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# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Der Stellenwert des Journalismus
> Vielen Medienhäuser ist die Bedeutung ihrer Produkte egal. Es geht ihnen
> nur darum, noch für ein paar Jahre die Umsatzrendite hoch zu halten.
Bild: Ob Zeitungen sich als Kultur- und Statussymbol eignen, überzeugt nicht s…
Und sie bewegt sich doch! Nein, es geht jetzt nicht um Galileo Galilei, der
seinen berühmtesten Satz ja nie gesagt haben soll (obwohl diese Kombi
lustige Parallelen zur wieder eingeschläferten Diskussion um die Reform des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks bietet). Sondern um unsere gute alte
Zeitungsbranche.
[1][Vor ein paar Wochen habe ich hier gemotzt,] dass neue Sparrunden à la
Funke, denen sich dann bald die Verlagsgruppe Handelsblatt anschloss, im
Prinzip auf einen Abbau von Journalismus hinausliefen. Jetzt hat bei einem
Seminar an der politischen Akademie Romanus Otte nochmal eins draufgesetzt.
Tutzing, das ist einer dieser Orte in Bayern, wo man sich fragt, ob hier
schon alle grün oder doch noch jemand CSU wählt und wo querdenken
ausdrücklich erwünscht ist.
Und Otte war ja mal ein nicht ganz unentschiedender – obwohl, meine
Mitbewohnerin sagt immer: Schreib, was du wirklich sagen willst! – also ein
ziemlich wichtiger Mensch bei der untergegangenen Financial Times
Deutschland. Dann war er Onlinechef bei der Welt (als solcher hat er den
Laden sehr brauchbar positioniert) und dann bei Springer strategisch als
Chef der internationalen Vernetzungseinheit unterwegs.
Ende 2018 hörte Otte bei Springer plötzlich auf und macht jetzt ein
Sabbatical, was ihm denn auch Zeit gibt, in Tutzing zu sein und Dinge
rauszuhauen wie: „Zeitungen sind wunderbare Produkte, die kein Mensch
braucht.“
## Zeitungen wie eine Armbanduhr
[2][Das sehen sie ja jetzt bei DuMont anscheinend genauso.] Aber bevor
jetzt alle gleich losheulen: Otte hat das liebevoll-konstruktiv gemeint.
Ja, sagt Otte, niemand braucht heute eine Tageszeitung – News und
Hintergründe gibt es aktueller im Netz. Und trotzdem hätten Zeitungen einen
ganz hohen Stellenwert, über den sie sich – bzw. ihre Verlage und
MacherInnen, siehe DuMont – offenbar aber noch nicht so richtig klar wären.
Für Otte sind Zeitungen nämlich so etwas wie eine Armbanduhr. Braucht heute
auch kein Mensch mehr, schließlich hat jedeR einen verlässlich die Uhrzeit
anzeigenden Kleincomputer mit Telefonanschluss in der Tasche. Und selbst
jedes Nicht-Smartphone hat zumindest ’ne Uhr-Funktion. Trotzdem, so Otte,
hätten Armbanduhren – und sogar besonders hochwertige, Konjunktur.
Das stimmt. Ob Zeitungen sich allerdings als Kultur- und, seien wir mal
ehrlich – Prestige- und Statussymbol eignen, überzeugt allerdings nicht so
ganz. Klar gab es mal Zeiten, wo man zumindest im Frankfurter Raum ’ne
Duftmarke setzen konnte, je nachdem ob man mit der FAZ oder de FR unter dem
Arm rumlief. Doch war das a) eher von der Marke abhängig und ist b) auch
schon ’ne ganze Weile vorbei. Und dann kostet ’ne Zeitung pro Exemplar ja
angenehmerweise immer noch etwas weniger als ’ne Patek Philippe.
Wo Otte aber richtig liegt, ist, dass viele Medienhäuser sich über den
Stellenwert ihres Journalismus nicht ganz klar sind. Oder dass der ihnen –
pardon – scheißegal ist, weil es ihnen nur noch darum geht, wenigstens für
ein paar Jahre noch die Umsatzrenditen hoch zu halten.
28 Feb 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Steffen Grimberg
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