# taz.de -- Kulturschaffende in Coronakrise: Durchs Raster gefallen | |
> Die Bundesregierung hat in der Coronakrise viele Hilfsmaßnahmen | |
> beschlossen, auch für den Kulturbereich. Aber helfen sie? | |
Bild: Raumgreifende Installationskunst im Atelier von Ka Bomhardt | |
Müsste er allein vom Singen leben, wäre Wilko Reinhold niemals über die | |
Runden gekommen. Zumal unklar ist, wie viele Runden er und andere | |
Kulturschaffende in der Warteschleife von Covid-19 noch drehen müssen. | |
Weshalb er gleich in der ersten Runde, Ende März, bei der Berliner | |
Investitionsbank IBB die Soforthilfe II des Landes Berlin für | |
Soloselbstständige beantragte. „Es war unklar, wofür man das Geld ausgeben | |
darf. Ich habe es trotzdem beantragt, ich muss ja meine Miete zahlen.“ | |
Reinholds Antrag ging rechtzeitig ein, innerhalb von zwei Tagen floss Geld | |
auf sein Konto: 5.000 Euro. „Das war ziemlich cool“, sagt der ausgebildete | |
Tenor. „Ich führe seither eine Liste über meine Verluste.“ | |
Schon einmal, zu Beginn des Shutdowns, [1][hat die taz den Sänger, eine | |
bildende Künstlerin, einen Schauspieler und eine Museumspädagogin | |
getroffen], um über ihre Situation zu berichten. Wie ist es ihnen ergangen? | |
Haben sie von den Fördermaßnahmen profitiert? Mussten sie Grundsicherung | |
beantragen? Haben sie ihrer künstlerischen Berufung abgeschworen? So viel | |
lässt sich sagen: Niemand ist ganz untergegangen, das Schwimmen gegen den | |
Strom ist anstrengend, aber manchmal gehen einem dabei schlaue Gedanken | |
durch den Kopf. | |
Wilko Reinhold, 30, vor sich einen Latte macchiato, hat mehrere Standbeine: | |
Seinen Lebensunterhalt bestreitet er „zu 80 Prozent“ durch Unterricht – an | |
der Berliner Universität der Künste (UdK) und privat. Trotzdem fehlen ihm | |
die Live-Auftritte, die Ensemblearbeit, auch die Motivation und der Druck | |
zu üben, sagt er. Abgesagt wurden alle seine Konzertauftritte für dieses | |
Jahr, Anfragen sind keine reingekommen. Von den fünf Chören, mit denen er | |
als Stimmbildner arbeitet, setzen vier noch immer komplett aus. | |
Die Berliner Universität der Künste, wo Reinhold als Freier nur acht | |
Wochenstunden unterrichten darf, hatte im März den Lehrbetrieb eingestellt. | |
Reinhold betreute seine Studierenden online weiter. Er gehörte außerdem zu | |
der Taskforce, die sich um drängende Fragen kümmerte: Wie bewerkstelligt | |
man ein digitales Semester? Welches Equipment braucht es? „Das Schöne ist, | |
dass die Hierarchie etwas aufgebrochen wurde. Sonst hat man als | |
Lehrbeauftragter nicht oft etwas zu sagen. Gerade der Bereich klassischer | |
Gesang ist oft noch sehr konservativ.“ | |
## Nie gleichzeitig, nie zusammen singen | |
Seinen Privatschüler*innen hatte Reinhold gleich zu Beginn digitalen | |
Unterricht angeboten, anfangs zu verminderten Honorarsätzen, obwohl es | |
keineswegs weniger Arbeit sei. Inzwischen gibt er wieder Einzelunterricht | |
in einer Musikschule, wo er stundenweise einen Raum mietet. Das bedeutet: | |
drei Meter Abstand halten, nie gleichzeitig, nicht zusammen singen. | |
Zwischen den Unterrichtseinheiten halbstündige Lüftungspausen einlegen. | |
„Das macht an einem Tag schnell viereinhalb Stunden mehr“, sagt Reinhold. | |
„Die bekomme ich nicht bezahlt, deshalb unterrichte ich auch nicht | |
präsent.“ | |
Ein Problem, das auch Sascha Oliver Bauer kennt. Der Schauspieler und | |
Regisseur, 40, arbeitet als Synchronsprecher. „Synchronschauspieler“, | |
präzisiert er. „Wir müssen weinen, schreien, lachen, da ist alles dabei. | |
Das geht alles gogogo“, sagt er und schnippt energisch mit den Fingern. Die | |
Texte liest er vom Monitor ab, zu sehen ist für ihn nur der Mund der | |
Person, die er lippensynchronisiert. Es sind kleine Rollen, dafür viele – | |
Polizisten oder Feuerwehrleute aus dem New York Police Department etwa. | |
Zwischen jeder Aufnahme muss gelüftet, alles desinfiziert werden. Aus 30 | |
Minuten werden so zwei Stunden. | |
„Es hat sich alles bewahrheitet“, sagt er über seine Coronazeit. „Die | |
ersten Wochen habe ich wie paralysiert im Bademantel auf dem Sofa | |
verbracht.“ Nichts lief: kein Synchronstudio, seine „Tosca“-Inszenierung | |
und Sommerfestivals – abgesagt. Trotzdem klingt Bauer fröhlich, eben hat er | |
die Zusage aus Hamburg erhalten, ab September in einem Musical die | |
Hauptrolle zu spielen. Das bedeutet: ein fester Vertrag für ein paar | |
Monate, später Anspruch auf Arbeitslosengeld. Das bedeutet, aus der | |
Grundsicherung, die er neben der Soforthilfe beantragen musste, wieder | |
rauszugehen. Er ist des Lobes voll: „In einem Land zu leben, wo sofort | |
Hilfe angeboten wird, finde ich toll. Das ist weltweit eine Sensation.“ | |
Sein Antrag sei problemlos beim Sozialamt durchgegangen. | |
## „Keiner kapiert es richtig“ | |
Veronika Mirschel vom Referat „Selbstständige“ bei der Gewerkschaft Verdi | |
kennt andere Fälle: „Wie die vereinfachte Beantragung der Grundsicherung zu | |
behandeln ist, wissen einige Sachbearbeiter nicht.“ Vereinfacht heißt, | |
vereinfacht gesagt: keine Vermögensprüfung, keine Mietobergrenze, wie sonst | |
bei Hartz IV. Bundesweit seien bis Ende Juni 68.000 Anträge auf | |
Grundsicherung eingegangen, sagt Mirschel, eine Vervierfachung. Letztlich | |
seien dies „erstaunlich wenig Anträge“, das hinge mit dem „schlechten | |
Nimbus“ von Sozialhilfe zusammen. „Es war gut gemeint“, sagt sie, „aber… | |
Politik hat in den drei Monaten nichts dazugelernt.“ | |
Sind die Soloselbstständigen trotz aller Hilfsmaßnahmen für die Kultur | |
durchs Raster gefallen? Wurde nicht gerade erst eine „Kulturmilliarde“ | |
innerhalb des Konjunkturpakets der Bundesregierung lockergemacht? | |
Soloselbstständige sind für Mirschel besonders „dumm dran“. Das fing mit | |
der Soforthilfe II an, die nicht für Lebenshaltungskosten verwendet werden | |
durfte – einige Länder wie Berlin machten da eine Ausnahme. Bis die Kasse | |
leer war, und das war sie schnell. | |
Seit Monaten schieben sie bei der [2][Gewerkschaft] Extraschichten. „Keiner | |
kapiert es richtig“, sagt Veronika Mirschel, denn weder gebe es „eine | |
Einheitlichkeit bei der Größenordnung der Hilfen noch bei den | |
Programmformen“. Für die vom Bund neu beschlossenen Überbrückungshilfen f�… | |
Soloselbstständige und Kleinfirmen gilt: nur Betriebskosten – wie | |
Büromieten, Leasingraten, Kredite – dürfen geltend gemacht werden. Wer | |
einen Antrag stellen will, muss ihn von einem Steuer- oder | |
Wirtschaftsprüfer bestätigen lassen. Welcher Soloselbstständige mit | |
kleinerem oder mittlerem Einkommen kann sich den schon leisten? | |
## Soloselbständige und Freiberufler | |
1,3 Millionen Menschen arbeiten laut Informationsdienst des Instituts der | |
deutschen Wirtschaft (iwd) im [3][Kulturbereich], davon rund 34 Prozent als | |
Soloselbständige oder Freiberufler. Das ist viel – in der gesamten | |
Wirtschaft beträgt der Anteil der Soloselbständigen nur 10 Prozent. Am | |
höchsten ist der Anteil der Soloselbständigen beim Kunsthandwerk und in der | |
bildenden Kunst. | |
„Erst werden diese Leute in die Soloselbstständigkeit getrieben“, sagt | |
Heidi Sill, Sprecherin des bbk berlin (berufsverband bildender | |
künstler*innen berlin), „und jetzt auch noch in die Grundsicherung.“ Die | |
Regierung sei der Meinung, es handele sich nicht um Arbeitslosengeld oder | |
Hartz IV. „Das ist weltfremd. Zugleich erhöhen sie das Geld für | |
Kurzarbeiter. Ohne zu sehen, dass die Soloselbstständigen in den Keller | |
gehen.“ Die Berliner bbk-Sprecherin hat noch ein anderes Problem mit der | |
Grundsicherung: „Die Künstler*innen sind ja nicht arbeitslos.“ | |
Sie arbeiten, manchmal wie verrückt. Ka Bomhardt, 57, hat nach Wochen der | |
Verunsicherung ihren Elan wiedergefunden. Ihr Atelier liegt im Berliner | |
Stadtteil Wedding, die großen Fenster gehen auf den kleinen Fluss Panke | |
hinaus. „In der Coronazeit habe ich mich etwas getraut“, sagt Bomhardt, als | |
wundere sie sich über sich selbst. So klingt sie öfter, ein Mensch, der | |
nicht aufhört, Fragen an sich und seine Umwelt zu formulieren. An der Wand | |
hängt eine Serie mit Kohlezeichnungen, auf dem Boden liegen zwei | |
Papierröhren, dazwischen durchbrochenes lilafarbenes Plastik wie von einer | |
Stuhlfläche. Oben trägt das Objekt ein langärmeliges T-Shirt. „Ich habe | |
innerhalb einer Installation noch nie etwas mit einer menschlichen | |
Assoziation gemacht“, sagt Bomhardt. | |
## Fundstücke von der Straße | |
Die Künstlerin arbeitet mit Fundstücken von der Straße, mit Spiegelbildern, | |
Farbähnlichkeiten, wohin ihre Gedanken und Gedankensprünge sie eben tragen. | |
„Manchmal will ich nur Spaß haben, Humor ist mir ganz wichtig.“ | |
Installationskunst verkauft sich schlecht, sie ist raumgreifend, selten | |
wohnungstauglich. „Unser Beruf hat sich extrem gewandelt“, sagt Bomhardt. | |
„Früher wurden Künstler von Galeristen vorab bezahlt, so etwas kennen wir | |
gar nicht mehr.“ Mit „wir“ meint sie „das Gros der Künstler“, das �… | |
untergeordneten Liga“ spielt. Das ist bescheiden, denn Bomhardt versucht, | |
von ihrer Kunst zu leben, bessert ihren Lebensunterhalt allerdings durch | |
Zimmervermietung und Fassadengestaltung auf. | |
Grundsicherung hat Bomhardt – neben der Soforthilfe – nicht beantragt. „I… | |
muss schon mein eigenes Geld verdienen.“ Künstlerstolz. Für den Fall, dass | |
gar nichts mehr geht, würde sie bei ihrem Bruder einen Kredit aufnehmen. | |
„Ums nächste Jahr mache ich mir Sorgen. Die hätte ich mir zwar sonst auch | |
gemacht. Aber die Parameter ändern sich durch Corona.“ Schließlich steht | |
auch der Fortbestand der Galerien infrage. | |
## Schwieriges Jonglieren | |
Niemand weiß, wie sich Pandemie und kulturelles Leben entwickeln werden. | |
Wie viele Menschen können eine Theater- oder Kinovorstellung besuchen? | |
Dürfen Chöre wieder singen? Feiern Galerien wieder Vernissagen? Werden | |
Museen wieder Führungen veranstalten? | |
Die Museumspädagogin Elisabeth Anschütz, 37, macht Führungen in sechs | |
Gedenkstätten Berlins mit Schwerpunkt NS-Geschichte. In den letzten Monaten | |
hat sie von kleinen Werkaufträgen gelebt und von der Soforthilfe II. Da sie | |
ihren Master vorbereitet, kann sie als Studentin keine Grundsicherung | |
beantragen. Den Notfall-Kinderzuschlag schon, bisher ohne Bescheid. „Das | |
Jonglieren in den letzten Monaten war schwierig“, sagt sie, „ich bin | |
ausgelaugt.“ Als alleinerziehende Mutter musste sie ihre beiden Kinder zu | |
Hause betreuen. Für ihre Arbeit und die Schularbeiten der Kinder stand | |
allen drei nur ein Computer zur Verfügung. | |
Die Ferienwochen verbringt Anschütz bei ihrem Vater in Brandenburg. | |
Aufträge für den Herbst hat sie noch keine. „Gerade in den kleineren | |
Häusern ist das Einhalten von Abstandsregeln sehr schwierig.“ | |
Gruppenführungen – derzeit undenkbar. Schon im Januar hatten sich die | |
Museumspädagog*innen aus dem Netzwerk „Geschichte wird gemacht“ mit einem | |
offenen Brief an Berlins Kultursenator und Staatsministerin Monika Grütters | |
gewandt, worin sie eine grundlegende Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen | |
fordern. | |
Verbessert, so viel lässt sich sagen, hat sich in der Coronazeit nichts. | |
Gespräche mit einzelnen Häusern fanden statt, weiß Anschütz, aber „ohne | |
konkrete Ergebnisse“. Museumspädagog*innen werden nicht nur in die | |
Soloselbstständigkeit gedrängt, sondern sind besonders gestraft: Ihr Beruf | |
gilt als Gewerbe. Das hat Folgen bei der Umsatzsteuer und bei der | |
Krankenversicherung. Sie haben kein Anrecht auf die Künstlersozialkasse. | |
## Wachsende Bedeutung, stagnierende Bezahlung | |
Der Deutsche [4][Kulturrat], der Verband der Verbände, hat kürzlich eine | |
[5][Studie] zum „Arbeitsmarkt Kulturmarkt“ veröffentlicht. Kultur sei | |
längst „kein Nischenmarkt mehr“, stellt Geschäftsführer Olaf Zimmermann | |
fest. Dennoch sind die Einkommen nach wie vor eklatant niedrig, vor allem | |
Frauen werden strukturell benachteiligt. Wie erklärt er die Diskrepanz | |
zwischen wachsender Bedeutung und stagnierender Bezahlung? | |
„Die Zahl der Künstler und Künstlerinnen hat sogar abgenommen“, erklärt … | |
am Telefon. Gestiegen sei aber der Anteil an kultureller Bildung, im | |
Management, bei der Technik. Das Drumherum eben. Zweitausend Kulturmanager | |
werden pro Jahr ausgebildet, sagt Zimmermann, „es wurden aber nie die | |
Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sie im Kulturbereich eine Anstellung | |
finden. Es ist auch Schuld der Kulturpolitik, dass viele prekäre Strukturen | |
entstanden sind.“ | |
Selbstständige Kulturschaffende leben oft von Auftrag zu Auftrag, können | |
keine Rücklagen bilden. „Es gibt inzwischen mehr Miniselbstständige als | |
Selbstständige“, sagt Zimmermann, „das ist erschreckend.“ Sie verdienen | |
weniger als 17.500 Euro im Jahr und werden deswegen auch nie auf die nötige | |
Anzahl an Jahren und den Verdienst kommen, um einmal Grundrente beantragen | |
zu können. Ka Bomhardt ärgert das: „Erst werden Künstler nicht richtig | |
bezahlt, und dann wirft man ihnen vor, nicht genug verdient zu haben.“ | |
Baden-Württemberg hat deswegen in der Coronakrise ein alternatives Programm | |
entwickelt: den fiktiven Unternehmerlohn in Höhe von 1.180 Euro. NRW und | |
Thüringen planen Ähnliches. Auch Kulturrat, Gewerkschaft und Verbände | |
fordern den Unternehmerlohn, der Bund widersetzte sich. „Das würde den | |
Staat nicht mehr kosten, als wenn man die Betreffenden in Hartz IV | |
schickt“, bedauert Heidi Sill, Sprecherin des bbk berlin. „Aber man ließe | |
den Leuten ihre Selbstachtung und zeigt Respekt.“ | |
## Kulturelle Grundlagenforschung | |
Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat ist „zunehmend unsicher“, ob der | |
klassische Unternehmerbegriff auf Kunst- und Kulturschaffende überhaupt | |
noch zutrifft. „Sie haben eine besondere Lebensform gewählt “, sagt er. | |
„Sie leisten öffentliche Arbeit, kulturelle Grundlagenforschung. Vielleicht | |
sollte man eher nach Modellen suchen, die an die Wissenschaftsförderung | |
anknüpfen.“ | |
Krisen wie Corona legen strukturelle Schwächen – und Stärken – offen. „… | |
sehe auch Potenzial für Veränderbarkeit in der Krise“, sagt Fanni | |
Halmburger, „für mehr Solidarität und eine Überarbeitung der Strukturen.“ | |
Die 48-Jährige ist Mitglied des achtköpfigen Performance-Kollektivs | |
[6][Sheshepop] und Mitbegründerin des Landesverbands freie darstellende | |
Künste (LAFT) in Berlin. „Ich beschäftige mich schon lange damit, wie man | |
als Künstler*in solidarisch sein kann“, sagt Halmburger. „Das ist gar nicht | |
so einfach. Man konkurriert um Gelder, Häuser, Anerkennung. Deshalb ist es | |
wichtig, für Veränderung von Strukturen gemeinsam einzustehen, von denen | |
alle dann profitieren können. Aber ich merke auch, dass Solidarität seine | |
Grenzen hat. Jeder Einzelne muss lernen, für sich selbst zu sprechen. Erst | |
dann entsteht Gemeinsamkeit.“ | |
Halmburger ist zu Besuch in die taz-Kantine gekommen, die letzten Tage | |
verbrachte sie mit ihrer Familie auf dem Land. Elf Gastspiele sind dem | |
Kollektiv weggebrochen. „Wir haben viel diskutiert: über gerechte | |
Verteilung, für wen wir verantwortlich sind und auch, ob man die Krise | |
nicht einfach Krise sein lassen kann und Pause macht?“ Sie schüttelt den | |
Kopf. „Das ist leider kaum möglich, da wir keine Rücklagen haben und | |
produzieren müssen, um leben zu können.“ Sheshepop hatte zunächst keine | |
Soforthilfe beantragt, weil es sich nicht in der ersten Reihe sah, dann war | |
das Geld schon verbraucht. „Stattdessen haben wir unsere Preisgelder | |
verhökert“, erzählt Halmburger nur halb amüsiert, Geld, das eigentlich für | |
etwas anderes gedacht war. | |
## Sichtbar bleiben | |
Die Produktionen von Sheshepop, auf autobiografischem Material basierend, | |
sind mehrfach ausgezeichnet worden. Die Truppe hat versucht, andere Gelder | |
zu beantragen, „aber nirgends passen wir rein“, sagt Halmburger. „Dann | |
denkt man schon: Unsere Strukturen werden immer noch nicht verstanden. Wir | |
haben hohe Personalkosten und relativ geringe Fixkosten.“ Ein | |
grundsätzliches Problem. „Wir sind keine Solokünstler, sondern eher wie ein | |
kleines Haus – bloß ohne Immobilie.“ | |
Halmburger ist bei Sheshepop in der AG Zukunft aktiv, bei den Produktionen | |
für Video und Bühne zuständig. Das AG-System heißt: öfter mal die | |
Perspektive wechseln. Das Kollektiv bedeutet: möglichst im Konsens | |
entscheiden. Theater spielen bedeutet: sichtbar bleiben. Kultur galt | |
schließlich nicht als systemrelevant. | |
Sheshepop wird Ende September die neue Spielzeit im HAU (Hebbel am Ufer) | |
mit einer neuen Produktion eröffnen, zwei Wochen früher als ursprünglich | |
geplant. Fünf Wochen lang dürfen sie auf der Originalbühne proben. „Der | |
pure Luxus“, sagt Halmburger. Das wird es nach Corona so schnell nicht mehr | |
geben. | |
28 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Kulturschaffende-in-Coronakrise/!5672708 | |
[2] https://www.facebook.com/search/top?q=selbst%C3%A4ndigeh%20verdi | |
[3] https://www.iwd.de/artikel/corona-krise-trifft-selbststaendige-in-der-kultu… | |
[4] https://www.kulturrat.de | |
[5] https://www.kulturrat.de/wp-content/uploads/2020/06/Frauen-und-M%C3%A4nner-… | |
[6] https://sheshepop.de | |
## AUTOREN | |
Sabine Seifert | |
## TAGS | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Berliner KünstlerInnen | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Kulturwirtschaft | |
taz.gazete | |
Protokoll Arbeit und Corona | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
soziale Ungleichheit | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Sport trotz Corona | |
Musikschulen | |
Theater | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
taz.gazete | |
Gastronomie | |
Literaturbetrieb | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Serie über Autorinnenschaft: Eine Frau, die 50 wird | |
In der israelischen Miniserie „Hamishim“ geht es um die Erlebnisse der | |
alleinerziehenden Witwe Alona. Sie versucht, ein Drehbuch zu verkaufen. | |
Das Coronajahr im Kulturleben: „Das Publikum wird internationaler“ | |
Was hat das Coronajahr für Kulturschaffende bedeutet? Drei Berichte von | |
Künstler:innen aus den USA, Rio de Janeiro und Athen. | |
Protokoll Arbeit und Corona: „Ohne Publikum kein Puppenspiel“ | |
Antje König ist Puppenspielerin und Gründerin des Hermannshoftheater in | |
Wümme. Sie fürchtet, Corona ersetze Theater durch andere Medien. | |
Singen in Coronapandemie: Chöre kriegen die Krise | |
In der Coronapandemie steht Singen unter Verdacht der gefährlichen Aerosol- | |
und Tröpfchenbildung. Kann man dagegen ansingen? | |
Chorprobe unter Coronabedingungen: Ein Gloria im Keller | |
Weil Indoor-Singen unter Hygieneauflagen kaum möglich ist, improvisieren | |
viele Ensembles. Der Berliner Figuralchor etwa probt in einer Tiefgarage. | |
Soziale Ungleichheit und Corona: Ungute Erinnerungen | |
Haben Kulturschaffende für Krisenzeiten einfach den falschen Beruf gewählt? | |
Die Ungleichverteilung von Coronahilfen führt zur Entsolidarisierung. | |
Honorarkräfte bekommen doch Geld: Bezirk setzt Schlussakord | |
Honorarkräfte an Musik- und Volkshochschulen in Friedrichshain-Kreuzberg | |
sollten kein Ausfallhonorar bekommen. Jetzt rudert der Bezirk zurück. | |
Krankenhäuser fordern Rettungsschirm: Kollateralschäden der Pandemie | |
Aus Angst vor Corona-Ansteckung gingen viele Patienten im Frühjahr nicht | |
ins Krankenhaus. Für Kliniken bedeutet das schwere finanzielle Einbußen. | |
Bundesliga und Corona: Heikles Unterfangen | |
Die Bundesliga muss erst mal ohne Zuschauer auskommen. Für den Weg zurück | |
in die Normalität ist Verantwortungsbewusstsein der Fans essenziell. | |
Umgang mit Musikschul-LehrerInnen: Schräge Töne aus Kreuzberg | |
Honorarkräfte einer Musikschule sollen in Zukunft auf ein coronabedingtes | |
Ausfallhonorar verzichten. 80 Prozent der Lehrenden wären betroffen. | |
Labyrinth aus Tausenden Kerzen: Poetische Welt auf weitem Feld | |
Open-Air-Theater: „Die Große Reise. Lebens(t)räume im Lichtermeer“ – das | |
Theater Anu verwandelt das Tempelhofer Feld in eine Märchenwelt. | |
Corona-Hilfe für Kulturbranche: Irgendwas mit Zirkus | |
Staatsministerin Grütters will die Kultur retten – sogar Zirkusse bekommen | |
etwas ab. Verteilen soll die Millionen aber ein branchenfremder Verein. | |
Bremer Kultursommer im Freien: Endlich mal wieder spielen | |
Beim Bremer Kultursommer „Summarum“ laden Musiker*innen zum Wandelkonzert | |
im Freien. Geboren wurde die Idee aus der Corona-Not. | |
Gastronomie in der Pandemie: „Corona-Biergarten“ macht wieder zu | |
Ein Pop-up-Biergarten sollte Kölns Partymeilen entlasten. Doch der erhoffte | |
Erfolg bleibt aus: Nach nur zwei Wochen wird er wieder geschlossen. | |
Kometenhafter Aufstieg: Der Corona-Gewinner | |
Vor Corona interessierte sich niemand für mich als Autor. Nach Corona bin | |
ich plötzlich der große Star am Literaturhimmel. | |
Oscar-Gala 2021 verschoben: Corona lässt die Oscars warten | |
Die 93. Ausgabe der Filmpreisverleihung soll zwei Monate später als geplant | |
im April 2021 kommen. Verlängert wurde auch die Frist zum Einreichen von | |
Filmen. |