| # taz.de -- Coronakrise und die Lichtspieltheater: Schwarze Leinwand | |
| > Die Filmplakate hängen noch. Doch egal ob Blockbuster oder | |
| > Anspruchsvolles – nichts geht mehr im Kino. Eine Branche kämpft ums | |
| > Überleben. | |
| Bild: Tote Hose: Kinosaal des fsk in Berklin-Kreuzberg | |
| [1][Und morgen die ganze Welt]“ – der Titel klingt wie eine ferne | |
| Erinnerung an eine andere Zeit. Eine Zeit, als das Träumen noch geholfen | |
| hat. Eine Zeit, in der uns die Welt offenstand. Eine Zeit, in der die Kinos | |
| geöffnet waren und Filme wie dieser ihr Publikum fanden. Genau vier Tage | |
| durfte der Ende Oktober gestartete Film der Regisseurin Julia von Heinz | |
| laufen. „Dann war Schluss“, erinnert sich Barbara Suhren, Mitbetreiberin | |
| des Programmkinos fsk in Berlin-Kreuzberg. Der zweite Lockdown hatte die | |
| Kinos kalt erwischt. Im schmalen Eingangsbereich mit den Fenstern zur | |
| Straße, durch die an diesem Wintertag das Tageslicht fällt, hängen noch die | |
| Plakate der zuletzt gezeigten Streifen: „Oeconomia“, „Bohnenstange“, | |
| „Schwesterlein“. | |
| Das [2][fsk] zeigt anspruchsvolles Arthouse-Kino. Schulklassen, die kämen, | |
| um einen Film in englischer, spanischer oder französischer Originalversion | |
| zu sehen, fragten oft, erzählt Suhren, „ob wir überhaupt ein richtiges Kino | |
| sind“. Ein schmuckloser Bau, in dem vorher ein Möbelgeschäft untergebracht | |
| war, mit zwei kleinen Kinosälen à 100 bzw. 57 Plätzen. Der Name „fsk“ ge… | |
| übrigens auf die Anfänge des Kinokollektivs als „Flugzeugsesselkino“ | |
| zurück. Die Flugzeugsitze sind längst bequemen Polstersesseln gewichen. | |
| Viel ist in diesen Monaten vom Kinosterben die Rede. Denn Kino ist nicht | |
| nur Film und Kultur, sondern auch Privatwirtschaft und eine Industrie, die | |
| international daniederliegt. Einen Besucherrückgang um etwa 70 Prozent | |
| vermeldet der Hauptverband Deutscher Filmtheater für das Jahr 2020. Anders | |
| als die kommunalen Kinos erhalten Programmkinos keine institutionelle | |
| Förderung, und anders als die großen Kinoketten und -center haben sie kaum | |
| Werbeeinnahmen. Trifft es also die kleinen Kinos besonders hart und zuerst? | |
| Das lässt sich so nicht sagen. „Wir kommen bisher ganz gut über die | |
| Runden“, sagt Barbara Suhren, die, in schwarzer Fleecejacke und die Haare | |
| zum Zopf gebunden, an einem kleinen Tisch im Foyer sitzt. „Vielleicht weil | |
| wir mehr auf Selbstausbeutung beruhen“, sagt sie gelassen. Gelegentlich | |
| huscht ein Handwerker im Blaumann vorbei, die Fassade wird gerade neu | |
| gedämmt, ermöglicht durch das „Zukunftsprogramm Kino“, das die Kosten zu … | |
| Prozent bezuschusst. | |
| Das fsk konnte im Frühjahr die Soforthilfe I mit 15.000 Euro in Anspruch | |
| nehmen; und es gab eine Sonderausschüttung von 10.000 Euro der Beauftragten | |
| für Kultur und Medien sowie eine Verdopplung der Preisgelder für die | |
| Programmkinos, die vom Medienboard Berlin-Brandenburg vergeben werden. Auch | |
| der Vermieter gewähre einen Nachlass, lobt Suhren. Sorgen bereitet ihr die | |
| Situation trotzdem. Bis Ende Februar kämen sie klar, sagt die | |
| Kinobetreiberin, die zu einem fünfköpfigen Kollektiv gehört, alle derzeit | |
| in Kurzarbeit. „Aber was kommt danach, ohne ein Winterpolster? Wie wird die | |
| Auslastung sein, wenn wir wieder öffnen dürfen?“ | |
| Im Sommer, ohnehin Sauregurkenzeit für Kinos, lief der Betrieb nur | |
| „schleppend“. Gut, dass es wenigstens [3][Christian Petzolds „Undine“] … | |
| für den Paula Beer den Silbernen Bären als beste Darstellerin erhielt. Auch | |
| das fsk, das Hauskino des Regisseurs, in dem es zur Premiere ein | |
| Filmgespräch gab. | |
| „Den kleinen Kinos geht es mit den Coronahilfen so schlecht nicht, wenn sie | |
| denn ankommen“, bestätigt Christian Berg, Kinobeauftragter des | |
| [4][Medienboards Berlin-Brandenburg], am Telefon. „Gott sei Dank musste | |
| bisher in Berlin kein Kino schließen.“ Dass das Colosseum im Stadtteil | |
| Prenzlauer Berg zugemacht hat, hat mit Verkaufsplänen des Besitzers zu tun, | |
| Ähnliches gilt für das Metropol in Stuttgart. Bundesweit sind laut | |
| [5][Hauptverband Deutscher Filmtheater] bislang sieben Kinoschließungen zu | |
| verzeichnen. Sorgen bereiten Christian Berg die Kinos auf dem Land. „Da | |
| geht es um kulturelle Grundversorgung.“ Doch auch die Cineplexe und großen | |
| Kinoketten sind bedroht. Berg bringt es auf eine einfache Formel: „Je | |
| größer das Unternehmen, desto höher die Belastung: mehr Miete und höhere | |
| Personalkosten.“ | |
| ## „Gefühlt sind wir seit einem Jahr geschlossen“ | |
| Günther Mertins, der in Berlin, im brandenburgischen Falkensee und in | |
| Dresden acht Kinos betreibt, kann dies bestätigen. „Gefühlt sind wir seit | |
| einem Jahr geschlossen“, sagt er am Telefon. „Man braucht starke Nerven und | |
| muss hoffen, dass die versprochenen Hilfsgelder auch kommen. Im Januar | |
| waren erst 30 Prozent der Anträge für die Novemberhilfe bearbeitet, die | |
| Dezemberhilfe ist noch in weiter Ferne. Die Frage ist, ob wir dann noch am | |
| Leben sind.“ Von seiner verbliebenen Belegschaft – 60 Festangestellte – | |
| befinden sich alle in Kurzarbeit. „Wir haben für 2021 wenigstens mit 50 | |
| Prozent der Einnahmen wie im Jahr 2019 gerechnet“, sagt Mertins, „2022 | |
| sollten es dann wieder 75 Prozent sein.“ Doch wenn die Wiedereröffnung | |
| weiter verschoben wird, stehen auch diese Zahlen auf zittrigen Beinen. | |
| Hat Mertins denn von den Hilfsmaßnahmen profitiert? Das | |
| Wirtschaftsministerium bot Soforthilfen und Überbrückungsgelder für kleine | |
| und mittlere Unternehmen, die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM), | |
| Monika Grütters, verkündete unentwegt Förderprogramme für die verschiedenen | |
| Kultursparten. Da gab es das Zukunftsprogramm Kino, Ausfallfonds, | |
| Programmkinopreise, Neustart Kultur – ein Haufen Programme, Regularien, bei | |
| denen Bund und Länder und sogar die EU mitreden dürfen. | |
| „Wir liegen genau zwischen den Programmen“, erklärt Kinobetreiber Mertins. | |
| „Bei den Programmkinopreisen haben wir uns nicht beworben, um den reinen | |
| Arthouse-Kinos nichts wegzunehmen. Wir decken schließlich den ganzen Markt | |
| ab.“ Außerdem seien bei den Hilfsgeldern zunächst die Standorte mit unter | |
| 50.000 Einwohnern und solche mit weniger als sechs Leinwänden bedacht | |
| worden – in Dresden hatten sie gerade den siebten Saal eröffnet. Auch die | |
| Investitionshilfen – für eine neue Lüftungsanlage oder einen breiteren | |
| Tresen – seien gut gemeint, erklärt Mertins und fragt: „Aber wenn ich doch | |
| nicht weiß, wie ich Löhne und Mieten zahlen soll? Was uns fehlt, ist | |
| Bargeld, Liquidität.“ | |
| Auch Mertins verhandelt mit den Vermietern, einige signalisierten | |
| Entgegenkommen. Seine Firma hat im Frühjahr die Überbrückungshilfe I in | |
| Anspruch genommen, dreimal 50.000 Euro. Das klingt nach viel. Aber nicht | |
| bei sechs Standorten, wo sechsmal Miete und sechsmal Personalkosten | |
| anfallen, erklärt Mertins. „Die 150.000 waren noch nicht mal der Strom.“ | |
| Nachfrage bei Christine Berg, Vorstandsvorsitzender des Hauptverbandes | |
| Deutscher Filmtheater, der 787 Kinos mit 3.200 Leinwänden vertritt – von | |
| kleinen Lichtspielhäusern bis hin zu den Multiplexen; die Arthouse-Kinos | |
| sind in der AG Kino organisiert. Wo liegt das Problem bei den Hilfen? Warum | |
| helfen sie nicht, wo sie helfen sollen? “Es gibt ein Ungleichgewicht in der | |
| Förderung“, erklärt Berg, die seit mehr als drei Jahrzehnten in der Branche | |
| ist. „Man wird nur als ein Unternehmen gesehen, egal wie viele Standorte | |
| und Kinosäle es betreibt.“ Der zweite neuralgische Punkt sei die Obergrenze | |
| der Beihilfen nach EU-Recht, die von jetzt 1 Million auf 4 Millionen Euro | |
| erhöht werden soll. | |
| ## Auch bei CineStar droht es eng zu werden | |
| Oliver Fock, Geschäftsführer von Deutschlands größter Kinokette CineStar, | |
| antwortet per E-Mail. 48 Standorte, 2.500 Mitarbeiter habe sein | |
| Unternehmen. „CineStar hat vom Bund bis jetzt überhaupt nur eine | |
| Abschlagszahlung von 50.000 Euro erhalten“, schreibt er. „Das sind für | |
| unser Unternehmen gerade mal 0,14 Prozent der angekündigten | |
| November-/Dezemberhilfen. CineStar konnte bisher nur eine Million Euro | |
| beantragen, und davon würden bewilligte Länderförderungen wieder | |
| abgezogen.“ Wenn die EU zustimme, könnten vom jetzigen Stand gesehen | |
| maximal 4 Millionen Euro beantragt werden. „Aber vier Millionen wären | |
| maximal zehn Prozent und keine 75 Prozent der Vorjahresumsätze.“ | |
| Stimmt, sagt Christine Berg vom Hauptverband Kino: Die versprochenen | |
| Überbrückungshilfen seien eine „Mogelpackung“ gewesen. „Dass 75 Prozent… | |
| Umsatzes vom November 2019 übernommen werden, stimmt einfach nicht.“ | |
| Insgesamt „sehen wir uns von der Politik gesehen“, sagt die | |
| Verbandschefin, „aber das reicht nicht.“ Erst sei den kleinen Kinos | |
| geholfen worden, nun kämen die mittleren und großen dran. „Wir | |
| unterscheiden nicht“, sagt Berg. „Ein kleines Kino hat die gleichen Sorgen | |
| wie ein großes.“ Ob Kinogroßbetreiber Oliver Fock dem zustimmen würde? | |
| „Uns ist bewusst, was für eine schwierige Aufgabe der Bund in dieser | |
| Pandemie zu stemmen hat“, schreibt Fock. „Aber maximal zehn Prozent | |
| Förderung sind zu wenig. Die Politik muss endlich ihre Zusagen einhalten | |
| und ALLE Kinos fördern.“ Fock drängt auf einen bundesweit einheitlichen | |
| Zeitpunkt zur Wiedereröffnung. Das müsse schon deswegen so sein, weil | |
| Filmstarts vorbereitet werden müssen. Acht Wochen Marketing für kleinere | |
| Filme, ein halbes Jahr für Blockbuster. Der neue Bond wurde auch deswegen | |
| schon auf Oktober 2021 verschoben. Die Kinos der britischen Cineworld haben | |
| den Betrieb eingestellt, die US-amerikanischen AMC Theatres, die weltweit | |
| größte Kinokette, stehen kurz vor der Insolvenz. Die Branche war schon vor | |
| Corona in der Krise, es scheint, dass die Pandemie diese beschleunigt hat. | |
| ## Der unsichtbare Teil der Branche | |
| Kinos sind nur der sichtbare Teil einer Branche, in der Filmproduktion, | |
| -förderung und -vertrieb eng zusammenhängen. Der unsichtbare Teil sind die | |
| Verleihfirmen. „Verleiharbeit ist schwieriger zu durchschauen und weniger | |
| sexy“, sagt Hans-Christian Boese, Geschäftsführer der [6][Piffl Medien] in | |
| Berlin. Unter den kleinen Verleihen ist er ein großer: drei Gesellschafter, | |
| sieben Festangestellte. | |
| „Wir sind immer in der Mittlerposition zwischen Kinos, Produktion und | |
| Marketing. Wir sind vorher dabei und hinterher lange dabei.“ Bei deutschen | |
| Produktionen steigt ein Verleih schon auf Drehbuchbasis ein, „ein | |
| Verleihvorvertrag ist inzwischen durch die Bank Voraussetzung“, erklärt | |
| Boese am Telefon. Der Verleih zahlt eine Garantiesumme vorab; ist der Film | |
| dann fertiggestellt, finanziert er auch die Werbekampagne, verhandelt | |
| mit den Kinos, plant die Zahl der Filmstarts. Bevor also auch nur eine | |
| Kinokarte verkauft ist, investiert ein Verleih viel Geld. „Die Mittel, die | |
| wir haben, sind aufgebraucht“, sagt Boese. | |
| Als vor elf Monaten der erste Lockdown kam, sollte eigentlich Christian | |
| Petzolds „Undine“ starten, alles war vorbereitet. „Deswegen konnten wir | |
| nach dem Lockdown mit ‚Undine‘ sofort loslegen“, erzählt Boese. „Aller… | |
| war es sehr schwierig, einen Bundesstart zu planen, weil die | |
| Wiedereröffnung der Kinos bundesweit uneinheitlich war. Es war riskant, | |
| aber alle haben mitgezogen.“ „Undine“ war für Piffl der einzige Film, der | |
| über den Sommer „relativ gut lief“, was auch damit zu tun habe, dass der | |
| Verleih zwei Freiluftkinos in Berlin betreibt. Deutschlandweit ging der | |
| Streifen mit mehr als 130 Kopien an den Start, weit mehr als sonst. „Wir | |
| hatten noch nie so viele ausverkaufte Kinos“, sagt Boese. Die | |
| Platzbeschränkung in den Kinos hat eben auch positive Effekte. | |
| Zurzeit liegen bei Piffl „Rosas Hochzeit“ von Iciar Bollain und „Martin | |
| Eden“ von Pietro Marcello auf Eis – eine spanische und eine italienische | |
| Produktion. Zweimal mussten die Filmstarts verschoben werden. | |
| „Internationale Produktionen sind für uns ohnehin ein Problem“, erklärt | |
| Boese, „weil wir, anders als bei deutschen Produktionen, dafür keine | |
| Förderung aus Deutschland bekommen.“ Die Verleihfirmen fielen damit auch | |
| weitgehend durch das Raster der Coronahilfsprogramme. Unfair? „Erstens | |
| können wir uns nicht darauf beschränken, nur deutsche Filme ins Programm zu | |
| nehmen“, sagt der Berliner Verleiher. „Zweitens zeigen auch Kinos | |
| internationale Produktionen; die bekommen aber Unterstützung.“ | |
| Zwar gab es im Sommer ein Verleihförderprogramm, das jedoch laut Boese „zu | |
| kurzsichtig“ gewesen sei. „Der Löwenanteil der Hilfsmittel ging an große | |
| Verleihe“, stellt er fest. „Es gab anteilig eine erhöhte Förderquote für | |
| große geplante Filmstarts.“ Für kleine Verleihe bedeutete dies: kleines | |
| Geld. Man sei inzwischen „in guten Gesprächen“ mit der Beauftragten für | |
| Kultur und Medien, sagt Boese, um ein eigenes Förderprogramm für die | |
| Verleihe auf die Beine zu stellen. Ob Verleih- oder Produktionsfirma – es | |
| ist ein Förder- und Paragrafendschungel. Kino hat nicht nur eine | |
| Schöpfungsgeschichte, sondern auch eine Verwertungskette, die an Fristen, | |
| Zahlen und Rechte geknüpft ist. Erst Kino, dann – nach sechs Monaten – | |
| Video- und DVD-Verwertung, nach 18 Monaten Fernsehausstrahlung – dann ist | |
| ein Film wiederum für Abo-Streamingdienste gesperrt. | |
| ## Im Frühjahr droht ein Filmstau | |
| Die Branche prognostiziert einen Filmstau für das Frühjahr: Filme, die | |
| nicht starten konnten oder gar neu entstanden sind. Denn Dreharbeiten | |
| dürfen – unter Einschränkungen – weiter stattfinden. Wann und wo die | |
| Ergebnisse gezeigt werden, ist eine andere Frage. „Wir schieben mehrere | |
| Filme vor uns her“, sagt Herbert Schwering von [7][Coin Film], einer | |
| Produktionsfirma in Köln. „Ein Jahr hatten wir große Unsicherheit. Denn | |
| wenn ein von uns produzierter Film nicht ins Kino kommt, der Förderung | |
| bekommen hat, müssen wir die Fördergelder zurückzahlen.“ 350.000 Euro hatte | |
| Coin Film für „[8][Baghdad in My Shadow]“ (Regie: Samir) vom Deutschen | |
| Filmförderfonds erhalten. Der ursprüngliche Verleih wurde insolvent, | |
| glücklicherweise fand sich ein neuer, der den Film im Sommer starten will. | |
| Das Gespräch findet pandemiebedingt per Zoom statt. Weiße Stühle, weißes | |
| Sofa, aber dunkelrosa Kissen sind zu sehen. Und ein Mann mit Mehrtagebart | |
| und Brille, der seit über 20 Jahren Filme „im europäischen Kontext“ | |
| produziert, Dokumentar- und Spielfilme, Serien. Mit „Monte Verità“ (Regie: | |
| Stefan Jäger) stemmt Coin Film derzeit ein 7-Millionen-Euro-Projekt. | |
| Ursprünglich sollte im April 2020 Drehbeginn sein, das alles verschob sich | |
| in den Sommer, erzählt Schwering. „Der Dreh konnte, wenn auch zeitlich | |
| knapp, dann ab Ende August stattfinden. Das hat uns gerettet.“ | |
| Zwei bis drei Filme produziert Coin Film im Durchschnitt pro Jahr, fünf | |
| Festangestellte gibt es. Ausfälle können sich kleinere Produktionsfirmen | |
| nicht leisten. Der Ausfallsfonds vom Bund kam spät – und wurde von Coin | |
| Film nicht mehr gebraucht. „BKM und Filmförderanstalt haben leider erst die | |
| Kinofrage geregelt“, moniert Schwering. Der Produzent konstatiert einen | |
| Wandel im Filmgeschäft: „Eine Konzentration im Markt war schon vorher zu | |
| spüren.“ Die Fernsehsender beteiligten sich kaum noch an Koproduktionen, | |
| junge Regietalente gingen direkt zu den Sendern. Das deutsche Publikum sei | |
| durch die deutsche Fernsehkultur geprägt. Meereskulissen und ein | |
| Kommissariat in Istanbul, aber keinerlei Einblick in den türkischen Alltag. | |
| „Was für eine Anmaßung“, sagt Schwering. „Stellen Sie sich mal vor, eine | |
| ausländische Produktion macht das mit Essen oder Köln!“ | |
| Dennoch versucht sich auch Coin Film an einer Miniserie für den WDR. 8-mal | |
| 10 Minuten. Titel: „Saubere Sache“, die Episoden spielen im Waschsalon. | |
| ## Das fsk versucht's mit Streaming | |
| Das fsk in Berlin versucht es in dieser Zeit mit einem eigenen | |
| Streamingangebot. „Das ist kein Modell, mit dem man sich finanzieren kann“, | |
| sagt Kinoleiterin Suhren. Aber eines, mit dem man den Kontakt zum Publikum | |
| hält. Natürlich bedeute Streaming eine Gefahr für die Kinoauswertung, sagt | |
| Suhren. „Alles ist gleichzeitig verfügbar, man muss keine Entscheidung | |
| treffen.“ Ein Film zu einer bestimmten Uhrzeit in einem Kino unserer Wahl | |
| ist etwas anderes. „Da gibt es keine Stop- oder Reverse-Taste“, sagt | |
| Christian Berg vom Medienboard Berlin-Brandenburg. „Es ist die Chance des | |
| Kinos, das als emotionales Erlebnis am Stück zu verkaufen.“ | |
| Für Barbara Suhren heißt das in Zukunft: „Mehr Programmarbeit, mehr | |
| kuratieren.“ Sie fügt hinzu: „Und mehr Previews oder Filmgespräche, die | |
| Leute mögen solche Events.“ Im großen Kinosaal des fsk sind noch die Sitze | |
| gekennzeichnet, wo Zuschauer sitzen durften. Der Zimmerspringbrunnen links | |
| der Leinwand ist abgeschaltet. Ein Einrichtungsgegenstand, der das fsk seit | |
| den Anfängen begleitet. „Der ist immer besser geworden“, sagt Suhren. Vom | |
| Babyplanschbecken zur geschmiedeten Feuerschale. Sie mache sich keine | |
| Sorgen, dass im Kino nichts mehr passiert. Gute Filme gebe es genug. | |
| 18 Feb 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://undmorgendieganzewelt-film.de/ | |
| [2] https://fsk-kino.peripherfilm.de/ | |
| [3] http://undine.piffl-medien.de/ | |
| [4] https://www.medienboard.de/ | |
| [5] https://www.hdf-kino.de/ | |
| [6] http://www.piffl-medien.de/ | |
| [7] https://www.coin-film.de/ | |
| [8] https://www.coin-film.de/filme/baghdad-in-my-shadow/ | |
| ## AUTOREN | |
| Sabine Seifert | |
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