# taz.de -- Migrationspakt der EU mit dem Tschad: Vom Partner zum Komplizen | |
> Um Migration zu unterbinden, stützt die EU den tschadischen Diktator | |
> Idriss Déby, sagt Uwe Kekeritz, Abgeordneter der Grünen. | |
Bild: Eine Frau aus dem Tschad in einem Geflüchtetenlager. Der EU wäre es lie… | |
Oft heißt es, die Hoffnung sterbe zuletzt. Im Tschad wurde sie längst | |
begraben. Das Land ist nicht nur eines der ärmsten überhaupt, es belegt in | |
etlichen Ranglisten, die Entwicklungsstand und Zukunftsperspektiven messen, | |
einen der hinteren Plätze: Pro-Kopf-Einkommen, Geschäftsklima, Korruption, | |
Ernährungslage – überall schneidet der Tschad verheerend ab. | |
Außerhalb der Hauptstadt N’Djamena haben gerade einmal 2 Prozent der | |
Bevölkerung Zugang zu Strom. Nur 20 Prozent der Menschen können lesen und | |
schreiben. Besserung scheint nicht in Sicht – im Gegenteil: | |
[1][Staatspräsident Idriss Déby] regiert immer brutaler. | |
Menschenrechtsverteidiger landen im Gefängnis, öffentliche Proteste werden | |
gewaltsam niedergeschlagen und auf Parlamentswahlen warten die Bürger seit | |
2015 vergebens. | |
Statt Schulen und Krankenhäuser zu bauen, [2][bereichern sich Déby und | |
seine Machtclique] selbst. Dennoch ist der Tschad ein zentraler Partner der | |
internationalen Gemeinschaft. Das Land gilt als wichtiger Verbündeter im | |
Kampf gegen den Terror im Sahel. Allerdings wirkt die Terroristenjagd | |
vorgeschoben, denn trotz enormen Aufwands wurde bislang wenig erreicht. | |
Die international unterstützte Sondereinsatztruppe am Tschadsee bekommt die | |
Sicherheitslage in der Region nicht in den Griff. Und auch die neu | |
gegründete G-5-Kooperation – zu der sich die fünf Sahelstaaten | |
zusammengeschlossen haben – kann bislang keine Erfolge verbuchen. Und das, | |
obwohl sie von der EU mit dreistelligen Millionenbeträgen aufgerüstet | |
wurde. | |
Hinter vorgehaltener Hand bestätigen EU-Beamte die Erfolglosigkeit der | |
Initiative. In N’Djamena wurden Sicherheitsexperten noch deutlicher: Die EU | |
müsse aufpassen, nicht „vom Partner zum Komplizen“ zu werden. Allerdings | |
arbeitet die EU längst eng mit dem Déby-Regime zusammen, um [3][Migration | |
nach Europa] zu unterbinden. Hierfür ist Europa auch dazu bereit, | |
Autokraten an der Macht zu halten. Die angeblich wertegeleitete | |
Außenpolitik der Friedensnobelpreisträgerin EU spielt plötzlich keine Rolle | |
mehr. | |
19 Jul 2019 | |
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## AUTOREN | |
Uwe Kekeritz | |
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