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# taz.de -- Erhalt des historischen Kinos: Kampf um das Colosseum
> Seit der Schließung des Traditionskinos Colosseum in Pankow ist unklar,
> wie es damit weitergeht. Eine Genossenschaft könnte die Lösung sein.
Bild: Das Kino Colosseum im Jahr 2005, noch hell erleuchtet
Berlin taz | „Werden Sie alle Kinorebellen!“, ertönt es am Dienstagmorgen
durch ein Mikrofon vor dem Gebäude des Colosseums in Prenzlauer Berg. Im
Hintergrund erscheint die gräuliche Fassade des Gebäudes. Das Kino ist
historisch, sogar denkmalgeschützt. Aber die Fensterscheiben sind trüb und
die Filmplakate längst abgehängt.
1924 wurde das Traditionskino eröffnet, hat einen Weltkrieg und die DDR
überlebt und diente in Letzterer sogar als Premierenkino. Doch die
Coronapandemie ist ihm endgültig [1][zum Verhängnis geworden]: Am 14. März
2020 – als ein ganzes Land in den Lockdown ging – musste auch das Colosseum
seine Pforten schließen. Und wurde seitdem nicht mehr wiedereröffnet.
Die Initiative „Rettet das Colosseum“ will das Gebäude als Kino- und
Kulturstandort erhalten, sie befürchtet eine Umwandlung in einen
Bürokomplex. Eine Betreibergenossenschaft soll die Lösung sein. Zehn
ehrenamtliche Mitglieder zählt die Genossenschaft bisher, darunter der
ehemalige Kinoangestellte Michael Rieck und die örtliche SPD-Kandidatin für
das Berliner Abgeordnetenhaus, Linda Vierecke. „Wir kommen nicht mehr als
lose Interessenvertretung, sondern als ernstzunehmende juristische Person“,
sagt Mitgründerin Angelika Noss auf der Pressekonferenz am Dienstag.
Jeder und jede könne Mitglied werden und einen oder mehrere
Genossenschaftsanteile von je 150 Euro erwerben. „Im ersten Schritt wollen
wir mindestens 5.000 Mitgliedsanteile erwerben, um vor allem die kritische
Anfangsphase zu überstehen“, sagt Vierecke. Mit dem Geld möchte die
Genossenschaft zu Beginn Mitarbeiter bezahlen, Filme einkaufen und sich
unter anderem um Pacht, Versicherungen, Strom und die Gastronomie kümmern.
Die Mitglieder der Genossenschaft haben laut Michael Rieck ein klares
Konzept, wie der Kinobetrieb in Zukunft aussehen soll: mehr
Originalfassungen, ein Mix aus Arthouse und Mainstream sowie verschiedene
Themenabende. Außerdem wolle man nicht mehr nur auf die klassischen
Kinozeiten setzen, sondern auch Vormittagsveranstaltungen anbieten – unter
anderem für Theater, Kabarett, Lesungen und Musik. Mehr Sitzplätze im Foyer
sollen außerdem die Gastronomie wiederbeleben.
## Potentielle Käufer
Momentan kommen der Senat und das Hamburger Unternehmen Values Real Estate
als potenzielle Käufer des Colosseums infrage. Die Genossenschaft hofft auf
einen Ankauf des Kinogebäudes durch die Stadt und darauf, dass diese die
Genossenschaft als Betreibende einsetzt. Falls der Verkauf an den privaten
Hamburger Investor erfolgen sollte, will man laut Rieck aber dennoch Druck
machen, dass weiterhin „Kino und Kultur“ stattfindet.
Bisher hat es laut der Genossenschaft noch keine direkten Gespräche mit der
[2][Erbengemeinschaft Brauner,] der das Kino gehört, gegeben. „Wir haben
uns am Sonntagabend vor dem,Tatort' gegründet“, sagt Noss, „lassen Sie uns
nur noch etwas Zeit.“
21 Sep 2021
## LINKS
[1] /Kino-Colosseum-in-Berlin-soll-schliessen/!5693471
[2] /Demonstration-fuer-eine-Berliner-Kino/!5703085
## AUTOREN
Sara Guglielmino
## TAGS
Colosseum
Kinos
Kultur in Berlin
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Lesestück Recherche und Reportage
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