# taz.de -- Coffeshops: Kiffer brauchen langen Atem | |
> Berlins Modellversuch für die kontrollierte Cannabis-Abgabe wurde | |
> kassiert. Darüber, was das für Hamburg und Bremen heißt, herrscht | |
> Uneinigkeit. | |
Bild: In Amsterdam stehen prachtvolle Coffeshops, in Norddeutschland noch lange… | |
HAMBURG taz | Die Entscheidung kam wie erwartet: Als das Bundesamt für | |
Arzneimittel und Medizinprodukte am Montag den Antrag des Berliner Bezirks | |
Kreuzberg-Friedrichshain ablehnte, dort legal Cannabis abzugeben, waren die | |
zuständigen Gesundheits- und Drogenpolitiker in Hamburg und Bremen, wo | |
ähnliche Modellversuche geplant sind, kaum verwundert. Denn schließlich | |
untersteht das Bundesamt direkt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe | |
(CDU), der ein entschiedener Gegner der Freigabe von Cannabis ist. | |
Doch die Schlüsse, die Rot-Grün aus dem Berliner Veto zieht, könnten | |
unterschiedlicher kaum sein. Für Rico Schmidt, Sprecher der SPD-geführten | |
Gesundheitsbehörde, war ein Hamburger Modellversuch zur Cannabis-Abgabe | |
schon nach einer unlängst im Hamburger Rathaus durchgeführten | |
Expertenanhörung „praktisch gestorben“. Die Berliner Ablehnung habe nun | |
noch einmal gezeigt, dass es „extrem hohe Hürden gibt, so etwas zu machen“. | |
Nur „faktisch ist die Abgabe noch nicht tot“, sagt Schmidt, rechnet aber | |
damit, dass nach einer Befragung der zuständigen SenatorInnen im | |
Gesundheitsausschuss endgültig der Deckel auf das Thema gemacht werden | |
könnte. | |
Das will der Hamburger Justizsenator Till Steffen (Grüne) unbedingt | |
verhindern – und deshalb über den Bundesrat eine Gesetzesinitiative auf den | |
Weg bringen: „Durch die Absage an das Berliner Modellprojekt wird deutlich, | |
dass sinnvolle Lösungen mit den bisherigen Gesetzen nicht möglich sind“, | |
bewertet Steffen das Berliner Veto. „Ich plädiere dafür, jetzt zu prüfen, | |
welchen Bedarf wir für Gesetzesänderungen auf Bundesebene sehen.“ | |
Auch für seine Parteifreundin, die gesundheitspolitische Sprecherin der | |
Hamburger Grünen Christiane Blömeke, ist die Diskussion um eine | |
kontrollierte Cannabis-Freigabe in Hamburg „noch lange nicht am Ende“. Es | |
gehe lediglich darum, „die Berliner Ablehnung in Ruhe auszuwerten und die | |
Berliner Fehler zu vermeiden“. | |
So hätten die Kreuzberger Verantwortlichen etwa auf die wissenschaftliche | |
Begleitung des geplanten Projekts verzichtet, was ihnen nun auf die Füße | |
gefallen sei. Zudem gehe es bei dem Modellversuch um eine Diskussion über | |
eine „zeitgemäße Drogenpolitik“ – und das sei ein langfristiges Thema. | |
Langfristig sind auch Blömekes Zielvorgaben: „Wir wussten, dass uns in | |
Berlin Widerstand erwartet“, doch das könne sich nach der Bundestagswahl | |
2017 ja ändern. Im Klartext: Nur bei einem roten oder grünen | |
Bundesgesundheitsminister hat die Cannabis-Freigabe eine Chance. | |
So sieht das auch Blömekes Parteifreund Wilko Zicht, in Bremen | |
drogenpolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir werden | |
jetzt in der Koalition einen Entwurf erarbeiten, der die Berliner Fehler | |
vermeidet“, geht Zicht aufs Gas, wo andere auf die Bremse drücken. Und | |
sollte man „am in Berlin nicht vorhandenen politischen Willen scheitern“, | |
bleibe noch der Weg über die Gerichte oder die Hoffnung auf eine neue | |
Zusammensetzung der Bundesregierung nach 2017. „Durch die erwartbare | |
Ablehnung des Berliner Modellversuchs hat sich für Bremen nichts | |
verändert“, so Zicht. | |
Die CDU dagegen übt sich einträchtig und stadtübergreifend in Häme und | |
Wortspielereien. Die „vernebelte Idee“ der Haschisch-Freigabe habe sich nun | |
auch in Bremen in Luft aufgelöst, freut sich CDU-Fraktionschef Thomas | |
Röwekamp. Und die gesundheitspolitische Sprecherin der Hamburger | |
CDU-Bürgerschaftsfraktion Birgit Stöver äzt: „Mit dieser Entscheidung hat | |
sich die grüne Kifferromantik auch in Hamburg erledigt.“ | |
6 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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