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# taz.de -- Missglückte Aktion von Umweltschützern: Fliegen mit Air Greenpeace
> Inzwischen ist der Sport mit Aktionen, Slogans und Gesten des Guten
> überfrachtet. Eine Entpolitisierung ergibt durchaus Sinn.
Bild: Landung in München: Greenpeace-Aktivist verbreitet Botschaft – und ver…
Neuerdings etablieren sich Protestformen, bei denen die Aktivistinnen, also
die Gutis, nur noch offene Türen einrennen, aber in der Öffentlichkeit und
vor allem in der twitteristischen Welt so tun, als hätten sie meterdicke
Wände durchbrochen. In diese Kategorie des sozial und medial erwünschten
Pseudoprotests, eines Phishing for Lob gehört auch die [1][verunglückte
Greenpeace-Flugeinlage], bei der eine Person schwer am Kopf verletzt wurde.
Viele Zuschauer konnten die Aktion gar nicht zuordnen, denn wer im Rund
wusste schon, ob sie nicht direkt in der Marketingabteilung der Uefa
ersonnen wurde – zur Unterhaltung, fürs gute Gewissen oder die höhere
Moral. Denn mal ehrlich: So sehr unterscheidet sich der attackierte
VW-Konzern doch gar nicht mehr von den Zielen einer Umweltorganisation wie
Greenpeace.
Die Wolfsburger stellen gerade ihren Fuhrpark so radikal auf Elektro um,
dass einem potenziellen Dieselkäufer ganz anders wird und er schon mal auf
Vorrat alte Technik kauft, weil er dem postmodernen Mobilitätsversprechen
misstraut. In den EM-Stadien bewirbt VW auf den Banden ein reines E-Auto,
und das kleine VW-Mobil, das zu Beginn der EM einen Ball in den Mittelkreis
fuhr, das lief auch stramm elektrisch (Wo ist es eigentlich geblieben?).
## Greenpeace schwingt den Taktstock
Greenpeace und VW stehen sich nicht mehr unversöhnlich gegenüber, nein,
[2][Konzernchef Herbert Diess hat mehr als ein Ohr am Zeitgeist], weswegen
er nach einer anderen Greenpeace-Aktion – man klaute im Hamburger Hafen
Hunderte VW-Schlüssel von Verbrennern – nicht Strafanzeige stellte, sondern
den Diebstahl als förderlichen Beitrag in die Klimadebatte einreihte.
Greenpeace gibt heute mehr oder weniger den Takt vor, nach dem Vorstände
der Old Economy marschieren, weswegen die Flugeinlage von München
bestenfalls einen folkloristischen Touch hatte.
Die Zuschauer im Münchner EM-Stadion waren auf Fußball geeicht, nicht auf
politischen Aktivismus, und doch müssen Sportfans in den vergangenen Jahren
eine immer höhere Dosis an wohlfeiler Politprosa ertragen. Vieles ist gut
gemeint, kommt aber im Stil erzieherischer Dauerbeschallung daher und
schließt darüber hinaus ein Sportpublikum aus, das sich eher nicht über
eine Mitgliedschaft bei den Grünen definiert. Es war eine Zeit lang
geboten, den Sport im progressiven Sinne zu politisieren – zu rüde war der
Ton auf den Tribünen –, mittlerweile ist eher das Gegenteil vonnöten: eine
Entpolitisierung des Sports.
Die politischen Schlachten mögen besser anderswo geschlagen werden, in den
Parlamenten und Rederunden. Es gibt, auch wenn das für viele
Politaktivisten eine Zumutung ist, ein Recht des gestressten Zeitgenossen
auf Sport. Ohne Gedöns und Agitprop. Die Welt ist ohnehin voll davon.
16 Jun 2021
## LINKS
[1] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/fussball-em-frankreich-deutschland-…
[2] https://www.wiwo.de/technologie/mobilitaet/e-mobility/vw-power-day-die-batt…
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
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Protest
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Fußball
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Verkehrswende
Mesut Özil
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