| # taz.de -- Flüchtlingslager in Niger: Im Wartesaal Europas | |
| > Die EU rühmt sich, Flüchtlinge aus libyschen Folterlagern ins Nachbarland | |
| > Niger zu evakuieren. Weiterreisen dürfen aber nur wenige. | |
| Bild: Niger, am 19. April 2019 | |
| Niamey taz | Wer hat schon schriftlich, aus der Hölle befreit worden zu | |
| sein? Bei Badessa Abiy ist es noch nicht lang her, 14 Monate um genau zu | |
| sein, dass er abgeholt wurde, aus einem Ort voller Qualen, ausgeflogen zu | |
| diesem schieferfarbenen, dreistöckigen Wohnhaus, am Ende einer | |
| unbefestigten Straße in Niamey, der Hauptstadt Nigers. Das ist nun das | |
| Zuhause von Badessa Abiy, 42 Jahre alt, Christ, Flüchtling aus Äthiopien. | |
| Tatsächlich heißt er anders, aber er fürchtet Ärger mit den Behörden, wenn | |
| er mit einer Zeitung spricht. | |
| An diesem Samstagnachmittag im März ist die „kühle Jahreszeit“, wie sie | |
| hier sagen, noch nicht vorüber. Dunst hält die Temperaturen unter 40 Grad. | |
| Abiy, kurze Locken, graues T-Shirt, hat hierher geführt durch sandige | |
| Straßen, vorbei an langsam zuckelnden Motorrädern, spielenden Kindern und | |
| Häusern mit Geländewagen in der Einfahrt, den Domizilen der schmalen | |
| nigrischen Oberschicht. | |
| An der Ecke ist Abiy stehen geblieben. Besuch mitbringen darf er nicht. | |
| Sein Haus hat die italienische Hilfsorganisation COOPI angemietet, die EU | |
| bezahlt dafür. Ein paar Jugendliche hocken davor im Sand, ein Wachmann im | |
| gelben T-Shirt spielt mit seinem Knüppel. Mit neun anderen teilt Abiy sich | |
| ein Zimmer, etwa 70 Menschen sind in dem Haus untergebracht. Es gibt | |
| dreimal am Tag Essen, von dem Abiy sagt, es sei „nicht gut und nicht | |
| schlecht“, manchmal sei sogar etwas Gemüse dabei. Es gibt Wasser und | |
| Toiletten, eine Sozialarbeiterin und eine Krankenschwester. Abiy hat ein | |
| Bett und niemand tut ihm weh. Es ist der Ort, an dem die Weltgemeinschaft | |
| Menschen parkt, von denen sie nicht weiß, wohin mit ihnen. | |
| ## In Tripolis ist Schluss | |
| Abiys Vater sei Mitglied der Oromo Liberation Front gewesen, einer | |
| Unabhängigkeitsbewegung in Äthiopien, und habe deshalb 19 Jahre im | |
| Gefängnis verbracht, sagt er. Das Regime habe auch Abiy selbst verdächtigt, | |
| Anhänger der Separatisten zu sein und ihn neun Jahre ins Gefängnis | |
| gesteckt. Schließlich hätten Soldaten seinen Bruder getötet. Abiy | |
| entschloss sich, das Land zu verlassen, er flog nach Khartum und von dort | |
| weiter nach Tripolis und wollte, wie so viele, nach Europa. Doch noch am | |
| Flughafen habe ihm die Polizei die 3.500 Dollar abgenommen, die er gespart | |
| hatte und ihn in ein Lager gesteckt. Im Juli 2017 war das. | |
| Diese Lager in Libyen sind Orte, [1][die deutsche Diplomaten „KZ-ähnlich“ | |
| nannten] und seriöse Hilfsorganisationen „Hölle“. Fast wöchentlich | |
| erscheinen Berichte, die das Grauen dort in immer neuen Variationen | |
| schildern. „Wir haben gebetet“, sagt Abiy. Er spricht von Schlägen der | |
| Wachen, ins Detail geht er nicht. Mit den Erinnerungen an die | |
| Misshandlungen ist er sich selbst überlassen. Psychologische Betreuung gibt | |
| es nicht. | |
| Zwei Monate nach seiner Inhaftierung erscheinen zum ersten Mal Mitarbeiter | |
| der UN. „Sie haben uns untersucht und Hoffnung gemacht“, sagt Abiy. | |
| Irgendwann sprachen sie davon, dass sie ihn herausholen könnten. „Nächste | |
| Woche kommst du vielleicht in die Freiheit“, hätten sie gesagt. | |
| Doch erst nach einem halben Jahr, am 27. Januar 2018, hat das | |
| UN-Flüchtlingswerk UNHCR Abiy aus dem Lager Triq Al Sekka in Tripolis | |
| befreit. Insgesamt 523 Menschen wurden an jenem Tag mit Bussen zum | |
| Flughafen gefahren, auf drei Boeings verteilt und ausgeflogen. Es gibt ein | |
| Bild aus jener Nacht, das der UNHCR veröffentlicht hat. Im Dämmerlicht der | |
| Flughafenhalle zeigt es einen Mann, der einen der UN-Mitarbeiter umarmt, | |
| voller Dankbarkeit, dass dieser ihn aus der Gefangenschaft geholt hat. | |
| ## EU wäscht sich rein | |
| Genau diese Bilder sind es, auf die die EU setzt, um einem der wohl | |
| schwerwiegendsten Vorwürfe zu begegnen, der ihr heute gemacht wird: dass | |
| das Martyrium Tausender Menschen in den libyschen Lagern Baustein ihrer | |
| Migrationsabwehr ist. | |
| Erst Anfang März versuchte die EU-Kommission mit einem Video zwei, wie es | |
| darin heißt, „Mythen“ zu entkräften. Der erste: dass sie „Migranten nach | |
| Libyen zurückschickt“. In Wahrheit, so das Video, praktiziere die EU „keine | |
| Zurückweisungen nach Libyen“. Allerdings, und das verschweigt der Clip, | |
| bezahlt die EU seit 2017 Libyen dafür, dass dessen Küstenwache die Menschen | |
| aufhält. Danach werden sie wieder in die Lager eingesperrt. | |
| Auch dass die EU die Bedingungen dort „stillschweigend dulde“, sei ein | |
| „Mythos“, heißt es in dem Video. Stattdessen arbeite sie „unermüdlich“ | |
| daran „Migranten aus Libyen zu evakuieren und aus der Haft zu befreien“. | |
| Tatsächlich bezahlt die EU auch die UN-Organisationen IOM und UNHCR dafür, | |
| dass sie die Gefangenen wieder aus der Gefangenschaft herausholt. Doch sie | |
| aus den Lagern zu befreien ist wesentlich schwieriger, als dafür zu sorgen, | |
| dass sie hineinkommen. | |
| Das liegt auch daran, dass eine Rückkehr in ihr Herkunftsland nur für jene | |
| möglich ist, die aus halbwegs sicheren, friedlichen Ländern stammen – etwa | |
| Senegal oder Togo. Über 30.000 MigrantInnen hat die IOM seit 2017 auf | |
| EU-Kosten aus Libyen in solche Länder ausgeflogen, 1.500 Euro | |
| Existenzgründungszuschuss inklusive. „Geförderte Rückkehr“ heißt das. So | |
| versucht Brüssel den Vorwurf zu entkräften, die Gefangenen in Libyens | |
| Lagern sich selbst zu überlassen. | |
| ## Europa oder Niger | |
| Doch Menschen wie Badessa Abiy kann die UN nicht zurückfliegen. Dort, wo | |
| sie herkommen, ist es zu gefährlich für sie. | |
| Emergency Transit Mechanism, kurz ETM, heißt das Programm, das dieses | |
| Problem lösen soll: Evakuierungsflüge für gefangene Flüchtlinge aus Libyen, | |
| die an sichere Orte gebracht werden müssen. Doch solche sicheren Orte sind | |
| rar. Es gibt nicht genug Länder, die sie aufnehmen wollen. Deshalb konnte | |
| der UNHCR von Ende 2017 bis Mitte April nur 3.466 von etwa 57.000 in Libyen | |
| registrierten Flüchtlingen evakuieren. Priorität haben jene in den Lagern. | |
| Knapp 700 kamen nach Europa, der Rest nach Niger – zum Beispiel in das | |
| dreistöckige Haus am Ende der Sandstraße, in dem Badessa Abiy wohnt. Doch | |
| für diese Befreiten ist Niger nur eine Zwischenstation, Menschen wie Abiy | |
| werden hier geparkt. Die Regierung will nicht, dass sie im Land bleiben. | |
| Sie sind vorerst gerettet, aber in einem Niemandsland des internationalen | |
| Flüchtlingsschutzes. | |
| Anfangs hat Abiy die Rettung sehr glücklich gemacht. Heute hat er vor allem | |
| Angst. Zum Gespräch trifft er sich auf einem Sportplatz in der Nähe seiner | |
| Unterkunft. Er erscheint mit einer Gruppe Männer, alle Flüchtlinge aus | |
| Äthiopien, wie er. Abiy ist der einzige, der etwas Englisch spricht. Nur | |
| mit etwas Überredung lassen die Wachen sie auf den Platz. Die Gruppe setzt | |
| sich an einen Tisch unter einem Busch. Die Männer tippen auf ihrem Handys | |
| herum, während Abiy berichtet, was sie umtreibt. | |
| ## „Nie gab es eine Antwort“ | |
| „Ihr seid hier nur im Transit. Drei Monate“, sagt er. „Das haben die | |
| UN-Leute uns damals gesagt. So lange müssten wir in Niger bleiben. Dann | |
| würden wir in ein Land gebracht, das uns aufnimmt.“ Abiy wurde registriert, | |
| acht Wochen nach seiner Ankunft, am 23. Februar 2018 habe ein kamerunischer | |
| UNHCR-Mitarbeiter ihn befragt, drei Stunden lang, auch nach seinen | |
| Foltererfahrungen in Libyen. Ein Dolmetscher für die Sprache Amharisch sei | |
| dabei gewesen. „Sie haben uns Hoffnung gemacht, aber wir haben nie | |
| erfahren, wie es weitergeht.“ Immer wieder sei er zu einem „General“ | |
| gegangen, sagt Abiy, und habe gefragt, was mit ihm geschehen soll. „Nie gab | |
| es eine Antwort.“ | |
| Denn die Zahl der Aufnahmeplätze ist begrenzt, die Asylverfahren oft | |
| langwierig. Abiy und andere fürchten nun, bald vertrieben zu werden. Also | |
| haben sie demonstriert, am 5. März war das, vor der französischen | |
| Botschaft. Sie wollten, was ihnen versprochen wurde: dass sie ausreisen | |
| dürfen. Was sie bekamen, war Tränengas. Es gibt ein Video von dem Tag, man | |
| sieht, wie die Flüchtlinge durch die grauen Schwaden rennen, sich die Nasen | |
| zuhalten und die, die nicht schnell genug waren, hat die Armee an jenem Tag | |
| mitgenommen und ins Gefängnis gesteckt. | |
| Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR hat seine Büros in einem Wohnviertel, acht | |
| Kilometer östlich von Abiys Haus. Der Komplex ist eine Festung, bewacht von | |
| Soldaten, umgeben von Pollern, die wie Wellenbrecher aus dem sandigen Boden | |
| ragen. Die Angst vor Anschlägen ist groß. Die internationalen | |
| Organisationen haben heute halbmast geflaggt. Am Tag zuvor sind beim | |
| Absturz der Ethiopian Airlines Boeing 19 UN-MitarbeiterInnen gestorben. | |
| „Schrecklich“, sagt Louise Donovan, eine Britin. Seit Jahren arbeitet sie | |
| für das Flüchtlingswerk in Niger. „Wir können in das Büro meiner Chefin | |
| gehen, die ist auf Reisen“, sagt sie. Ein Besuch in einer der Unterkünfte | |
| aber sei nicht möglich. Die BewohnerInnen hätten „Anspruch auf | |
| Privatsphäre“. | |
| ## Jahrelange Odyssee | |
| Dafür hat sie einen jungen Eritreer kommen lassen. Eine Dolmetscherin | |
| begleitet ihn herein, er trägt ein blaues T-Shirt und | |
| Michal-Jackson-Frisur, vermeidet Augenkontakt, während des Gesprächs schaut | |
| er die meiste Zeit zur Seite, an die Wand. Donovan schiebt ein Formular | |
| über den Tisch und bittet um eine Unterschrift. Das Interview findet unter | |
| der Voraussetzung statt, dass kein Name und keine Fotos des jungen Mannes | |
| veröffentlicht werden. | |
| Er berichtet von einer grauenhaften, jahrelangen Odyssee durch Äthiopien, | |
| Sudan, Tschad und Libyen. Dort sei er an einem „Ort unter der Erde gefangen | |
| gehalten“, später in ein anderes Lager gebracht worden. Auch dort sei ihm | |
| Entsetzliches widerfahren. Erst im November 2018 habe ihn der UNHCR dort | |
| herausgeholt und genau wie Abiy nach Niger geflogen. Nach zwei Stunden muss | |
| der junge Mann wieder aufbrechen. | |
| Ein Fahrer soll ihn zurück in seine Unterkunft bringen, bevor es dunkel | |
| wird. „Wir haben keinen Fall, in dem jemand so lange in einem der libyschen | |
| Lager gefangen war“, sagt Donovan. Seine Schilderungen seien glaubwürdig, | |
| sie deckten sich mit den Angaben anderer Evakuierter. | |
| An der Geschichte des jungen Mannes zeigt sich die Begrenztheit des | |
| Evakuierungsprogramms: „Unser Zugang ist limitiert. Wir haben nicht zu den | |
| offiziellen Lagern in Libyen Zugang“, sagt Donovan. Und auch für jene, die | |
| der UNHCR dort erreichen kann, ist das Martyrium keineswegs sofort vorbei. | |
| Aufnahmeländer haben nur rund 3.000 Plätze bereitgestellt. Niger will | |
| offiziell nicht mehr als 1.000 Evakuierte ins Land lassen. Und Libyen lässt | |
| in der Regel nur aus den Lagern, wen der UNHCR noch am selben Tag ins | |
| Flugzeug setzt. Der Weg aus der Hölle ist ein sehr schmaler Pfad. | |
| ## Deutschland nimmt 300 auf | |
| „Uns wäre es lieber, wenn es keine Internierung gäbe, das haben wir auch | |
| immer gesagt“, sagt Donovan. Doch es gibt sie und so müssen ihre | |
| KollegInnen eine Entscheidung treffen: Wer darf sofort raus, wer muss noch | |
| warten? | |
| Das Zauberwort heißt „besondere Schutzbedürftigkeit“. Es gibt Kriterien | |
| dafür. Vor allem Folteropfer, Schwangere, Mädchen, Frauen, Minderjährige | |
| oder Kranke fallen darunter. „Auf dieser Grundlage machen wir die Listen | |
| für die Evakuierung“, sagt Donovan. Aber auch für jene, die besonderen | |
| Schutz brauchen, gibt es nicht genügend Plätze. Und deshalb bleiben viele | |
| dort. | |
| Am 6. Juli des vergangenen Jahres unterschrieb der Leiter des Referat M 3 | |
| („Aufenthaltsrecht; Humanitäre Aufnahme“) im Bundesinnenministerium, ein | |
| Ministerialrat namens Dr. Hornung, eine „Aufnahmeanordnung“ für die | |
| Geretteten aus Libyen. Darin steht, dass Deutschland im Jahr 2018 insgesamt | |
| 300 Menschen über das UN-Evakuierungsprogramm aufnehmen werde, und zwar | |
| Syrer, Iraker, Eritreer und Palästinenser. Daraufhin flogen insgesamt fünf | |
| Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg nach | |
| Niamey. Bis Mitte September blieben sie dort. | |
| Das UNHCR hatte für sie Dossiers angelegt und ihnen Personen für die | |
| Aufnahme in Deutschland vorgeschlagen. Die deutschen Beamten befragten die | |
| Menschen auf der Liste. Sie prüften, ob sie auch nach Ansicht Deutschlands | |
| Schutz verdienten. Und sie prüften, ob sie womöglich mit Terrorgruppen in | |
| Verbindung standen. Bis Mitte April kamen nach Informationen des | |
| Deutschlandfunks insgesamt 276 Menschen auf diesem Weg in Deutschland an. | |
| „Das Verfahren in Niger war eine erstmalige und auf eine begrenzte | |
| Personenzahl angelegte Mission“, sagt ein Sprecher des BAMF der taz. | |
| ## Eingefangen durch Libyens Küstenwache | |
| „Das deutsche Kontingent ist ausgeschöpft“, sagt auch Donovan. „Wir bitt… | |
| die Bundesregierung und andere Staaten, weitere Plätze bereit zu stellen.“ | |
| Denn der Weg aus dem Horror der Lager, den die EU vorsieht, ist verstopft. | |
| Über das Meer sollen die Menschen nicht nach Europa kommen. Rettungsschiffe | |
| sind keine mehr vor Ort. Über 5.000 Menschen sind allein in den offiziellen | |
| Internierungslagern. Ständig kommen neue hinzu, die Libyens Küstenwache | |
| einfängt. | |
| 1.300 Evakuierte warteten im März in Niger auf eine Ausreise. Nur 137 seien | |
| „akzeptiert und reisen bald aus“, sagt Donovan. Und solange das nicht | |
| geschehen ist, können die UN kaum neue Befreite nach Niger bringen. Auf dem | |
| Weg aus der Hölle herrscht Stau. | |
| Dass sich die Regierung in Niamey überhaupt auf das ETM-Projekt eingelassen | |
| hat, ist nicht selbstverständlich. Kein anderes Land der Welt wollte dem | |
| UNHCR als Parkplatz für die Evakuierten dienen. Und das dünn besiedelte | |
| Land hat derzeit ohnehin ein gewaltiges eigenes Flüchtlingsproblem: Fast | |
| 370.000 Vertriebene gibt es im Land. Allein 170.000 Menschen mussten | |
| zuletzt vor Islamisten aus Mali und Nigeria nach Niger fliehen, fast | |
| genauso viele Nigrer flüchteten nach Überfällen von Dschihadisten aus den | |
| Grenzregionen mit Burkina Faso und Nigeria ins Landesinnere. | |
| Dass die Regierung in Niamey trotzdem noch die Evakuierten aus Libyen | |
| aufgenommen hat, dürfte im Wesentlichen daran liegen, dass Niger seit 2017 | |
| Hilfszahlungen von über einer Milliarde Euro aus Europa zugesagt wurden. | |
| Entsprechend ist man in Niamey um ein weiterhin gutes Verhältnis zu Brüssel | |
| bemüht. | |
| ## Niger stellt Bedingungen | |
| Doch Niger hat Bedingungen gestellt. Eine davon: Bevor die Evakuierten | |
| wieder ausreisen können, muss auch die nigrische Asylkommission | |
| feststellen, ob die Person tatsächlich Schutz braucht. Es ist eine | |
| vollkommen überflüssige Schleife, auf die Niger dennoch besteht – wohl um | |
| seine Souveränität in dem internationalen Flüchtlingsverteilsystem auf | |
| seinem Territorium zu betonen. Bei Badessa Abiy steht diese Entscheidung | |
| noch aus. Andere wurden bereits abgelehnt, obwohl die UN sie als | |
| schutzbedürftig eingestuft hatten. Unter Abiy und seinen Freunden hat dies | |
| für Panik gesorgt. | |
| Was geschieht mit ihnen? Ja, sagt UNHCR-Mitarbeitern Louise Donovan. „Es | |
| gab einige die abgelehnt wurden.“ Sie verweist auf die Möglichkeit, | |
| Widerspruch einzulegen. Doch der brauche Zeit. Einstweilen versucht der | |
| UNHCR, das Problem dadurch zu entschärfen, dass es die Menschen aus der | |
| Hauptstadt Niamey entfernt. Die Unterkünfte in den Wohnvierteln werden | |
| geschlossen, in Hamdallaye, eine Autostunde nördlich von Niger, entsteht | |
| ein neues „Zentrum mit Gesundheitsversorgung und Sport und Dolmetschern für | |
| 1.000 Menschen“, sagt Donovan. Tatsächlich ist es vor allem eine | |
| Aneinanderreihung von Zelten, mitten im glühend heißen Nichts. | |
| „Noch keiner wurde in der letzten Instanz abgelehnt“, sagt Donovan. Und | |
| wenn das geschieht? Erst einmal bliebe für sie nur die „geförderte | |
| Rückkehr“ ins Herkunftsland – ein Flugticket von der IOM also, plus 1.500 | |
| Euro. Genau das also, was eigentlich als zu gefährlich für die Menschen | |
| erachtet wird. Und wenn das zu gefährlich ist? „Dann müssen wir mit Nigers | |
| Regierung verhandeln, welche Lösung es geben kann.“ | |
| Und das heißt: Wenn Europa keine weiteren Plätze bereitstellt, | |
| Küstenwachekönnte genau das passieren, was die Regierung Nigers befürchtet | |
| hat: dass das bitterarme Land am Ende doch auf einem Teil der Flüchtlinge | |
| sitzenbleibt. Solange diese Gefahr besteht, wird ihre Neigung sinken, | |
| weiter Flüchtlinge aus Libyen ins Land zu lassen. | |
| Ende April weiß Badessa Abiy immer noch nicht, ob er je Richtung Europa | |
| ausreisen darf. Er schickt eine Nachricht. „Ich gebe mein Schicksal in die | |
| Hand Gottes. Ich habe keine Kraft mehr“, steht darin. | |
| NaN NaN | |
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| Christian Jakob | |
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