ein Zusammensetzen | |
von Wörtern aus einem Setzkasten voller Phrasen. Am Ende mag ein stimmiger | |
Text dabei entstehen. Originell wird er in den seltensten Fällen sein. | |
Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze ist daher ein Experiment, mit dem sich | |
die taz auf die Suche nach Originalität in der Fußballberichterstattung | |
begibt. Zu Beginn dieses Experiments konnten wir noch nicht wissen, was da | |
entstehen würde. Eines war indes von Anfang an klar. Alles, was auf dieser | |
Seite steht, ist menschengemacht. | |
Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 11. Juni und wird | |
fortlaufend ergänzt. | |
12 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /40-Tore-Schuetze-Lewandowski/!5767477 | |
[2] /Drama-um-Daenen-Christian-Eriksen/!5774860 | |
[3] /Sportreporterin-Sabine-Toepperwien/!5092194 | |
[4] /KI-und-Fussballuebertragungen/!5721105 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
Johannes Drosdowski | |
Johannes Kopp | |
Linda Gerner | |
Markus Völker | |
Martin Krauss | |
René Hamann | |
Volkan Ağar | |
Ambros Waibel | |
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