| # taz.de -- Wie schlau ist Berlin?: Sei smart, City! | |
| > Berlins Weg zur digitalisierten „Smart City“ wirft Fragen auf – für | |
| > Bürger*innen ebenso wie für die Politik: etwa, wem die gesammelten Daten | |
| > gehören. | |
| Bild: Laterne lädt E-Auto auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg | |
| Da spielen wir jetzt ein wenig Zukunftsmusik.“ Rene Wetzel steht neben | |
| einer Straßenlaterne auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg. Eigentlich | |
| wäre der Senior Manager heute im Homeoffice, aber für den Pressebesuch | |
| komme er gern auf den Campus, um das Start-up, für das er arbeitet, | |
| vorzustellen. „Mit Smart Charging lässt sich der Anteil erneuerbarer | |
| Energien deutlich erhöhen“, fährt der lässig gekleidete Wetzel hörbar | |
| begeistert fort. | |
| Die Laterne, neben der Wetzel steht, ist der eigentliche Mittelpunkt der | |
| Präsentation: Etwa auf Hüfthöhe ragt aus dem Mast ein Ladekabel hervor, | |
| dessen anderes Ende in einem Elektroauto steckt. Ubitricity, so heißt das | |
| Start-up, für das Wetzel arbeitet, und baut Straßenlaternen zu | |
| Ladestationen für Elektro-Autos um. | |
| Wetzel und seine Mitstreiter*innen wollen nicht nur E-Mobilität attraktiver | |
| machen, indem sie mit minimalem Aufwand flächendeckend Ladestationen | |
| verfügbar machen. Sie wollen auch dazu beitragen, die Idee einer „grünen“ | |
| Stadt zu verwirklichen, die ausschließlich mit erneuerbaren Energien | |
| betrieben wird. | |
| Das Problem bei Solar- und Windenergie sei vor allem die Unregelmäßigkeit | |
| bei deren Erzeugung, erklärt Wetzel: Wie viel Strom gerade zur Verfügung | |
| steht, hängt eben davon ab, ob der Wind weht oder die Sonne scheint. Viele | |
| Elektroautos, die den längsten Teil des Tages geparkt herumstehen, könnten | |
| durch intelligentes Laden diese Unregelmäßigkeiten ausgleichen und so die | |
| Netzspannung konstant halten – smarte Technologie. | |
| „Das Stromnetz kommuniziert mit dem Auto“, erklärt Wetzel und macht damit | |
| deutlich, was er mit „Zukunftsmusik“ meint. Ein Algorithmus bestimme anhand | |
| des Ladestands, des Strompreises und des zu erwartenden Nutzungsverhaltens, | |
| ob und wie viel Strom das Auto lädt. „Es wäre sogar denkbar, dass die Autos | |
| Strom wieder zurück ins Netz einspeisen“, erklärt Wetzel: wenn zum Beispiel | |
| gerade Flaute ist und weniger Strom erzeugt wird als benötigt. Das smarte | |
| Auto wisse dann anhand gesammelter Daten von selbst, wann eine*e Nutzer*in | |
| wieder fahren will und wie viel Batterieleistung dafür benötigt werde, | |
| erläutert Wetzel die Vision des Start-ups. | |
| Zukunftsmusik wird auf dem Euref-Campus nicht nur bei Ubitricity gespielt. | |
| Das „Europäische Energieforum“, so der volle Name, ist einer von elf | |
| ausgewiesenen „Zukunftsorten“ Berlins. Auf dem 5,5 Hektar großen Areal rund | |
| um das ikonische Gasomete-Gebäude arbeiten und forschen 150 Unternehmen mit | |
| rund 3.500 Mitarbeitenden an ihrer Version der „Stadt von Morgen“. | |
| Der Campus selbst ist dabei eine Art Testlabor für Smart-City-Technologien: | |
| Bis vor Kurzem fuhren hier noch autonom fahrende Busse und Autos, die sich | |
| selbstständig auf induktiven Ladestationen kabellos geladen haben. Die | |
| Testphase ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. An den aufgeräumten | |
| Fassaden der modernen Bürogebäude, die rund um das Gasometer Platz für | |
| Start-ups und etablierte Großunternehmen bieten, hängen durchsichtige | |
| Röhren mit grünlich schimmerndem Wasser, in denen essbare Algen gezüchtet | |
| werden. Auf den Dächern produzieren Photovoltaikanlagen Strom für die | |
| vielen elektrischen Autos auf dem Gelände. | |
| Im Idealfall sind die erprobten Technologien dann bereit für den Einsatz | |
| auf größerem Feld: „Wir freuen uns, wenn etwas im Stadtgebiet Anwendung | |
| findet“, sagt Euref-Vorstand Karin Teichmann während einer | |
| Präsentationstour über den Campus. | |
| Die verheißungsvolle Smart City, sie wird hier ein wenig greifbar. Der | |
| Trendbegriff hat zwar etwas an Strahlkraft verloren, geistert aber immer | |
| noch durch Berlins Stadtpolitik, Zivilgesellschaft und nicht zuletzt | |
| aufstrebende Digitalwirtschaft. Ursprünglich vom IT-Riesen IBM als | |
| Marketingbegriff entwickelt, kann Smart City fast alles sein, was sich in | |
| der Schnittmenge zwischen städtischem Raum und Digitalisierung befindet. | |
| Der Markt für Smart-City-Produkte wie Echtzeit-Verkehrsregulation oder | |
| intelligente Müllentsorgung boomt. So sagt der Verband für | |
| Internetwirtschaft Eco in einer Studie für das Jahr 2022 einen Umsatz von | |
| 43 Milliarden Euro voraus bei einem jährlichen Wachstum von über 16 Prozent | |
| – und das allein in Deutschland. Das Marktforschungsunternehmen Frost & | |
| Sullivan prognostiziert ein Anstieg des Umsatzvolumens des globalen Marktes | |
| auf 2 Billionen US-Dollar bis 2025. | |
| Ein lukratives Geschäft, auch für den komplett privaten Euref-Campus. „Wir | |
| haben nie Fördergelder bekommen“ erklärt Managerin Teichmann stolz, „das | |
| Ganze ist auch profitabel, obwohl die entwickelten Lösungen bezahlbar | |
| sind.“ | |
| Angesichts solcher Gewinnaussichten ist es nicht verwunderlich, dass die | |
| Privatwirtschaft bislang als eine der größten Treiberinnen der | |
| Digitalisierung in Städten auftritt. Smart City wurde vom Marketingbegriff | |
| zur eigenständigen Erzählung, die immer wieder in Hochglanzbroschüren und | |
| auf Smart-City-Konferenzen erzählt wird. Ausgangspunkt dieser Erzählung ist | |
| der Trend, dass weltweit immer mehr Menschen in Städte ziehen. Das rasante | |
| Wachstum bringt Probleme mit sich, die nur mittels Effizienzsteigerung | |
| durch digitale und smarte Technologien gelöst werden können. Gleichzeitig | |
| bedeutet die Verlagerung in die Städte, dass die wichtigsten Fragen der | |
| Menschheit dort entschieden werden. | |
| Im Jahr 2050 würden voraussichtlich noch 2,5 Milliarden mehr Menschen in | |
| Städten leben, prophezeite Siemensvorstand Cedrik Neike Anfang September | |
| bei der Wirtschaftskonferenz Urban-Tech-Summit in Spandau. „Was heißt das | |
| für Energie, für Verkehr und für den CO2-Ausstoß? Das ist eine der größten | |
| Fragen, die wir uns heute stellen müssen“, so Neike. | |
| Und praktischerweise brachte Siemens die richtigen Antworten auf diese | |
| Fragen gleich mit. Realisieren will der Großkonzern sie in dem geplanten | |
| smarten Stadtquartier Siemensstadt 2.0: hocheffiziente, mit Sensoren | |
| ausgestattete Gebäude, neue Verkehrskonzepte, digitalisierte Industrie. | |
| Der Berliner Forscher und Publizist Evgeny Morozov, der sich mit dem | |
| Digitalkapitalismus auseinandersetzt, hält das Smart-City-Narrativ für eine | |
| Wiederkehr altbekannter naiver Technikgläubigkeit. „Lässt man alle Politik | |
| beiseite […], zelebrieren diese Erzählungen den unaufhaltbaren Siegeszug | |
| des Fortschritts und der Innovation, massiv beschleunigt durch die | |
| Genialität und den Erfindungsgeist des privaten Sektors“, so Morozov in der | |
| Studie „Rethinking Smart Cities“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Dass dies | |
| schon bei etlichen utopischen Visionen der Vergangenheit nicht geklappt | |
| hat, bleibe in den Smart-City-Broschüren aber unerwähnt. | |
| Die Rolle der Stadtverwaltungen in dieser zutiefst neoliberalen | |
| Smart-City-Erzählung ist es vor allem, für gute Bedingungen für die | |
| Unternehmen zu sorgen – den Rest erledigt der Entrepreneurgeist sozusagen | |
| von alleine. | |
| Dementsprechend liest sich Berlins erste Smart-City-Strategie, die vor fünf | |
| Jahren vom damals noch schwarz-roten Senat entwickelt wurde, vor allem als | |
| Versuch, Berlin für die Digitalbranche attraktiver zu machen: Ein | |
| Smart-City-Konzept biete zusätzliche Impulse, „sich im internationalen | |
| Wettbewerb angesichts von Urbanisierung, Globalisierung und Digitalisierung | |
| zu profilieren“, heißt es dort, „zugleich erschließt sich hier ein | |
| potenzieller Markt für spezifische Lösungen und Technologien.“ | |
| „Die Strategie ist Schrott“, kritisiert Katalin Gennburg, die Sprecherin | |
| für Smart City der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, scharf. „Smart City | |
| wird dabei vor allem als Wirtschaftsförderung gedacht.“ Dabei folge die | |
| Strategie dem Prinzip der „unternehmerischen Stadt“, das die Städte in | |
| einem Wettkampf um die Ansiedlung von Tech-Kapital sehe. | |
| Dass Berlin mit seinem alternativen Flair schon vor den Bemühungen des | |
| Senats attraktiv für Start-ups war, beweist der lange vor dem | |
| Smart-City-Hype gegründete Euref-Campus. | |
| „Die Ansiedlung von Start-ups ist unser Erfolgsmodell“, erklärt | |
| Euref-Vorstand Teichmann bei einem Kaffee in einem der Restaurants auf dem | |
| Gelände. „Es gibt hier viele Orte für Begegnungen und informellen | |
| Austausch.“ Damit Start-ups gedeihen können, brauchen sie die richtige | |
| Umgebung, ein so genanntes „Ökosystem“ aus etablierten Großunternehmen, | |
| Forschungsinstitutionen, anderen Start-ups und Wagniskapital – und eine | |
| lebenswerte Umgebung, die junge, gut ausgebildete Fachkräfte anzieht. In | |
| den „Zukunftsorten“, die bisher einen großen Teil von Berlins | |
| Smart-City-Bemühungen ausgemacht haben, sollen all diese Faktoren | |
| ermöglicht werden. | |
| So soll, vermutlich mit Euref als Blaupause, auf dem stillgelegten | |
| Flughafen Tegel die „Urban Tech Republic“ entstehen: ein Smart-City-Campus, | |
| der Forschung, Arbeiten und Wohnen kombiniert. In Spandau will Siemens, vom | |
| Senat mit Millionenanreizen hofiert, seinen alten Produktionsstandort | |
| Siemensstadt zum Smart-City-Campus ausbauen. Gerade private Großprojekte | |
| wie Siemensstadt 2.0 sieht Gennburg kritisch: „Tech-Konzerne wollen sich | |
| dabei vor allem öffentlichen Raum aneignen und kapitalisieren.“ | |
| Dass Tech-Unternehmen nicht nur als Heilsbringer für die Probleme | |
| wachsender Städte gesehen werden, zeigen die Proteste gegen den dann | |
| gescheiterten Google-Campus in Kreuzberg vor zwei Jahren und gegen den | |
| geplanten „Amazon-Tower“ in Friedrichshain. Aktivist*innen fürchten, das | |
| die gut bezahlten Tech-Jobs auch die Mieten weiter in die Höhe treiben | |
| werden. Angestammte Bewohner*innen und Geschäfte würden aus den Kiezen | |
| verdrängt. | |
| Doch nicht nur die Angst vor Gentrifizierung bringt Gegner*innen auf die | |
| Barrikaden, sondern auch das unternehmerische Verständnis von „Smartness“, | |
| das der Vision zugrunde liegt. „Das ist eine Digitalisierung von oben, die | |
| eine reine Konsumorientierung hat“, kritisiert Gennburg. In erster Linie | |
| ginge es dabei um Technologieverkauf, die versprochene Effizienzsteigerung | |
| und der Nachhaltigkeitsgewinn würden dabei selten erreicht. | |
| Generell müsse man sich die Frage stellen, ob Digitalisierung überall | |
| notwendig sei: „Es macht keinen Sinn, die ganze Stadt mit technischen | |
| Artefakten vollzuknallen“, so Gennburg. Selbstfahrende elektrische Autos | |
| seien zwar schwer im Trend, würden aber kaum Verkehrsprobleme lösen. Der | |
| Nachhaltigkeitsgewinn sei bei solchen Lösungen oft nur minimal, besonders | |
| wenn man den hohen Ressourcenverbrauch durch Sensoren, Serverkapazitäten, | |
| Akkus und IT-Technik mit einbeziehe. | |
| „Die Frage ist, wessen Bedürfnisse hier befriedigt werden und wer diese | |
| Bedürfnisse ermittelt“, sagt auch Elizabeth Calderón Lüning, die am | |
| Berliner „Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft“ zum Thema | |
| Digitale Souveränität und Ungleichheit forscht. „Wenn das Problem | |
| Verkehrswende heißt, lautet die Antwort eher Fahrradweg- und ÖPNV-Ausbau, | |
| nicht E-Scooter oder selbstfahrende Autos“, so Calderón Lüning. | |
| Die Allgegenwärtigkeit Daten sammelnder Sensoren im öffentlichen Raum wird | |
| auch aus datenschutzrechtlichen Gründen zum Problem. „Die Gefahr des | |
| Missbrauchs und der Zweckentfremdung von Daten gibt es immer, vor allem | |
| wenn private Unternehmen involviert sind, weil hier Transparenz und | |
| Rechenschaft schwerer zu fordern sind“, befürchtet Calderón Lüning. | |
| Im digitalen Kapitalismus sind Daten nicht nur Mittel, um den Kunden | |
| Services bereitzustellen, sondern auch eine unverzichtbare Ressource, die – | |
| zum Beispiel in Form von personalisierter Werbung – in Profit umgewandelt | |
| werden kann. Gleichzeitig sind Daten die Basis für selbstlernende | |
| Algorithmen und künstliche Intelligenz, welche die Grundlage vieler | |
| Smart-City-Lösungen bilden. Wer den Zugang zu den meisten Daten hat, hat | |
| den größten Vorsprung gegenüber seinen Konkurrenten. | |
| Plattformen wie Airbnb und Uber oder auch E-Scooter-Anbieter sammelten | |
| bereits Unmengen an Daten über ihre Nutzer*innen, so Calderón Lüning. Was | |
| sie dann damit machten, sei unklar. Die europäische Datenschutzverordnung | |
| DSGVO reiche nicht aus, um vor Missbrauch zu schützen, und schiebe die | |
| Verantwortung oft auf das Individuum. | |
| ## Die Aufgabe der Politik | |
| Auch Ubicitricitys Smart-Charging-Konzept würde darauf hinauslaufen, dass | |
| Laternen, Autos und auch die Smartphones der Nutzer*innen permanent Daten | |
| sammeln und auswerten, um möglichst genau die Entwicklungen des | |
| Strompreises und das Nutzungsverhalten der Kund*innen vorherzusagen. Die | |
| Digitalisierung des städtischen Raums in geregelte Bahnen zu lenken sei | |
| daher Aufgabe der Politik, fordert Calderón Lüning: „Berlin muss Gestalter | |
| von Digitalisierung werden.“ | |
| Auch im Berliner Senat setzt sich mittlerweile die Überzeugung durch, sich | |
| in Sachen Digitalisierung nicht nur auf die Privatwirtschaft zu verlassen. | |
| „Die alte Smart-City-Strategie ist mehr als überarbeitungsbedürftig“, sagt | |
| Frank Nägele, Staatssekretär für Verwaltungs- und | |
| Infrastrukturmodernisierung in der Senatskanzlei. Vor allem würde es an | |
| partizipativen Ansätzen für Bürger*innen und Zivilgesellschaft fehlen. | |
| Nägele verspricht, dass die Ausarbeitung einer neuen Strategie noch in | |
| dieser Legislaturperiode erfolgen soll. | |
| Calderón Lüning, die auch im zivilgesellschaftlichen Bündnis „Digitales | |
| Berlin“ aktiv ist, fordert, dass sowohl die Strategieerstellung als auch | |
| die Projekte mit institutioneller Beteiligung der Zivilgesellschaft | |
| erfolgen sollen: „Digitalisierung betrifft alle, auch die, die nicht | |
| digital unterwegs sind.“ Durch frühe Beteiligung von Bürger*innen und | |
| Zivilgesellschaft könnten Problemlagen erkannt werden. „Bevor wir Lösungen | |
| anbieten, müssen wir erst einmal herausfinden, was wir brauchen“, so | |
| Calderón Lüning. Die Zivilgesellschaft strebt eine „Digitalisierung von | |
| unten“ an, die Smart City neu versteht. | |
| ## Partizipative Ansätze | |
| „Für mich ist Smart City eine Stadtgesellschaft, die sich selber besser | |
| organisiert“, erklärt Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der | |
| Technologiestiftung Berlin, gegenüber der taz. Die Stiftung hat im | |
| vergangenen Jahr mit Förderung des Senats das Innovationslabor CityLab am | |
| Platz der Luftbrücke eröffnet – heute das Aushängeschild des Senats für | |
| partizipativere Smart-City- Ansätze. | |
| Das CityLab veranstaltet regelmäßig Workshops und | |
| Diskussionsveranstaltungen, bietet Raum für Start-ups und jeden, der eine | |
| Idee hat und gern ein Projekt umsetzten möchte. Zu den Vorzeigeprojekten | |
| gehört etwa die App „Gieß den Kiez“, die basierend auf den Daten des | |
| Baumkatasters die Berliner Stadtbäume visualisiert und ihren Wasserbedarf | |
| berechnet. Nutzer*innen können Daten beisteuern, indem sie in der App | |
| vermerken, wann sie welchen Baum zuletzt gegossen haben. Der Quellcode ist | |
| offen, die Daten sind es auch. | |
| „Ein Kernziel des CityLabs ist Datensouveränität“, erklärt Zimmer. „Da… | |
| die in der Stadt erhoben werden, sollen auch in der Stadt verwendet | |
| werden.“ Derzeit sei es oft so, dass viele private Unternehmen die von | |
| ihnen gesammelten Daten nicht teilen würden. Ein Beispiel seien Anbieter | |
| von Leihfahrzeugen. Die Bewegungsdaten von E-Scootern und Leihfahrrädern | |
| könnten wertvolle Informationen für Verkehrsplaner*innen liefern, die sonst | |
| über umständliche Verfahren erhoben werden müssten. „Warum werden diese | |
| Daten nicht genutzt?“, kritisiert Zimmer. | |
| Besonders bei öffentlichen Aufträgen sei dies problematisch: „Was aus | |
| öffentlichen Geldern bezahlt wird, soll auch der Öffentlichkeit gehören“, | |
| so Zimmer. Deswegen solle bei Ausschreibungen darauf geachtet werden, dass | |
| die erhobenen Daten offen zur Verfügung gestellt werden. Da die Rolle von | |
| Daten und die Fähigkeit, diese effektiv zu verarbeiten, gerade bei | |
| städtischer Infrastruktur immer wichtiger werde, drohe sonst eine | |
| schleichende Privatisierung städtischer Infrastruktur. „Was nicht passieren | |
| darf, ist, dass wir als Stadt nicht mehr in der Lage sind, diese Lösungen | |
| zu verstehen und selber zu entwickeln.“ | |
| Der effektivste Weg, Digitalisierung und Smart City selbst zu gestalten, | |
| sei daher, eigene Plattformen zu entwickeln, die konsequent auf offene | |
| Daten und offene Codes setzten. „Viel lieber ist mir, wir würden eigene | |
| Lösungen finden“, so Zimmer. Zwar hätten Städte nicht dieselben Ressourcen | |
| wie internationale Großunternehmen, dafür könnte ein Netzwerk aus Städten | |
| gemeinsam Lösungen entwickeln. Ob die Straßenlaterne der Zukunft unsere | |
| Stadt wirklich lebenswerter macht oder am Ende eine Datensammel- und | |
| Überwachungsstation wird, ist also noch nicht entschieden. | |
| 13 Sep 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Jonas Wahmkow | |
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