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# taz.de -- Die deutsche Elf vor dem EM-Start: Und wo ist die Idee?
> Das DFB-Team geht mit einem starken Kader in das letzte Turnier von
> Joachim Löw. Für welchen Fußball sein Team steht, weiß keiner so ganz
> genau.
Bild: Vor dem Abgang: Bundestrainer Joachim Löw und die Seinen
Berlin taz | Natürlich werden die Deutschen Europameister. Bei dem Kader!
Acht Spieler des FC Bayern München, drei Kicker des FC Chelsea. Allein mit
Siegern der vergangenen zwei Champions-League-Saisons ließe sich eine ganz
Mannschaft bestücken. Und dann ist da ja noch der formidable İlkay
Gündoğan, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass Manchester City
Meister in England geworden ist. Mats Hummels darf wieder mittun. Und Toni
Kross, der schon vier Mal die Champions League gewonnen hat, öfter als
Juventus Turin oder Manchester United, ist gewiss auch kein schlechter.
Also was soll schon passieren?
Natürlich werden die Deutschen nicht Europameister. Sie wissen ja noch
nicht einmal, wie sie spielen wollen. Es gibt keine Idee. Besser: Joachim
Löw hat so viele Ideen, dass er sich in den drei Jahren seit dem
[1][blamablen Vorrundenaus bei der Weltmeisterschaft] in Russland auf keine
dieser Ideen konzentriert hat. Dreierkette in der Abwehr? Viererkette?
Grundsatzfragen der Spielausrichtung beantwortet der Bundestrainer mit
einem eindeutigen: eigentlich egal.
„Ob Dreier- oder Viererkette“, erklärte er vor dem Testspiel am vergangenen
Montag gegen Lettland, „eigentlich bleiben die Prinzipien völlig gleich und
die Raumaufteilung muss gleich sein“. Ob man also mit Außenspielern die
Seitenlinien beackert oder im Mittelfeld Platz für kreative Spieler
schafft, ist demnach wurscht. Hmm. Das kann doch nichts werden.
## Kreatives Potenzial
Apropos Mittelfeld. Klar, mit diesem kreativen Potenzial müssen die
Deutschen um den Titel spielen. Links Kai Havertz, den auch mal Leroy Sané
ersetzen könnte, rechts der nach der WM aussortierte Rückkehrer Thomas
Müller. In der Mitte dann noch Kroos, Gündoğan und der nimmermüde Motor des
FC Bayern München, Joshua Kimmich. Dann ist da noch Leon Goretzka. Wenn der
nach seiner Verletzung wieder fit ist, müsste man glatt noch einen Platz im
Mittelfeld freimachen, um Timo Werner und Serge Gnabry in der Spitze mit
Pässen beliefern zu können. Das muss ja etwas werden. Kicken können sie nun
wirklich, die Deutschen.
Aber nein, so wird das nichts. Vielleicht gegen Ungarn. Aber gegen die
anderen Gruppengegner Frankreich und Portugal? So viele Plätze sind ja
nicht frei in so einem Mittelfeld. Und wieder fehlt eine Idee. Es könnte
kommen, wie so oft in den vergangenen Jahren: Am Ende spielen die, die
irgendwie schon immer gespielt haben. Gut möglich, dass Kroos und Gündoğan
einfach auf den Platz gestellt werden, weil man sich an sie gewöhnt hat.
Dass sie beim schmachvollen [2][0:6-Nations-League-Desaster gegen Spanien]
in der Arbeit nach hinten nicht gerade überzeugt haben, was soll’s? Und
Kimmich, der das Spiel der Gegner abfangen kann und das Spiel der eigenen
Mannschaft so trefflich zu eröffnen weiß, der muss dann eben raus auf die
rechte Seite. Da hat er zwar schon oft gespielt, aber so richtig gerne
macht er es nicht. Wäre es nicht Aufgabe des Bundestrainers gewesen,
jemanden für diese Position aufzubauen. Der Wolfsburger Ridle Baku soll ja
ganz gut sein. Nicht nur beim jüngsten EM-Triumph der U21 ist er positiv
aufgefallen.
Von Neuaufbau war sowieso viel die Rede seit dem 2018er Debakel. Gewagt hat
ihn Joachim Löw nicht wirklich. Das jeweils nächste Turnier hat die Arbeit
dominiert. Die Nations League, noch einmal die Nations League und dann die
Europameisterschaft. Immer ging es um den schnellen Erfolg. Eine Mannschaft
etwa für die Heim-EM in vier Jahren aufzubauen, das ist Löw [3][nicht
wirklich angegangen]. Und nach dem Turnier geht er.
Das immerhin scheint zu einer gewissen Lockerheit im Team beizutragen. Von
der arroganten Grundhaltung des Titelverteidigers, mit der das Team in die
WM nach Russland gereist war, ist nichts mehr zu spüren. Nun ja, wer ein
WM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien verliert, der sollte sich
zusammenreißen. Jetzt gilt es einen netten Abschied für Joachim Löw, der
die Nationalmannschaft seit 2006 trainiert, zu gestalten. Vielleicht geht
das ja ohne Idee, weil alle irgendwie Lust darauf haben – auch die zunächst
aussortierten Weltmeister Müller und Mats Hummels. Und vielleicht spielt es
sich ohne Idee besser, wenn hinterher mit Hansi Flick eh ein anderer mit
anderen Vorstellungen kommt.
10 Jun 2021
## LINKS
[1] /Kommentar-Deutsche-Elf-in-Russland/!5516750
[2] /Debakel-der-Nationalelf-gegen-Spanien/!5725609
[3] /Loew-gibt-EM-Kader-bekannt/!5767945
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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Deutscher Fußballbund (DFB)
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Fußball
Hansi Flick
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