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# taz.de -- DuMont-Regionalzeitungen: „Mögliche Veräußerung“
> Drei Boulevardblätter der DuMont-Mediengruppe sollen wohl gebündelt
> werden. Andere Titel könnten verkauft werden. Der Aufschrei ist laut.
Bild: DuMonts „Kölnische Rundschau“, „Express“ und „Kölner Stadt-An…
Berlin taz | Der Vorstand der DuMont Mediengruppe hat die „mögliche
Veräußerung von Teilen des Portfolios der Mediengruppe“ bestätigt. Am
späten Dienstagnachmittag reagierte das Unternehmen nach stundenlangem
Schweigen in einem Schreiben an die Mitarbeiter auf einen Bericht des
Branchendienstes Horizont, [1][nach dem sich der Verlag „von sämtlichen
Zeitungen trennen“ wolle.] „Die Prüfung verschiedener Optionen wird
mindestens bis Mitte des Jahres dauern. Vor diesem Zeitpunkt wird es weder
konkrete Ergebnisse noch Entscheidungen dazu geben“, heißt es in dem
Schreiben, [2][aus dem Meedia zitiert.]
„Eine Überprüfung der Strategie findet üblicherweise regelmäßig in einem
Unternehmen statt, so auch bei DuMont. Aktuell gibt es weder konkrete
Ergebnisse noch Entscheidungen dazu“, teilte der Verlag zudem mit. Die
Mitarbeiter werden in dem Brief über keine konkreten Pläne informiert.
[3][Nach Informationen der Berliner Morgenpost] will DuMont nicht alle
Geschäftsbereiche, sondern einzelne Zeitungstitel veräußern.
Die Boulevardblätter Express, Hamburger Morgenpost und Berliner Kurier
sollen nach diesen Informationen in einer Dachgesellschaft gebündelt
werden. Deren Auflagen sanken in den letzten Jahren besonders schnell. So
könne Personal abgebaut und dem Tarif entgangen werden. Express.de könnte
in diesem Schritt zu einem bundesweiten Boulevardportal ausgebaut werden.
Die Redaktion des Berliner Kuriers wurde bereits 2016 mit der der Berliner
Zeitung zusammengelegt, seit 2017 werden Express und Kölner Stadt-Anzeiger
aus einem gemeinsamen Newsroom produziert.
„Es war in der Branche bekannt, dass DuMont schon im letzten Jahr mit
einzelnen großen Kollegen über Kooperationen und womöglich Teilverkäufe
verhandelt hat“, sagt der Zeitungsforscher Horst Röper zur taz. Es habe
sich allerdings nicht angedeutet, „dass dieses Haus nun förmlich entkernt
wird“. Auch Röper kann sich nicht vorstellen, dass sämtliche Titel
gemeinsam verkauft werden. Fehler sieht er vor allem auf der Eignerseite.
„Die Erben von Alfred Neven DuMont fühlen sich mit den Aufgaben, die sie
übernommen haben, offensichtlich überfordert.“
Arbeitnehmerverbände reagierten schockiert auf die Nachricht einer
möglichen Zerschlagung der traditionsreichen Mediengruppe. Die Gewerkschaft
Verdi nannte es „unerträglich, mit welcher Gleichgültigkeit die
Gesellschafter des Unternehmens mit den Existenzen Tausender Beschäftigter
umgehen“. Weder Betriebsräte noch Gewerkschaften seien über solche oder
ähnliche Pläne informiert worden.
## „Unredliches Verhalten“
Für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) bedeutet der mögliche Verkauf
der Regionalzeitungen einen „verlegerischen Offenbarungseid“ und einen
„weiteren Beleg für eklatantes Managementversagen in der Branche.“ Jetzt
müsse „die Politik ihre Verantwortung für die Meinungsvielfalt und den
Qualitätsjournalismus ernst nehmen“, teilte der DJV-Bundesvorsitzende Frank
Überall mit. Der DJV sprach von einem „Systemversagen einer Branche“. „D…
Medienstandort in Köln und die redaktionellen Arbeitsplätze müssen erhalten
bleiben“, forderte DJV-NRW-Vorsitzender Frank Stach.
Auch aus der Politik gibt es Kritik. Die medienpolitische Sprecherin der
Linken-Bundestagsfraktion, Doris Achelwilm, kritisierte, dass es bereits in
den letzten Jahren „enorme Umstrukturierungen zulasten der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter bei DuMont gegeben“ habe. „Die profitgetriebenen Pläne des
Konzernmanagements dürfen nicht weiter zulasten der Beschäftigten in den
Regionalzeitungen gehen. DuMont muss als Unternehmen Verantwortung
übernehmen und für sichere Arbeitsverhältnisse sorgen“, forderte sie in
einer Mitteilung.
Margit Stumpp, medienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion,
kritisierte, dass Betriebsräte und Gewerkschaften nicht über die Pläne
informiert wurden. Dies sei „ein unredliches Verhalten der Verantwortlichen
gegenüber ihren Mitarbeiter*innen“, teilte sie mit. „Ein solches Vorgehen
war von einem solch traditionsreichen Medienunternehmen nicht zu erwarten.“
DuMont ist eines der größten Medienhäuser in Deutschland. Neben den
genannten Zeitungen gehören auch die Kölnische Rundschau, die in Halle
erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (MZ) sowie verschiedene Zeitschriften
zum Verlag. Die MZ ist die einzige Regionalzeitung im südlichen
Sachsen-Anhalt. In Köln wird der Zeitungsmarkt nahezu vollständig von den
DuMont-Zeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express
beherrscht. Zudem ist DuMont an mehreren Radiosendern, zu 100 Prozent am
Bundesanzeiger Verlag und zu 25 Prozent an der israelischen Ha'aretz-Gruppe
beteiligt.
27 Feb 2019
## LINKS
[1] /Verlag-DuMont/!5576762
[2] https://meedia.de/2019/02/26/schreiben-an-die-mitarbeiter-dumont-bestaetigt…
[3] https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article216529807/Koelner-Medienhaus-Du…
## AUTOREN
Frederik Schindler
Finn Holitzka
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