# taz.de -- Schulspeisung in Großbritannien: Rashford 2, Johnson 0 | |
> Der Stürmerstar hat sich gegen die britische Regierung durchgesetzt. Sie | |
> muss kostenlose Mahlzeiten für bedürftige Kinder in den Ferien | |
> gewährleisten. | |
Bild: In seiner Heimatstadt Manchester ist Marcus Rashford ein Held geworden | |
London taz | Nach einem 3:1 Sieg gegen Everton war es für den jungen | |
Manchester-United-Stürmer Marcus Rashford bereits ein perfekter Samstag | |
gewesen, sagte er. Doch der Tag sollte noch besser werden, als ihn nämlich | |
der britische Premierminister Boris Johnson anrief. | |
Seit Beginn der Pandemie hat sich [1][der 23-jährige Fußballer Marcus | |
Rashford] für das Recht der ärmsten Kinder im Vereinigten Königreich auf | |
ausreichende Ernährung und Mahlzeiten eingesetzt. Rashfords Mutter konnte | |
in seiner Jugend nicht immer Essen auf den Tisch stellen. Der Fußballer | |
erhielt erst geregelte Mahlzeiten, als er unter die Obhut eines | |
Jugendförderprogammes von Manchester United kam. | |
Anfang Oktober hatte Rashford gefordert, dass die britische Regierung in | |
den Herbstferien dafür sorgen sollte, dass Kinder, die wegen Bedürftigkeit | |
das Recht auf kostenlose Schulspeisung haben, auch in den Schulferien | |
Schulmahlzeiten erhalten sollten. | |
Während die Regierung dazu nur um den heißen Brei herumredete, | |
verpflichteten sich Hunderte von britischen Unternehmen, armen Kindern in | |
den Ferien Essen bereitzustellen. Somit in die Ecke getrieben, meldete sich | |
Johnson damals zu Wort und versprach, dass seine Regierung keine Kinder | |
hungern lassen werde. | |
## Rashford als Feind? Keine gute Idee | |
Johnson wusste, dass er es sich nicht leisten kann, sich Rashford zum Feind | |
zu machen: Schon im Juni hatte der Fußballer für [2][Lebensmittelcoupons | |
zur Ernährung armer Kinder] während der Schulschließungen im | |
Corona-Lockdown gesorgt. Rashford erhielt Anfang Oktober dafür einen | |
Verdienstorden der Queen. | |
Mit seinen Umfragewerten derzeit auf einem Tiefpunkt, nachdem Johnson über | |
England vergangene Woche einen erneuten einmonatigen Lockdown auf Basis von | |
nicht mehr aktuellen Todesfallprognosen ausrief – manche, vor allem vom | |
rechten Flügel der Konservativen, halten das für mit Tony Blairs falschem | |
Irakkriegsdossier vergleichbar –, ringen der Premier und seine Regierung um | |
Popularität. | |
Zuerst verlängerte er das Kurzarbeitprogramm für Arbeitnehmer*innen, das | |
ursprünglich Ende Oktober hätte auslaufen sollen und dann auf Dezember | |
verlängert wurde, bis März 2021 und setzte sich damit gegen seinen | |
beliebten Finanzminiser Rishi Sunak durch. Dann gab er den Forderungen des | |
Fußballers Rashford nach. | |
Johnson erzählte Rashford, laut dem Fußballer „in einem guten Gespräch,“ | |
dass die Regierung nun umgerechnet 188 Millionen Euro bereitstelle, um in | |
den nächsten vier Monaten, also über die Winterferien, gegen den Hunger | |
armer Kinder vorzugehen. Obendrauf habe er Johnsons Wort dafür, dass mit | |
umgerechnet 240 Millionen Euro 1,7 Millionen Kindern geholfen werden soll, | |
die zwar in verarmten Verhältnissen aufwachsen, jedoch nicht arm genug | |
sind, um vom Staat Essensbeihilfen zu bekommen. | |
Mit dem Geld soll vor allen ein Ferienprogramm mit Mahlzeiten unterstützt | |
werden. Dazu kommen noch knapp 18 Millionen Euro extra Unterstützung für | |
Lebensmitteltafeln. | |
Trotz seines erneuten politischen Erfolgs gibt sich Rashford mit den | |
Ergebnissen seiner Kampagne bescheiden. „Ich dankte Johnson im Namen der | |
betroffenen Familien, weil ich mir hundert Prozent sicher bin, dass sie ihm | |
danken würden, wenn sie es könnten“, sagte er mit einer fast verlegenen | |
Stimme. „Ich möchte, dass kein Kind das erleben muss, was mir widerfuhr, | |
und keine Eltern das durchstehen müssen, was meine Mutter durchmachte.“ | |
8 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn | |
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