| # taz.de -- Entschärfte Prohibition: Bremen entspannt sich | |
| > Bremens Drogenpolitik soll gelockert werden, beschließt die Bürgerschaft. | |
| > Der Hanfverband ist entzückt, die CDU hingegen eher weniger. | |
| Bild: Gilt auch in Bremen nicht als harmlos, entschärft wird die Verfolgung tr… | |
| BREMEN taz | Die Bremer Bürgerschaft hat die Lockerung im Umgang mit | |
| Cannabis beschlossen – mehrheitlich mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linken | |
| und FDP. Einzig CDU, AfD und Alfa stimmten dagegen. „Ich bin begeistert von | |
| dem, was in Bremen passiert“, sagt dazu Georg Wurth, Geschäftsführer des | |
| Deutschen Hanfverbandes. | |
| Denn gute Absichten zur Lockerung der Drogenpolitik seien zwar in manchem | |
| rot-grünen Koalitionsvertrag vereinbart, „aber meist blockiert oder | |
| verzögert die SPD dann die Umsetzung – erstaunlicherweise ist sie in Bremen | |
| aber tatsächlich voll mit im Boot“, sagt er. | |
| Wer mit Cannabis in kleineren Mengen zum Eigenkonsum erwischt wird und | |
| nicht mit der Droge handelt, soll künftig in Bremen nicht mehr | |
| strafrechtlich verfolgt werden. Ebenso soll nicht mehr automatisch der | |
| Führerschein eingezogen werden, wenn bei Verkehrsteilnehmern geringe Mengen | |
| Cannabis im Blut nachgewiesen werden. | |
| ## Umsetzung recht unproblematisch | |
| Letzteres sei recht leicht umzusetzen und habe auch Gültigkeit für | |
| BremerInnen, die außerhalb der Landesgrenzen Auto fahren, sagt Wurth, „denn | |
| zuständig ist die Führerscheinstelle am Wohnort“. Die Erhöhung der | |
| Eigenbedarfsmenge sei ebenso unproblematisch wie die Erlaubnis, | |
| entsprechende Mengen selbst anbauen zu dürfen. „Das ist auch deswegen gut, | |
| weil es den Schwarzmarkt schwächt und dafür sorgt, dass der Konsument die | |
| Wirkstoffmenge selbst bestimmen kann und im Blick hat“, sagt Wurth. | |
| Komplizierter werde es allerdings bei der Strafverfolgung, denn die Polizei | |
| müsse in jedem Fall des Verdachts einer Straftat Ermittlungen aufnehmen: | |
| „Auf Länderebene zu sagen, dass ein Strafverfahren gar nicht eröffnet | |
| werden soll, könnte also problematisch werden.“ | |
| Enttäuscht ist Wurth, dass Bremen sich nur noch per Bundesratsinitiative | |
| für eine kontrollierte Cannabis-Abgabestelle stark machen will: „Bevor man | |
| mit Blick auf den gescheiterten Versuch in Berlin-Friedrichshain hier sagt, | |
| das ist auf Länderebene nicht machbar, hätte ich es gut gefunden, wenn erst | |
| einmal der Versuch gemacht worden wäre, eine kleinere Lösung zu | |
| installieren.“ | |
| Damit meint er: Eine Abgabestelle nicht für alle, sondern für Menschen mit | |
| Konsumerfahrung oder sogenannte „Problemkonsumenten“ – wenngleich, das | |
| räumt er ein, „dadurch möglicherweise ein zu großer Fokus auf die wenigen | |
| gelegt wird, die tatsächlich Probleme durch Cannabis haben“. Gerade dieser | |
| Kifferkreis halte ja stets für all jene her, die sich gegen eine | |
| Liberalisierung aussprächen. | |
| ## Die Prävention stärken | |
| Dazu gehört auch die CDU. So findet Rainer Bensch, gesundheitspolitischer | |
| Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, dass Cannabis „für junge Menschen | |
| oft der Einstieg in den Konsum harter Drogen“ sei. Eine Abgabe sollte | |
| deshalb nur in medizinisch begründeten Ausnahmesituationen unter ärztlicher | |
| Aufsicht erlaubt sein. Der Senat möge „seinen Eifer nicht weiter in eine | |
| vernebelte Scheindebatte investieren“, sondern die Drogenprävention | |
| stärken. | |
| Das freilich ist durchaus Teil der Bremer Liberalisierungspläne: Wichtig | |
| sei, heißt es im Senatsbeschluss, „dass Cannabis nicht als harmlose Droge | |
| bagatellisiert wird. Berücksichtigt werden soll auch, dass Cannabiskonsum | |
| bereits bei Kindern stattfindet – die Aufklärung und Prävention sollte | |
| spätestens im frühen Teenageralter beginnen und muss zudem die Eltern mit | |
| einbeziehen.“ Das klamme Land hofft außerdem im Falle einer staatlichen | |
| Cannabis-Abgabe auf zusätzliche Steuereinnahmen, die in Prävention und | |
| Suchtberatung investiert werden sollen. | |
| „Eine Liberalisierung würde verharmlosen und den Zugang erleichtern“, | |
| findet hingegen Rainer Bensch und findet dabei Unterstützung von Bremens | |
| Polizeipräsident Lutz Müller: Der sagte Ende März gegenüber dem | |
| Weser-Kurier: „Wir legalisieren eine Droge und erhöhen zeitgleich die | |
| Prävention, um die Menschen davon abzuhalten, sie zu konsumieren? Das will | |
| nicht in meinen Kopf.“ | |
| 22 Apr 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schnase | |
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