| # taz.de -- Sicherheitspolitik in Deutschland: Antiterrorkampf als Wahlkampfhit | |
| > Union und SPD streiten sich über die Sicherheitspolitik. Über eine | |
| > erweiterte Abschiebehaft für „Gefährder“ sind sie sich aber weitgehend | |
| > einig. | |
| Bild: Sollen „Gefährder“ mit einer elektronischen Fußfessel versehen werd… | |
| Berlin taz | Die Große Koalition streitet sich über die Konsequenzen aus | |
| dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin. Er frage sich, „ob alle | |
| in der SPD bereit sind, harte Maßnahmen wirklich mitzutragen“, sagte Thomas | |
| de Maizière (CDU) der Bild am Sonntag. Der Bundesinnenminister hat kürzlich | |
| ein ganzes Bündel von Vorschlägen vorgelegt, von mehr Videoüberwachung bis | |
| zur Zentralisierung des Verfassungschutzes. „Gerade bei der konkreten | |
| Verbesserung der Abschiebemöglichkeiten könnten wir viel weiter sein“, | |
| moniert er nun. | |
| Die SPD reagierte verärgert. „Herr de Maizière lenkt nur vom eigenen | |
| Versagen ab“, konterte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, er solle | |
| lieber „seine Arbeit ordentlich machen“. Das Chaos beim Bundesamt für | |
| Migration und Flüchtlinge (Bamf) sei der Grund, warum der Berliner | |
| Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri mit 14 verschiedenen Identitäten durch | |
| Deutschland reisen konnte. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann forderte den | |
| Innenminister auf, das bestehende Recht stärker anzuwenden. Abgelehnte | |
| ausreisepflichtige Asylbewerber, die als „Gefährder“ gelten, seien in | |
| Gewahrsam zu nehmen und konsequenter als bisher abzuschieben. | |
| Laut Bundesinnenministerium halten sich derzeit 224 „Gefährder“ mit | |
| ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland auf. 62 von ihnen sind | |
| abgelehnte Asylbewerber. Justizminister Heiko Maas (SPD) will sich bald mit | |
| de Maizière treffen und über eine „erweiterte Gefährderhaft“ sprechen. Er | |
| wolle, dass „Gefährder“ in Abschiebehaft genommen werden, solange deren | |
| Heimatländer die Aufnahme ihrer Bürger verweigerten, teilte er mit. | |
| Die innere Sicherheit dürfte eines der wichtigsten Themen des kommenden | |
| Bundestagswahlkampfs werden. Alle Parteien überbieten sich derzeit mit | |
| Vorschlägen, was zu tun sei. Von de Maizières Vorschlägen halte er aber | |
| wenig, sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel dem Spiegel.Es sei unglaubwürdig, wenn | |
| die CDU nun nach dem starken Staat rufe, aber der Bundespolizei 14.000 | |
| Stellen fehlten. Er sei dafür, salafistische Moscheen zu verbieten, | |
| Gemeinden aufzulösen und Prediger auszuweisen. Im Kampf gegen Islamismus | |
| und Terrorismus müsse aber auch der Zusammenhalt der Gesellschaft gestärkt | |
| und dafür gesorgt werden, „dass Stadtteile nicht verwahrlosen, Dörfer nicht | |
| verkommen und Menschen sich nicht immer mehr radikalisieren“. Das sei auch | |
| „ein kultureller Kampf“, so Gabriel. | |
| Grüne und FDP zeigten sich offen für eine Verschärfung der Abschiebehaft, | |
| sehen de Maizières Maßnahmen ansonsten aber kritisch. Auch der Deutsche | |
| Richterbund warnte vor Aktionismus. „Der politische Wettlauf um schärfere | |
| Sicherheitsgesetze zum Auftakt des Wahljahres erweckt den fatalen Eindruck, | |
| dass unser Rechtsstaat den Gefahren des Terrorismus weitgehend hilflos | |
| gegenübersteht“, sagte dessen Vorsitzender, Jens Gnisa. Defizite gebe es | |
| eher „beim Vollzug der bestehenden Vorschriften“. | |
| 8 Jan 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bax | |
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