| # taz.de -- Kommentar Friedensnobelpreis 2017: Yes, Ican | |
| > Der Friedensnobelpreis für die Kampagne zur weltweiten Ächtung von | |
| > Atomwaffen ist ein gutes Zeichen. Nur bewirken wird er nichts. | |
| Bild: Verlegung einer mobilen Startrampe für die atomwaffenfähige Interkontin… | |
| [1][Der Friedensnobelpreis 2017 für die International Campaign to Abolish | |
| Nuclear Weapons (Ican)] ist eine gute Wahl des Nobelpreiskomitees. Es ist | |
| der Versuch einer symbolischen Intervention, wieder einmal. Nicht ein | |
| Lebenswerk wird geehrt, sondern ein konkretes Anliegen wird unterstützt. | |
| Mit dem Preis unterstützt das Nobelpreiskomitee ausdrücklich den im Juli | |
| von der UN-Generalversammlung gegen den Willen aller offiziellen und | |
| inoffiziellen Nuklearmächte von 122 Staaten verabschiedeten Vertrag zur | |
| weltweiten Ächtung von Atomwaffen. Der Vertrag ist noch nicht in Kraft, | |
| weil ihn derzeit noch nicht ausreichend Länder ratifiziert haben. Und wenn | |
| er denn in Kraft tritt, wird er die Realität wenig bis gar nicht verändern. | |
| Nicht, weil er schlecht konzipiert wäre – sondern weil die reale Macht der | |
| Verweigerer einfach zu groß ist. | |
| Das Ziel einer atomwaffenfreien Welt ist so alt wie die Atomwaffen selbst, | |
| erst recht nach ihrem ersten Einsatz durch die USA 1945 in Hiroshima und | |
| Nagasaki. Barack Obama hatte sich das Ziel 2009 kurz nach seinem | |
| Amtsantritt als US-Präsident in seiner Prager Rede zu eigen gemacht – dabei | |
| blieb es dann aber auch. | |
| Der Nukleardeal mit Iran, außenpolitischer Meilenstein von Obamas Amtszeit, | |
| steht mit seinem Nachfolger auf der Kippe. Und mit Donald Trumps Drohung | |
| „völliger Zerstörung“ Nordkoreas ist ein neuer Tiefpunkt seit Ende des | |
| Kalten Krieges erreicht. Seit der im Systemkonflikt zwischen Ost und West | |
| grundsätzlich bestehenden Androhung wechselseitiger Zerstörung hat kein | |
| Führer eines demokratischen Staates mehr den Einsatz von Atomwaffen zum | |
| Erreichen politischer Ziele offensiv ins Spiel gebracht. | |
| Der Nobelpreis versucht, in dieser Situation ein Zeichen der Solidarität | |
| mit all jenen zu senden, die sich mit dem Ende der Abrüstungsziele nicht | |
| abfinden wollen, die mit allen Mitteln das Gegensteuern versuchen. Das ist | |
| gut. Nobel, möchte man sagen. Es ist ein Preis, den die westlichen | |
| Regierungen keineswegs pflichtschuldig feiern können wie den an Kolumbiens | |
| Präsidenten Juan Manuel Santos im vergangenen Jahr – denn er betrifft sie | |
| selbst, die Verweigerer. | |
| Er ist auch nicht, wie seinerzeit die Preise für Jimmy Carter (2002) oder | |
| Al Gore (2007), ein direkt und fast ausschließlich gegen den Machthaber im | |
| Weißen Haus gerichtetes Statement einer europäischen Institution. Es ist | |
| ein Preis, der tatsächlich im Namen der Weltbevölkerung für den Einsatz für | |
| ein überlebenswichtiges Ziel vergeben wird. | |
| Nur: Bewegen könnte er nur dann etwas, wenn er in den Ländern der | |
| Verweigerer selbst benutzt würde, um die eigenen Regierungen unter Druck zu | |
| setzen. Zum Beispiel in Deutschland, das, würde es den Vertrag | |
| unterzeichnen, die Stationierung von US-Atomwaffen auf deutschem Boden | |
| untersagen und die nukleare Zusammenarbeit im Rahmen der Nato aufgeben | |
| müsste. Das ist mehr als unwahrscheinlich. | |
| Der Nobelpreis ist eben doch nur das: ein Preis. | |
| 6 Oct 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernd Pickert | |
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