# taz.de -- Großeinsätze gegen Drogenhändler: Bremer Polizei fährt groß auf | |
> Polizei und Staatsanwaltschaft in Bremen präsentieren Ermittlungserfolg | |
> gegen mutmaßliche Drogendealer. Sechs Männer sitzen in U-Haft, auch | |
> mutmaßliche Drahtzieher | |
Bild: Zwischen ihnen und der Polizei herrscht keine Einigkeit: Demo für die Fr… | |
BREMEN taz | Nach acht Monaten verdeckter Ermittlungen sowie mehrerer breit | |
angelegter Razzien gegen Drogenhändler haben Staatsanwaltschaft und Polizei | |
Bremen gestern ihre Ergebnisse präsentiert: Es sei gelungen, sagte | |
LKA-Leiter Daniel Heinke, die Arbeitsstruktur des organisierten | |
Drogenhandels in den beiden Brennpunkten der Stadt komplett zu zerschlagen | |
– dem Hauptbahnhof und dem Steintorviertel. | |
Im Rahmen eines „Strukturverfahrens“, durchgeführt von einer „besonderen | |
Aufbauorganisation“ mit dem Namen „BAO Honigtopf“, haben in den vergangen… | |
Monaten 270 Einsatzkräfte 19 Wohnungen in Bremen, Niedersachsen und | |
Nordrhein-Westfalen durchsucht und 4,5 Kilo Kokain, 1,2 Kilo Heroin, 7,5 | |
Kilo Marihuana sowie „verdächtige flüssige Substanzen“, Equipment, | |
Unterlagen und 80.000 Euro Bargeld beschlagnahmt. 14 Personen wurden | |
festgenommen, sechs Männer sitzen in Untersuchungshaft. | |
„Der Name der BAO bedeutet: Wir müssen unsere Männer direkt an der Quelle | |
bekommen, also mit der Hand im Honigtopf“, erläuterte Andree Lehmann, | |
Leiter der Kriminaldirektion für Strukturdelikte, das Verfahren. Polizei | |
und Staatsanwaltschaft hätten in den vergangenen Monaten versucht, „die | |
Blackbox aufzumachen, um die Struktur des Drogenhandels zu erkennen und | |
aufzulösen“. Das sei gelungen. | |
Nach den gewonnenen Erkenntnissen der ErmittlerInnen stammt der größte Teil | |
der Bremer Drogenhändler, die in den Bereichen Hauptbahnhof und | |
Steintorviertel unterwegs seien, aus dem westafrikanischen Guinea und | |
gehörten der Volksgruppe der Fula oder Fulbe an. Auch die Köpfe der | |
Händlernetzwerke stammten in der Regel aus Guinea. | |
Manche der Straßenhändler seien bereits in ihrer Heimat angeworben worden. | |
Andere seien als Flüchtlinge nach Bremen gekommen, in der Hoffnung, einen | |
Schul- oder Ausbildungsplatz zu bekommen: „Die werden dann angesprochen und | |
geködert mit Aussagen wie: Du hast hier doch eh keine Chance“, sagte | |
Lehmann. Das ist freilich richtig: Der größte Teil der Asylanträge von | |
Geflüchteten aus Guinea wird abgelehnt, für viele gilt mindestens ein | |
eingeschränktes Arbeitsverbot. | |
Potenzielle Händler durchliefen laut Lehmann ein strukturiertes | |
„Ausbildungsverfahren“: Ein halbes Jahr lang liefen die Männer mit, ohne | |
selbst Drogen bei sich zu tragen: „Sie lernen erst einmal ihr Netzwerk und | |
die Zivilpolizei kennen, damit sie später entsprechend reagieren können.“ | |
Dann begännen sie mit Kleinstmengen Cannabis: „Denn leider besteht ja das | |
Problem, dass sie in der Regel dafür nicht belangt werden“, sagte Lehmann. | |
Erst der routinierte Drogenhändler verkaufe später auch harte Drogen. | |
Zwischen ein- und dreitausend Euro verdienten die Händler im Monat, so | |
Lehmann. Davon werde der größte Teil zu den Familien nach Hause geschickt. | |
„Die Beteiligten haben selbst kein Drogenproblem. Es geht hier | |
ausschließlich ums Geld.“ | |
Auch Minderjährige seien dabei: Erst am vergangenen Montag, bei einer breit | |
angelegten Razzia im Steintorviertel, sei ein 16-Jähriger „mit sechs | |
Verkaufseinheiten Marihuana“ erwischt worden, sagte Polizei-Vizepräsident | |
Dirk Fasse. Gemeinsam mit dem Amt für Soziale Dienste müsse künftig | |
verstärkt danach geschaut werden, wie man solchen Jugendlichen eine | |
Perspektive bieten könne. | |
Er ist sich sicher, dass durch die Inhaftierung wichtiger Hintermänner die | |
in Jahren aufgebaute Organisationsstruktur empfindlich getroffen wurde. | |
Aber auch künftig werde die Polizei „konsequent einschreiten, auch mit | |
Festnahmen und Platzverweisen.“ Denn: „Natürlich wird es immer Konsumenten | |
geben. Deswegen gehen wir davon aus, dass die Bekämpfung des Drogenhandels | |
ein Thema bleiben wird.“ | |
18 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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