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# taz.de -- Antirassismus in Manchester: Solidarität mit Marcus Rashford
> Im Heimatort des Fußballstars wurde sein Wandgemälde nach der EM
> beschmiert. Nun ist es ein antirassistischer Versammlungsort.
Bild: Das Wandgemälde von Marcus Rashford in Manchester, Dienstag
London taz | „Du solltest stolz sein auf alles, was Du für unser Land getan
hast,“ schreiben Jordan und Tina. Tausende solche Botschaften stehen auf
Karten, Briefen und Zetteln, mit individuellen Widmungen, Gedichten,
Kindergemälden. Dazu gibt es Englandfahnen mit Unterschriften, Herzen in
allen Farben, ein Druck mit der Black Power Faust, und immer wieder die
Worte „Danke“, und „unser Held“.
[1][So antwortet die empörte Mehrheit] in Manchester darauf, wie jemand mit
rassistischen Schmierereien seinen Frust über die Fußballniederlage
Englands im EM-Finale gegen Italien am Sonntag mit rassistischen Worten auf
einem übergroßen Wandgemälde des Fußballers Marcus Rashford in Manchester
ausgelassen hatte.
Bereits am Montag wurden die rassistischen Worte auf dem Wandgemälde in dem
Stadtteil, in dem Rashford aufwuchs, abgedeckt. Inzwischen ist die
Wandmalerei anderweitig verziert – mit einem bunten Mosaik der
individuellen Widmungen und Danksagungen.
Es pilgern nun auch von überall Leute hierher, als Ausdruck ihrer
Solidarität – mit Rashford, aber auch mit den beiden anderen schwarzen
englischen Nationalspielern Jadon Sancho und Bukayo Saka. Alle drei hatten
ihre Elfmeter beim EM-Finale verschossen, was Italien den Sieg bescherte.
In sozialen Medien ergossen sich daraufhin rassistische Beschimpfungen über
sie. Die Beschimpfungen wurden in Politik und Gesellschaft einhellig scharf
verurteilt.
## Solidarisches Mosaik ist drei Meter hoch
Das solidarische Mosaik ist inzwischen bis zu drei Meter hoch und dürfte
noch weiter wachsen. Am Dienstagnachmittag kam es zudem zu einer kleinen
Versammlung, bei der die Anwesenden gemeinsam als Zeichen gegen Rassismus
auf die Knie gingen, Danke sagten und „Black Lives Matter“ skandierten. Ein
kleiner etwa sieben Jahre alter Junge erklärte über eine Sprechanlage, er
habe mit Rashford gezittert und sei ihm für seinen Fehlschuss „gar nicht
böse“.
Rashford hatte am Montagabend ein zweiseitiges [2][Statement] in den
sozialen Medien veröffentlicht, in dem er über seinen verschossenen
Elfmeter schrieb, und über sein Gefühl, das Team im Stich gelassen zu
haben. „Ich kann Elfmeter im Schlaf verwirklichen, wieso nicht diesen?
Alles, was ich sagen kann, ist Entschuldigung. Ich wünschte, es wäre anders
verlaufen“, schrieb er.
Dass nun seine Hautfarbe und sein Aufwachsen thematisiert werde, erwarte
er, so Rashford – auch Kritik an seinem Elfmeter. Er werde sich aber nie
dafür entschuldigen, wer er sei und er herkomme. „Ich bin Marcus Rashford,
ein 23 Jahre alter Mann aus Withington und Wythenshawe, Südmanchester. Wenn
ich nichts anders habe, habe ich das. Danke für Eure lieben Botschaften.
Ich werde stärker daraus hervorgehen, wir werden stärker daraus
hervorgehen.“
Rashford setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Schulkinder aus ärmeren
Verhältnissen – Umstände, die er aus der eigenen Kindheit kennt – auch
während des pandemiebedingten Lockdowns und in den Schulferien kostenlose
Schulmahlzeiten erhalten. Er rang Premierminister Boris Johnson
entsprechende Zugeständnisse ab und erhielt letztes Jahr den Verdienstorden
der Queen. Und auch daran erinnert die Solidarität jetzt in Manchester.
„Danke für all unsere Abendessen“ steht da auf einem gelben Zettel in
Kinderschrift. Unterschrieben: Reggie, sechs Jahre alt.
14 Jul 2021
## LINKS
[1] https://www.manchestereveningnews.co.uk/news/greater-manchester-news/how-ma…
[2] https://twitter.com/MarcusRashford/status/1414672529717964807
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
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